TV-Tipp Global Gladiators

Dem RTL-Klassiker "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" ist bislang die TV-Konkurrenz eine Antwort schuldig geblieben. ProSieben versucht es jetzt mit der Eigenentwicklung "Global Gladiators".

31.05.2017, 23:01
Oliver Pocher (l-r), Pietro Lombardi, Lilly Becker, Raul Richter, Ulf Kirsten und Mario Galla in Berlin. Foto: Jörg Carstensen
Oliver Pocher (l-r), Pietro Lombardi, Lilly Becker, Raul Richter, Ulf Kirsten und Mario Galla in Berlin. Foto: Jörg Carstensen dpa

Berlin (dpa) - Gefühlt handelt es sich um eine Mischung aus dem RTL-Dschungelcamp "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" und dem Voyeursspektakel "Big Brother": Acht zum Teil schon recht bekannte Zeitgenossen aus der üblichen Karawane, die von TV-Show zu TV-Show tingelt, werden nach Namibia verschifft.

Dort werden sie in einem fensterlosen Frachtcontainer auf 24 Quadratmetern Enge von Spielort zu Spielort transportiert. Die Promis treten in zwei Teams mit jeweils vier Mitspielern in den sogenannten "Challenges" wie Helikoptersprung, Quad-Polo oder Canyon-Jumping gegeneinander an - Das Siegerteam darf bestimmen, wer aus dem Verliererteam ausscheidet.

Aus dieser Mixtur ist die neue sechsteilige ProSieben-Show "Global Gladiators" gestrickt, eine Eigenentwicklung des Münchner Privatsenders mit der Produktionsfirma FischWillWurm, die sich laut Senderchef Daniel Rosemann nicht an international erprobten Formaten wie "The Voice" orientieren könne, weil es schlichtweg keine Vorlage gebe. "Die Show ist auf einem weißen Blatt Papier entstanden", sagt Rosemann. "Und sie besteht aus viel Eskapismus, Größe, Humor und Spieltrieb - daraus ist auch ProSieben gemacht." Die Reihe beginnt an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) und fordert dem Zuschauer zum Start mit drei Stunden Länge viel ab - nämlich Geduld und Sitzfleisch.

Die Show ist bereits im Winter in Namibia aufgezeichnet worden. Zum Tross der Mitspieler zählt der ausgebuffte Oliver Pocher (39), der sich als Oberlästermaul geriert und nichts und niemanden mit seinem Spott verschont.

Auch nicht das männliche Model Mario Galla (31) - der trägt wegen eines verkürzten rechten Oberschenkels eine Beinprothese und ist eines Tages während des Containertrips auf der Suche: "Liebe Produktion, habt Ihr eine Prothese gesehen?", fragt Galla in eine der vielen Kameras. Keine Antwort. Dann will jemand wissen, wo denn Ex-Fußballer Ulf Kirsten stecke. Pocher nutzt die Gunst und ätzt: "Der ist gerade mit einer Prothese raus." Am liebsten hackt Pocher auf Schauspieler Raúl Richter (30) rum, der sich mit Stoffelch ins Bett legt. Pocher kriegt sich nicht wieder ein.

Die Stärke des neuen Formats ist tatsächlich der Humor, besonders der unfreiwillige, den die Regie schonungslos entlarvt: "Ich sollte mich zurückhalten mit meinem Klischeedenken über TV-Leute - das können durchaus nette Menschen sein", räumt Model Galla freimütig vor der Kamera ein, während unter Pochers Führung die Bagage über Galla feixt.

Als Model und Schauspielerin Larissa Marolt (24), seit dem RTL-Dschungelcamp mit bester professioneller Zickigkeit ausgestattet, vor einer Prüfung in einem Riesen-Canyon steht, sagt sie resigniert: "Von oben ist alles höher". Sänger Pietro Lombardi (24), durch die schlagzeilenträchtige Trennung von Frau Sarah boulevardgestählt, ist dicker geworden, wie die Mitspieler höhnisch feststellen: "Ein Mann ohne Bauch ist wie ein Haus ohne Balkon", kontert der Musiker.

Zwei Kandidaten gehören auf alle Fälle nicht zum üblichen Aufgebot:  Fußball-Weltmeisterin Nadine Angerer (38) und Ex-Nationalstürmer Ulf Kirsten (51). Sie sind nicht die ersten Ex-Sportler, die sich in einer TV-Show tummeln. Auch Torhüter Eike Immel oder Fußball-Weltmeister Thomas Häßler ließen sich im RTL-Dschungel bereits in die Mangel nehmen.

Oft werden den alternden Sportstars Geldprobleme als Grund nachgesagt, um sich vor TV-Kameras zum Obst zu machen. Spielte auch bei Angerer oder Kirsten der Geldmangel eine Rolle? "Nein", sagte Kirsten der Deutschen Presse-Agentur, seit kurzem Miteigentümer einer Sportmarketingagentur. "Diese Show ist nicht vergleichbar mit anderen. Ich habe mich vorher mit den Verantwortlichen unterhalten, wie sie aufgebaut ist, und da habe ich spontan zugesagt, bei anderen zuvor habe ich abgelehnt..."

Für ProSieben zählt allein der Erfolg beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren - der Marktanteil sollte über dem Wert liegen, der sonst in diesem für die Werbeumsätze wichtigen Zuschauersegment erzielt wird, und der beträgt zur Zeit etwa zehn Prozent. "Am Freitag um 8.30 Uhr wissen wir mehr, wenn die Einschaltquote vorliegt", sagt Pocher. "Wenn die schlecht sind, haben wir alles verkackt!" - und einen Schuldigen hätte er dann auch schon für den Fall: "Raúl!"

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