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TV-Tipp Die Chefin: Glaube, Liebe, Hoffnung

Was für schlimme Folgen eine strenge Erziehung für ein junges, verliebtes Mädchen haben kann, zeigt die neueste Folge aus einer Krimi-Reihe im ZDF. Sie heißt "Glaube, Liebe, Hoffnung".

Von Klaus Braeuer, dpa 21.09.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Manche Eltern sind sehr streng, vermutlich sogar zu streng. Erst recht dann, wenn zu viel Religion im Spiel ist. Davon erzählt die neueste Folge der gerade erst gestarteten achten Staffel aus der Serie "Die Chefin" - und sie trägt den Titel "Glaube, Liebe, Hoffnung".

Zu sehen ist sie an diesem Freitag (22. September um 20.15 Uhr) im ZDF.

Nachts, auf einer einsamen Landstraße: Ein Wagen fährt schnell durch den Wald, die Fahrerin tippt auf ihrem Handy herum. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Mädchen auf, in ein weißes Gewand gehüllt. Es hat keine Chance, wird frontal überfahren und stirbt noch am Unfallort. Später liegt die Tote in der Rechtsmedizin: Sie weist starke Strangulierungen am Hals und nicht gut verheilte Brüche am ganzen Körper auf. Und merkwürdigerweise riecht ihre Kleidung stark nach Rauch.

Die Kommissarin Vera Lanz (Katharina Böhm) und ihr Kollege Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) stoßen bei ihren Ermittlungen auf einen Bauernhof, auf dem es kürzlich gebrannt hat. Das überfahrene Mädchen war die 16-jährige Johanna, Tochter des Ehepaars Rettinger (Maria Köstlinger, Philipp Moog), denen der Hof gehört.

Sie liegen im Clinch mit einem Nachbarn, und das nahe Camp für straffällige Jugendliche ist ihnen auch ein Dorn im Auge. Schnell gerät der Camp-Leiter, Holger Buresch (Thure Riefenstein), unter Tatverdacht - zumal ein Junge aus dem Camp, Michail Kusmin (Toto Knoblauch) verschwunden ist. Er hatte sich in Johanna verliebt, die beiden wollten für immer zusammenbleiben. Doch das wollte vor allem ihre Mutter ganz und gar nicht.

Dieser Fall geht unter die Haut und ist schwer erträglich - schon wegen der gottesfürchtigen Mutter, die meint, ihr Kind dadurch beschützen zu können, dass sie es brutal schlägt und misshandelt. Joannas kleine Schwestern mussten das alles mitansehen, während der Vater nichts davon wissen wollte. Das allein reicht als Geschichte schon aus, da hätte es den Nachbarschaftsstreit gar nicht gebraucht.

Der Regisseur Florian Kern ("Marie Brand", ZDF) und der Autor Florian Iwersen ("Tod eines Mädchens", ZDF) treiben die Handlung zielstrebig voran, nicht ohne dabei einige falsche Fährten für den Zuschauer zu legen. Die Unfallverursacherin wird - obwohl sie nicht aufgepasst hat und keinerlei Bremsspuren zu sehen sind - nicht belangt.

Ihre und einige weitere Figuren sind etwas zu grob gezeichnet, dafür sind alle Rollen toll besetzt - insbesondere Maria Köstlicher als zwar gläubige, aber völlig lieblose Mutter und Jürgen Maurer als einfühlsamer Psychologe überzeugen ohne Abstriche.

Katharina Böhm (52) als "Die Chefin" hingegen wirkt überwiegend fahrig und meist unzufrieden - mit einer Vorliebe für kurze Antworten. Nur im Gespräch mit den kleinen Kindern zeigt ihre Figur etwas Einfühlungsvermögen. Erst ganz zum Schluss, als das tragische Ausmaß dieser traurigen Geschichte deutlich wird, kommen ihr ein paar Tränen. Da ist es dann mit jeder Hoffnung endgültig vorbei.