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TV-Tipp Die Diplomatin: Jagd durch Prag

Natalia Wörner ist "Die Diplomatin". Neuer Einsatzort ist die Botschaft in Prag. Und da gibt es gleich genug zu tun. Und das mit einem Fall, der auch nicht sofort zu durchschauen ist.

Von Klaus Braeuer, dpa 30.03.2018, 23:01

Berlin (dpa) - Der Samstagabend ist im Ersten ein merkwürdiger Mix aus Show- und Quizsendungen, Filmkomödien und Krimis. Jetzt ist mal wieder ein Krimi dran, und so gibt es die dritte Folge aus der Reihe "Die Diplomatin" mit dem Titel "Jagd durch Prag", die am kommenden Karsamstag um 20.15 Uhr zu sehen ist.

Die Deutsche Botschaft in Prag ist auch hierzulande bekannt - auf ihrem Balkon stand im Herbst 1989 der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und sprach historische Worte. Jetzt steht dort im Film die neue deutsche Botschafterin in Tschechien, Karla Lorenz (Natalia Wörner). Die Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amtes war bislang in Manila und Tunis unterwegs und hat ihren Job in Prag gerade erst angetreten.

Während der Amtsübergabe schleppt sich die junge Deutsche Lena Fischer (Mercedes Müller) verletzt in die Botschaft und behauptet, ihr Verlobter Sean Miller (Angus McGruther) sei entführt worden. Wenig später taucht er jedoch vor der Botschaft auf, wird von Lorenz aufgenommen und erzählt eine wirre Geschichte: Im Norden von Tschechien, auf einem abgelegenen alten Flugplatz, soll es ein geheimes Foltergefängnis der US-Streitkräfte geben. Mit Hilfe ihres früheren Mitarbeiters Nikolaus Tanz (Jannik Schümann) und ihres Vertrauten Thomas Eick (Thomas Sarbacher), der vor einem Karrieresprung zum Staatssekretär in Berlin steht, will Karla Lorenz die Wahrheit herausfinden.

Dabei legt die Frau Botschaftern ziemlich viel Mut an den Tag, aber auch ein recht eigenwilliges Verständnis von Diplomatie. Sie befragt und ermittelt selbst, fährt mit Miller sogar zu dem angeblichen Folterlager - realistisch ist das alles sicher nicht. Das dürfte Natalia Wörner als Lebensgefährtin des neuen Bundesaussenministers Heiko Maas sicher bald selbst feststellen.

"Karla Lorenz ist eine teamfähige Einzelgängerin, impulsiv und furchtlos. Eigentlich genau der Typus Frau, die man sich in einer Führungsposition wünscht", zitiert das Erste Natalia Wörner (50, "Unter anderen Umständen"). "Sie wägt weder die Konsequenzen ihrer Handlung strategisch ab, noch lässt sie sich politisch einordnen. Dadurch verkörpert sie maximale Freiheit, und das kann eben auch ein Querschläger im eigenen Laden sein."

Wohl wahr - sie zeigt die neue Chefdiplomatin eimal mehr als impulsive und unangepasste Frau, der Konventionen egal sind und die menschlich reagiert und handelt. Ihrer Familie wird nun mehr Platz eingeräumt als bislang - es kommt gar zum Zerwürfnis zwischen Tante (wunderbar kühl: Maren Kroymann) und Nichte. In dieser Familie sind alle einsam: Karlas Vater Arno (sehr gut: Michael Mendl) ist Witwer, ihr Bruder Alexander (auch gut: Timo Weisschnur) lässt sich scheiden, und Karla lebt offenbar ohnehin nur für ihren Beruf.

Regisseur Roland Suso Richter (57, "Der Zürich-Krimi") erzählt eine recht verschachtelte Geschichte aus einer faszinierenden Stadt, die früher mal eine Drehscheibe für Agenten aus Ost und West war. Die stimmungsvollen Bilder aus Prag (Kamera: Max Knauer) tun also ganz gut, um etwas durchzuatmen. Spannend ist der Film und sogar ganz erhellend: Die Frauen werden immer stärker, wenn es ans Eingemachte geht, während die Männer versagen oder einfach in den Papierkorb kotzen. Wenn das keine Botschaft ist.

Jagd durch Prag