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Neuverfilmung "Roots": Vom Leid der Sklaven

Viele Probleme in Afrika haben ihre Wurzeln in der Kolonialzeit, als Europäer die Menschen versklavten und das Land unter sich aufteilten. Eine aufrüttelnde Serie führt nun die Grausamkeit dieser Taten vor Augen. "Roots" läuft am Osterwochenende im Bezahlfernsehen.

Von Cordula Dieckmann, dpa 13.04.2017, 18:00

München (dpa) - Malachi Kirby ist ein Name, den man sich merken sollte. Über Ostern ist der 27-Jährige Brite im Bezahlsender History in der Neuauflage des Serienklassikers "Roots" zu sehen, die die Geschichte der Sklaverei über mehrere Generationen hinweg erzählt.

Kirby ist als junger Mandinka-Krieger Kunta Kinte zu sehen, der 1767 mit anderen Männern und Frauen in Afrika gefangen und von britischen Sklavenhändlern in die USA verschifft wird. Trotz aller Demütigungen und Schläge kämpft er für Freiheit und Würde. Die Serie beruht auf dem 1976 erschienenen Roman von Alex Haley, der darin Motive seiner Familiengeschichte aufarbeitet. "Roots" mit Malachi Kirby und Roger Withaker startet am Karfreitag (14. April) um 22.10 Uhr.

Anders als die sehr erfolgreiche Serie von 1979 springt die neue Fassung mitten ins Geschehen, in den Lagerraum des Sklavenschiffes, in dem Kinte mit vielen Leidensgenossen in Ketten gefesselt über den Atlantik verschifft wird. Ein beklemmender Auftakt, nach dem Kintes Familiengeschichte in acht einstündigen Episoden bis zum Ende des amerikanischen Bürgerkrieges erzählt wird. Dabei machen die Macher der mit vielen Preisen bedachten Serie deutlich, dass viele politische Probleme im heutigen Afrika ihre Wurzeln in der Zeit haben, als die Europäer Verbrechen an den Menschen begingen und sich über Traditionen, Stammeszugehörigkeiten und Rituale einfach hinwegsetzten.

Kirby stürzt sich ohne Kompromisse in die Rolle dieses starken, stolzen Kriegers, der sich von der Erniedrigung durch die weißen Sklaventreiber nicht unterkriegen lassen will. Eine beeindruckende Leistung und eine Hauptfigur, die einen mit ihrer emotionalen Wucht vom ersten Augenblick an in ihren Bann zieht. Nach der Zusage hatte er zwei Wochen Zeit, sich vorzubereiten. Diät, Gymnastik und lernen: den Text im Drehbuch, Kanu fahren, kämpfen, reiten. Auch die Sprache der Mandinka wollte er besser beherrschen als nur ein paar Brocken. "Ich wollte frei sprechen können und mich mit anderen in der Sprache unterhalten, wenn ich es für angebracht hielt", sagt Kirby.

Am Schlimmsten waren für ihn die Szenen, in denen er ausgepeitscht wurde sowie die Drehs in dem niedrigen Lagerraum unter Deck des Sklavenschiffes. Dicht an dicht auf Pritschen mit 200 Komparsen, die alle kein Englisch sprachen. "Es war klaustrophobisch", erinnert sich Kirby. Freiwillig verbrachte er dort unten einen ganzen Tag lang, in Ketten, um ein Gefühl für das Leid zu bekommen. "Da ist kein Raum für Würde." In der Luft der widerliche Geruch nach Erbrochenem und nach Exkrementen, auch wenn es nur Make-up war. Neben dem Gesicht dreckige, stinkende, fremde Füße. Und 12 bis 15 Stunden Drehzeit am Stück. "Ich hatte das Gefühl, ich würde meinen Verstand verlieren. Die Ketten rasseln, die Leute schreien, weinen und singen. Und sie sprechen in einer Sprache, die man nicht versteht. Es ist schrecklich!"

Kirby ging während des fünfmonatigen Drehs ans Äußerste, körperlich und psychisch. "Das hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert", sagt er. "Ich musste schnell erwachsen werden." Was ihm half, waren Parallelen zur Geschichte seiner eigenen Familie. "Ich wurde in London geboren, ich bin jamaikanischer Abstimmung. Aber meine Wurzeln sind in Westafrika, das ist in meiner DNA." Diese Erkenntnis sei für ihn besonders gewesen. "Ich habe viel über meine eigenen Wurzeln gelernt und dass es wichtig ist, zu wissen, wo ich herkomme."

Auch sein Glaube half Kirby. "Meine wichtigste Vorbereitung auf diese Rolle war das Gebet", erklärt der gläubige Christ. "Ich dachte mir, Gott ist schon sehr viel länger da und er weiß sicher sehr viel mehr darüber." Er wünscht sich, dass Formate wie "Roots" Verständnis für verschiedene Mentalitäten wecken. Rassismus habe er nie erlebt, aber Ignoranz. "Ich hoffe, dass die Geschichte unwissenden Leuten die Augen öffnet. Die Trennlinie zwischen Ignoranz und Rassismus ist sehr schmal."

Roots