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ZDF-Dreiteiler "Honigfrauen": Freiheit am Plattensee

Der TV-Dreiteiler "Honigfrauen" ist eine Geschichte von zwei Schwestern, die auszogen, die Freiheit zu kosten - und dabei fast sich selber verloren hätten.

Von Klaus Braeuer, dpa 22.04.2017, 22:59

Berlin (dpa) - In Geschichten aus der ehemaligen DDR darf eine Name nicht fehlen: Anja Kling: Zuletzt war die 47-Jährige als Mutter zweier Töchter im ZDF-Dreiteiler "Der gleiche Himmel" zu sehen. Jetzt wirkt sie erneut in einem ZDF-Dreiteiler mit: "Honigfrauen".

Die erste Folge wird an diesem Sonntag (20.15 Uhr) ausgestrahlt, die weiteren an den beiden folgenden Sonntagen (jeweils um 20.15 Uhr).

Es ist das Jahr 1986 und Sommer, und in dem Film geht es viel mehr um die beiden Töchter von Kirsten Streesemann (Anja Kling), nämlich Catrin (Cornelia Gröschel) und Maja (Sonja Gerhardt). Sie leben alle zusammen mit Papa Karl (Götz Schubert) in Erfurt. Aus der engen Wohnung wollen die beiden Mädels einfach mal raus, und zwar nach Ungarn an den Balaton (Plattensee) - so weit weg von daheim waren sie noch nie.

Die begehrte Reiseerlaubnis haben sie bereits, und so trampen sie frohgemut dorthin, auf einen Campingplatz direkt am Wasser. Dort verliebt sich Catrin alsbald in Rudi (Franz Dinda), der sich jedoch als Stasi-Spitzel entpuppt, von denen es am Balaton offenbar nur so wimmelt.

Im Visier der Stasi ist schon länger der Geschäftsführer des Luxushotels "Balaton Residenz", Tamás Szabo (Stipe Erceg), der sich auch als Fluchthelfer betätigt. Ausgerechnet in diesen etwas älteren Mann verliebt sich Maja, und sie wird später mit ihrer Schwester in das Schicksal des gemeinsamen Freundes Timo (Sebastian Urzendowsky) verstrickt, der zu seiner westdeutschen Freundin Lilian (Alice Dwyer) fliehen will. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Nachbar auf dem Campingplatz, Erik (Dominic Raacke), der die beiden jungen Frauen ständig beobachtet. Prompt reisen ihre Eltern flugs hinterher, um nach dem Rechten zu sehen.

Anja Kling (46, "Dresden Mord", "Zweibettzimmer", beide ZDF) spielt die besorgte Mutter, die gerne Honecker-Witze erzählt und ein großes Geheimnis mit sich herumträgt. "Sie ist eine lebensfrohe und positiv eingestellte Frau", sagte Kling im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Vielleicht hätte sie sich ein anderes Leben gewünscht, im Westen, mit mehr Freiheit und mit vielen Reisen. Aber sie hat sich arrangiert mit dem Leben im Plattenbau des Ostens und hat es sich so gut wie möglich eingerichtet." Das ist eine ganz andere Frau als die linientreue und ehrgeizige Mutter, die sie kürzlich im Dreiteiler "Der gleiche Himmel" gespielt hat.

Für Kling zählt, dass der Film und seine Protagonisten zu einem hohen Grad unbekümmert wirken. "Wir gucken von außen auf ein Stück Zeitgeschichte, das in großen Teilen auch eine Liebesgeschichte ist", sagte Kling weiter. "Eine Geschichte in dieser Art hätte sich in der damaligen Zeit natürlich ereignen können. Sie ist ja mit einer großen Leichtigkeit erzählt, es ist ein Badehosen-Sommerfilm, ohne allzu großen Tiefgang, sehr fröhlich und heiter, aber das ist genauso gewollt."

Für die schönen Aufnahmen am idyllischen See (mit Baden, Angeln, Radeln, Campen und so weiter), die gute Ausstattung (vor allem der Kostüme und der Autos) und die tolle Musik mag das durchaus gelten. Zwar wird auch etwas Zeitgeschehen beleuchtet, wie zum Beispiel der Tod des DDR-Teenie-Idols Dean Reed am 13. Juni 1986, und immerhin geht es um Themen wie Lebenslügen, Ausspionieren, Fluchthilfe - nahezu alle Beteiligten hängen irgendwie mit drin.

Aber insgesamt ist der Film doch recht unpolitisch geraten, was vermutlich auch die Absicht der Autorin Natalie Scharf ("Frühling", ZDF) und des Regisseurs Ben Verbong ("Sophie kocht", ARD) gewesen ist. Vielleicht hätten zwei Teile ausgereicht, und ob die Verteilung der Sendeplätze auf drei Sonntage nacheinander funktioniert, bleibt abzuwarten. Ist zu hoffen, dass die Zuschauer trotzdem dran bleiben, denn so mancher Dialog ("In absehbarer Zeit hat jeder einen Computer zuhause." - "Ach ja? Eher fällt die Mauer!") und vor allem das erfrischende und glaubhafte Spiel von Cornelia Gröschel und Sonja Gerhardt hätten es verdient.

Die Honigfrauen