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TV-Tipp Ein Mann namens Ove

So sensibel wie eine Dampfwalze: Ove nervt, aber er leidet auch. Die grandios gespielte Charakterstudie eines Pedanten. Der schwedische Erfolgsfilm mit Ove im Mittelpunkt macht den Auftakt der ARD-Sommerkino-Reihe 2018. Und Tom Hanks plant schon ein US-Remake.

Von Johannes von der Gathen, dpa 08.07.2018, 23:01

Berlin (dpa) - Der Typ ist ein richtiger Stinkstiefel, der seinen Nachbarn das Leben zur Hölle macht: Ove (Rolf Lassgård, "Wallander") läuft mit Blockwart-Mentalität jeden Morgen durch die kleine, extrem aufgeräumte schwedische Reihenhaussiedlung.

Er stänkert und grantelt herum und führt seine schlechte Laune spazieren. Gerade erst hat der 59-jährige Witwer seinen Job verloren, da beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen.

Aber just in dem Moment, als sich dieser traurige Kontrollfreak den Strick um den Hals legt, rammen die neuen Nachbarn seinen Briefkasten. Und alles ändert sich. Die mehrfach preisgekrönte Tragikomödie "Ein Mann namens Ove" nach dem Bestseller von Fredrik Backman läuft zum Auftakt der ARD-Sommerkino-Reihe am Montag (09. Juli) um 20.15 Uhr im Ersten.

Es macht Spaß, dem Misanthropen Ove dabei zuzuschauen, wie er langsam wieder aus seiner Depression zurück ins Leben findet. Entscheidenden Anteil an dieser Wende hat seine neue, persischstämmige Nachbarin Parvaneh (Bahar Pars). Die resolute Mutter von zwei kleinen Kindern, die außerdem schwanger ist, fackelt nicht lange und nimmt den handwerklich versierten Ove für allerlei Jobs in die Pflicht. Und zur Belohnung gibt es für den grummeligen Witwer Safranhuhn mit Reis. Und siehe da, es schmeckt ihm.

Aber Oves Schmerz sitzt tief. Sein Sarkasmus ist auch Selbstschutz. Er kommt einfach nicht über den Verlust seiner geliebten Frau Sonja (Ida Engvoll) hinweg. In langen Rückblenden wird die Geschichte einer Ehe erzählt zwischen einer liebevollen Lehrerin und einem technikbegeisterten Pedanten, der einfach nicht aus seiner Haut kann.

Regisseur und Drehbuchautor Hannes Holm gelingt die glaubwürdige Gratwanderung zwischen frotzelndem Humor und emotionalem Tiefgang, auch wenn die Rückschau vielleicht etwas zu ausführlich ausgefallen ist. Sehr souverän allerdings verkörpert "Wallander"-Darsteller Rolf Lassgård, den verschrobenen Sonderling, der eigentlich ein guter Kerl ist, aber bis zum Schluss nicht aufhören kann zu stänkern. Ein bemerkenswerter Charakter, den man so schnell nicht mehr vergisst. Für die ARD-Sommerkino-Reihe ist es der passende Auftakt. "Ein Mann namens Ove" gewann 2016 den Europäischen Filmpreis und war für zwei Oscars nominiert.

Im letzten Jahr wurde bekannt, dass Hollywoodstar Tom Hanks ein US-Remake des Films plant, mit sich selbst in der Hauptrolle. Wenn es so weit ist, dürfte spannend sein zu sehen, ob sich der knorrige, mitunter politisch sehr unkorrekte Sarkasmus des Originals in der Neuauflage wiederfindet.

Ein Mann namens Ove