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Jan Fedder: Mit Herz und Hirn im Großstadtrevier

Die Krimi-Vorabenddauerserie Großstadtrevier startet in ihre 29. Staffel. Milieu-Ermittler Matthies alias Jan Fedder verlässt sich bei seinen Ermittlungen nun immer mehr auf seinen Kopf als auf die Beine.

Von Ulrike Cordes, dpa 29.11.2015, 17:00
Jan Fedder lässt es im «Großstadtrevier» jetzt ruhiger angehen. Foto: Thorsten Jander/ARD
Jan Fedder lässt es im «Großstadtrevier» jetzt ruhiger angehen. Foto: Thorsten Jander/ARD Thorsten Jander/ARD

Hamburg (dpa) - Verträumt blickt Polizeioberkommissar Dirk Matthies (Jan Fedder), der so langsam in die Jahre kommt, aus seinem neuen Auto auf den Eingang seiner Dienststelle.

Vor seinem geistigen Auge sieht er sich mit Kollegin Ellen Wegener, seiner großen Liebe, zum Einsatz aus dem Gebäude eilen - beide lächelnd, dynamisch und jung. Mit der Reminiszenz an Schauspielerin Mareike Carrière (1954-2014), die ab 1986 als erste Streifenpolizistin des deutschen Fernsehens im Großstadtrevier unterwegs war, beginnt die 29. Staffel der Kultkrimiserie. Auch sonst geht es in der Folge Das Licht an diesem Montag (18.50 Uhr) in der ARD zunächst melancholisch zu.

Polizeihauptmeister Hannes Krabbe (Marc Zwinz) etwa bemitleidet sich, weil er sich mit Donuts über sein Single-Dasein hinweg trösten muss. Und der gewissenhafte junge Daniel Schirmer (Sven Fricke) hat Eheprobleme - weshalb ihn seine Frau in die Paartherapie zwingt. Doch bald wird die Lage richtig hart auf dem 14. PK, das in Produktion von Studio Hamburg im Auftrag der ARD seit knapp 30 Jahren in der Hansestadt ermittelt und dabei noch immer von im Schnitt 2,5 Millionen Zuschauern verfolgt wird. In der Wohnung von Matthies’ Buddy Paul Dänning (Jens Münchow), der gerade in einer Tonne am Hafen ein Foto einer schönen Frau verbrennt, wird viel Geld gefunden - man verdächtigt den kräftigen, aber sensiblen Polizisten, an einem Bankraub beteiligt gewesen zu sein.

Während Dänning in U-Haft neben einem brutalen Zellenmitbewohner schmachtet, tun seine erschütterten Kollegen unter den gestrengen Blicken von Oberrätin Küppers (Saskia Fischer) alles, um ihn da rauszuhauen. Harry Möller (Maria Ketikidou) heftet sich dem leicht debilen Sexshop-Betreiber Bördy (Uke Bosse) an die Fersen. Und was hat es mit Pauls geheimnisvoller Freundin auf sich, der Kiezclub-Sängerin Mira Jansen (Anneke Schwabe), die Matthies nach gezielter Internetrecherche persönlich ins Visier nimmt? Den Fall nach dem Drehbuch von Norbert Eberlein klärt Regisseur Lars Jessen in bewährt solider, immer wieder sehr menschelnder Großstadtrevier-Manier auf. Dabei sorgt noch ein neuer Streifenpolizist, der penible Piet Wellbrook (Peter Fieseler), für Unmut auf der Wache.

Im Verlauf der Staffel bekommen es die Ermittler aber auch wieder mit politischen Problemen zu tun. So geht es in Folge vier (Der Anschlag, 21.12.) um eine Mutter, die Angst hat, dass ihr Sohn sich der Terrororganisation IS anschließt - nach den Vorfällen von Paris aktueller denn je.

Der 60-jährige Schauspieler, selbsternanntes altes Zirkuspferd, steckt 2015 nach zwei krankheitsbedingten Pausen wieder voll in Arbeit. Nach sechs Folgen Neues aus Büttenwarder und einem Hafenpastor-Film ist er noch bis kurz vor Weihnachten mit den insgesamt 16 neuen Großstadtrevier-Episoden beschäftigt. Dabei lässt er seinen humanen Kommissar, seit 1992 quasi sein zweites Ich, mehr und mehr mit dem Kopf als mit den Beinen Verbrecher jagen.

Als Milieu-Ermittler beobachtet Matthies jetzt viel, redet mit den richtigen Leuten auf dem Kiez und kann mit seiner langen Erfahrung einen Fall richtig einschätzen, sagt Fedder im norddeutsch-schnodderigen Tonfall, man wird eben ein bisschen älter und macht es sich ein bisschen bequemer.

Offen sagt der Urhamburger, der stark abgenommen hat, dass er sich ganz gut fühle und das weiter so nutzen wolle, wie es geht. Aber völlig der Alte werde er wohl nie wieder. Nächstes Projekt? Erst mal Weihnachten feiern, dann sehen wir weiter, brummt Fedder.

Als das Gespräch auf die Szene mit Mareike Carrière kommt, geht sein Blick noch einmal lächelnd zurück. Sie war ja meine erste Partnerin - wir waren wohl wirklich ein tolles Paar, sinniert der Publikumsliebling.