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TV-TippAntonio, ihm schmeckt's nicht!

Culture Clash mit Christian Ulmen. Im richtigen Leben ist der Schauspieler verheiratet, im Film muss er mit dem Schwiegervater aus Italien in die Flitterwochen nach New York. Mamma mia!

Von Johannes von der Gathen, dpa 24.09.2018, 23:01

Berlin (dpa) - Christian Ulmen kennt das TV-Publikum gewöhnlich aus dem ARD-"Tatort" in Weimar. Auch in den Krimis hat der Schauspieler bereits einen Hang zur Komik.

Die durfte der Mime vor zwei Jahren einmal in der Kinokomödie "Antonio, ihm schmeckt's nicht!" austesten, die richtig schön mit allen Klischees in der Beziehung zwischen Deutschen und Italienern spielt. Sat.1 zeigt den Film an diesem Dienstag (20.15 Uhr) als TV-Erstausstrahlung.

Bei uns regieren Ordnungssinn und Disziplin, jenseits der Alpen herrschen Schlendrian, Dolce Vita und Chaos. Oder etwa nicht? Vom Film "Antonio, ihm schmeckt's nicht!", dem Komödien-Nachschlag zu "Maria, ihm schmeckt's nicht!" von 2009, ist natürlich keine Antwort auf gängige Vorurteile zu erwarten. Aber Regisseur Sven Unterwaldt hat immerhin mehr als schlichte Hausmannskost aufgetischt, wenngleich er auch kein Vier-Sterne-Menü angerichtet hat.

Dies liegt vor allem am Hauptdarsteller: Ulmen spielt schön tapsig den sympathischen, etwas naiven Autor Jan, der mit seiner italienischen Sippe sein blaues Wunder erlebt. Eigentlich will der arme Jan ja nur mit seiner hochschwangeren Ehefrau Sara (Mina Tander) die Flitterwochen nachholen, und zwar allein und in New York, und nicht in einem staubigen Kaff in Apulien.

Aber Jans renitenter Schwiegervater Antonio Marcipane (Alessandro Bressanello) hat anderes im Sinn. Der Mann mit dem süßen Nachnamen entpuppt sich als echter Stinkstiefel. Beim Abflug des Paares nach New York schmuggelt er sich mit durch die Kontrollen, richtet mächtig Chaos an und sitzt schließlich mit seinem Schwiegersohn im Flieger - während Sara zunächst allein und hochschwanger in Köln zurückbleibt.

In New York übernachten Jan und Antonio in der Honeymoon-Suite, entfachen im Asia-Imbiss einen Küchenbrand, kommen mit Kleinkriminellen in Kontakt, und werden in der Hochzeitskutsche durch Manhattan gefahren. Sehenswürdigkeiten wie der Times Square oder der Central Park dienen als nette Kulisse für das sich permanent behakelnde Chaos-Duo.

Es ist allerdings ein wenig schade, dass der kreuzfidele Schwiegervater Antonio fast durchweg als reine Witzfigur angelegt ist. Der Typ hat mehr Potenzial: Am Anfang des Films erleben das Publikum seine Verabschiedung aus dem Betrieb. Nach 40 Jahren Maloche in Deutschland wird der ehemalige Gastarbeiter, der längst im piefigen westdeutschen Reihenhaus Zuhause ist, mit einer Anstecknadel und dem schief singenden Werks-Chor reichlich lieblos in Rente geschickt. Der Südländer hat seine Schuldigkeit getan.

Von diesem Antonio, der nie ganz in Deutschland dazugehören durfte, hätte man noch mehr erfahren wollen. Stattdessen lösen sich natürlich alle Konflikte in Wohlgefallen auf: Der Schwiegerpapa sitzt am Ende in der Hollywood-Schaukel und wiegt sein Enkelkind im Arm.