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Für eine Nacht... und immer?

Meistens trifft einen die Liebe völlig unvorbereitet. Ob ein Paar dann auch wirklich zusammenkommt, ist eine ganz andere Frage.

Von Klaus Braeuer, dpa 26.11.2015, 23:01

Berlin (dpa) - Irgendwo in Slowenien, in einem Zug. Die elegante Eva (Juliane Köhler) sitzt mit viel Gepäck gleich auf drei Plätzen und arbeitet am Laptop, als sich der smarte Tom (Marc Benjamin) zu ihr setzt. Sie kommen ins Gespräch, die Umweltexpertin (44) warnt den jungen Mann (23) vor seinem verdorbenen Wasser - wenig später hängt er kotzend über der Zugtoilette.

Und noch etwas später liegen die beiden im Bett eines Hotels und geben sich voller Leidenschaft und Zärtlichkeit hin. Ein One-Night-Stand auf einer Geschäftsreise, glaubt sie zu Beginn des ARD-Films Für eine Nacht... und immer? an diesem Freitag (20.15 Uhr). Endlich, die Liebe seines Lebens, glaubt er - und reist ihr nach München nach und zieht bei ihr ein.

Irgendwann werden sie von Evas Tochter Leonie (Alice Dwyer) im Bett überrascht, was sie dazu veranlasst, mit den Worten Wie abartig ist das denn auf den Altersunterschied hinzuweisen. Doch Eva und Tom leben da schon bald fünf Jahre zusammen - aber nicht nach außen hin. Sie bekennt sich öffentlich nicht zu ihm - nur Leonie und Evas Kollege und Ex-Lover Hajo (Dominic Raacke) wissen davon. Er und alle anderen warten nur darauf - mit kleinen Sticheleien und hämischen Anfeindungen -, dass ihre Beziehung zu Tom scheitert. Sie lernt seine Eltern kennen, erzählt von ihrer schwangeren Tochter - und bekommt zu hören: Oh, dann sind sie ja bald Oma!

Das ist der wunde Punkt, daran knabbert sie lange: Dass sie sich zu alt fühlt für die Liebe zu so einem viel jüngeren Mann, der zwar beruflich pokert - aber eben nicht mit ihr. Sie zweifelt dennoch - was nur bedingt verständlich scheint. Die Worte Ich liebe Dich hört man erst sehr spät und nur von ihm - doch ist es offensichtlich, dass die beiden einfach gut zusammenpassen. Denn sie sind beide erfolgreich im Job (Haus und Porsche sind allemal drin), sie haben denselben Humor, sie nehmen sich so, wie sie sind.

Beide bewegen sich also auf Augenhöhe, und er meint es von Anfang an ernst mit ihr, weil er weiß, was er will. Als sie ihn endlich fragt: Willst Du mich heiraten?, antwortet er: Ich dachte, Du fragst mich nie. In der Firma werden Zweifel laut, ob sie für den Posten der Geschäftsführung des Instituts geeignet ist; dann schwängert Tom plötzlich eine junge Frau. Aus der Heirat mit Eva wird also nichts, sie schmeißt ihn raus. Es vergehen wieder fünf Jahre: Eva hat einen Autounfall, fällt ins Koma - und überlebt. Happy-End im Regen: Ich will mit Dir alt werden, sagt er (nun 33). Ich bin doch schon alt, sagt sie (nun 54).

Die Schauspieler altern selbstverständlich nicht. Sie haben sogar denselben Altersunterschied, und sie spielen beide ausgesprochen gut und glaubhaft. Von Juliane Köhler (50, Zwei Leben) erwartet man das ja schon. Marc Benjamin (29) ist vielen Zuschauern sicher noch nicht so bekannt - er spielt in München sehr erfolgreich Theater (Schande) und war erst kürzlich in dem TV-Film Luis Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit zu sehen. Jede Beziehung hat ihre Hürden, sagte Benjanmin im ARD-Interview. Die größte wird vermutlich sein, sich von den Meinungen anderer zu lösen. Ich helfe dabei mit, weil es mich nicht interessiert. Vielleicht ist das Toleranz in Konsequenz.

Weniger konsequent zeigt sich leider dieses Drama: Die Zeitsprünge sind schwierig und ziemlich realitätsfremd. Einige allzu melodramatische und klischeebeladene Wendungen (Fremdgehen, Unfall) hätte es auch nicht gebraucht. Der Arbeitstitel Der kleine Unterschied war viel treffender. Schließlich meckert ja auch keiner herum, wenn sich ein älterer Mann eine jüngere nimmt (Hajo heiratet tatsächlich Evas deutlich jüngere Kollegin). Für Zweifel in der Liebe ist das Leben viel zu kurz. Es zählt nur eines: Zueinander stehen.

Für eine Nacht … und immer?