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Showtime Liebe und Literatur - Gottschalk auf allen Kanälen

Thomas Gottschalk hat jetzt eine eigene Literatursendung im Bayerischen Fernsehen. Aber auch sein alter Haussender ZDF hat sich Gedanken gemacht - und plant eine Sendung für seinen langjährigen Kultmoderator.

Von Britta Schultejans und Andreas Heimann, dpa 20.03.2019, 17:50

Augsburg (dpa) - Wenn der Name Thomas Gottschalk fällt, denken viele an "Wetten dass..?". Kein Wunder, keiner hat die gleichnamige Samstagabendshow im ZDF über so viele Jahre so lässig moderiert wie er.

Nun wird Gottschalk bald 70 - am 18. Mai 2020. Und aus diesem Anlass schenkt der Sender ihm - was wohl: eine Show. Der Titel und das genaue Sendedatum stehen dem ZDF zufolge noch nicht fest. Es werde eine einmalige Geschichte, sagte ein Sprecher am Mittwoch, also keine Neuauflage der beliebten, quotenstarken Show, die Gottschalk von 1987 bis 1992 und von 1994 bis 2011 moderiert hatte. Aber zumindest dürfte das ein oder andere an "Wetten dass..?" erinnern, wie ZDF-Unterhaltungschef Oliver Heidemann gegenüber dem Branchendienst "DWDL.de" und dem Entertainmentportal "goldenekamera.de" durchblicken ließ.

Gottschalk ist ohnehin im Fernsehen wieder präsent wie lange nicht. Neben der Geburtstagsshow plant das ZDF etwa eine Sendung mit ihm zum Jubiläum "50 Jahre ZDF-Hitparade", die voraussichtlich am 27. April gezeigt wird. Bei RTL ist er zusammen mit Barbara Schöneberger und Günther Jauch bald (4. und 11. Mai, jeweils 20.15 Uhr) live in der Show "Denn sie wissen nicht, was passiert!" zu sehen. Und im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks hat er gerade die neue Literatursendung "Gottschalk liest?" bekommen.

Zu Beginn der ersten Folge erzählt Gottschalk, in Augsburg schließe sich der Kreis. Denn in Augsburg habe Frank Elstner ihm einst "Wetten, dass..?" übertragen. Am Dienstagabend wurde die erste Episode der neuen Show ausgestrahlt, aufgezeichnet wurde sie in Augsburg Anfang des Monats. "Wetten, dass..?" und "Gottschalk liest?" haben nur das Fragezeichen gemeinsam - und natürlich Gottschalk. Ein Neuanfang an historischer Stätte.

Dass das Thema Neuanfang derzeit für Gottschalk ein großes sein dürfte, weiß die Öffentlichkeit seit Montag. Da wurde bekannt, dass der Entertainer sich von seiner Frau Thea getrennt hat - nach mehr als 40 Jahren Ehe und 47 Jahren Beziehung. Das bestätigte sein Anwalt. Zwar wurde die Sendung schon aufgezeichnet, bevor das Ehe-Aus bekannt wurde. Allerdings sind die Gottschalks nach Angaben von Anwalt Christian Schertz auch schon seit "geraumer Zeit" kein Paar mehr.

Da dürfte der ein oder andere Zuschauer am späten Dienstagabend ("Gottschalk liest?" läuft um 22.00 Uhr) die neue Literatursendung im dritten Programm auch eingeschaltet haben, um zu sehen, wie Gottschalk sich so schlägt ohne Thea im Hintergrund.

Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks verdoppelt Gottschalk mit seiner der ersten Ausgabe seiner neuen Sendung den Marktanteil auf dem Sendeplatz nach BR-Angaben auf 8,6 Prozent. 470 000 Zuschauer schalten bundesweit ein, in Bayern sind es 290 000.

Der Vollprofi Gottschalk (68) lässt sich von etwaigen privaten Turbulenzen freilich nichts anmerken. Bunt wie eh und je begrüßt er sein Publikum, ausgebreitete "Wetten, dass..?"-Arme inklusive. Sein buntes Outfit erinnert an diesem Abend an ein Priestergewand. Passend, hatte er doch in der Werbung für seine neue Sendung geistliche Bezüge gewählt, um sein neues Amt als Literatur-Talker zu beschreiben: "Ich bin auf keinen Fall auf dem Weg zum Literaturpapst. Ich bin und bleibe Literaturkaplan."

Als ersten Gast begrüßt er Moderatorin und Autorin Sarah Kuttner, die mit "Kurt" ein Buch über den Tod eines kleinen Kindes geschrieben hat. Um "Verlust, Trauer und das Wesen der Liebe" geht es darin, wie es in dem Beitrag heißt, der Kuttner und ihr Buch ankündigt. Es gehe um eine klassische Beziehung "nach Regeln, die wir alle kennen und so schon lange kannten", sagt Gottschalk. "War das die Frage?", fragt Kuttner irgendwann.

Gottschalks Start in die Welt der Bücher gerät holprig. Kuttner korrigiert ihn mehrfach - unter anderem weil er nicht mehr ganz auf dem Zettel hat, welche Figur nun lesbisch ist. "Flüchtigkeitsfehler", erklärt Gottschalk - und leitet kurz darauf über zu Ferdinand von Schirach, den er im Gegensatz zu Kuttner siezt und dem er bescheinigt, lustig zu sein - "auch wenn Sie es nicht sein wollen".

"Ich glaub, das ist das größte Kompliment, das ich jemals bekommen habe, dass Gottschalk zu mir sagt: Das ist lustig", entgegnet der Ex-Anwalt von Schirach. Und: "Sie sind ja so ein Mensch, der eine Begabung zum Glück hat." Manche täten sich da schwerer.

Es folgen Gespräche mit der Autorin Vea Kaiser über ihr Buch "Rückwärtswalzer" und mit Fotograf Daniel Biskup über seinen Bildband "Wendejahre" - und dann ist die knappe Dreiviertelstunde auch schon vorbei.

Hier und da ruckelt in der Sendung der Schnitt, hier und da verlaufen Gottschalks Späße im Sande. Kritiken und Reaktionen in sozialen Netzwerken fallen teilweise vernichtend aus. Der 68 Jahre alte Moderator, so der verbreitete Vorwurf, sei schlecht vorbereitet gewesen. "Er imitiert Marcel Reich-Ranicki mit dem Satz "Ein Buch darf mich nicht langweilen". Gilt lustigerweise auch für Fernsehsendungen", schreibt Anja Rützel bei "Spiegel Online". "Die Zeit" sieht dagegen einen wiederauferstandenen Samstagabend am Dienstag.

Aber er hat ja noch Gelegenheit zu üben. Die zweite Ausstrahlung ist für den 18. Juni geplant. Den Satz des Abends liefert Schriftstellerin Kaiser: "Man muss die richtige Person finden, um sich zu verlieben - und so ist das mit Büchern auch."

Infos zu "Gottschalk liest?"