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TV-Tipp Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Vögel

Agrarindustrie, Städtebau und der Rückgang von Grünflächen haben viele Vogelarten in die Knie gezwungen. Einige von ihnen jedoch sind wahre Anpassungskünstler. Schauspieler und Naturschützer Hannes Jaenicke widmet sich in einer ZDF-Naturdoku der bedrohten Vogelwelt.

Von Antje Wessels, dpa 14.08.2019, 23:01

Hamburg (dpa) - Er war bereits im Auftrag von Orang-Utans, Löwen, Elefanten, Haien, Delfinen, Geparden und Lachsen unterwegs. Schauspieler Hannes Jaenicke (59) ist einer der prominentesten deutschen Tierschützer. "Im Einsatz für Vögel" zeigt ihn das ZDF am Donnerstag um 22.35 Uhr.

Jaenicke erinnert sich: "Als ich ein kleiner Junge war, waren unsere Wiesen und Gärten noch voller Vögel. Überall wurde gesungen." Heute ist das nicht mehr so. Stattdessen verenden viele Vogelarten qualvoll. Manche verhungern, weil die Agrarindustrie Grünflächen bewirtschaftet, wo früher Wildvögel gebrütet haben.

Verirrt sich doch einmal ein Vogelpärchen aufs Feld, ist die Gefahr groß, dass die schweren Landmaschinen das Gelege zerstören. In den Großstädten dagegen fliegen die hochgradig gefährdeten Mauersegler gegen vollverglaste Bürokomplexe oder suchen an den neu isolierten Hauswänden vergeblich nach Nistplätzen.

Noch weiter südlich gelten seltene Singvögel als Delikatesse. Ein Dutzend von ihnen kostet hier rund 100 Euro. Da der Verkauf zum Verzehr verboten ist, jagt die Vogelmafia im Schutz der Dunkelheit, verscherbelt die wenige Gramm schweren Tiere unter dem Ladentisch. Es sieht wahrlich finster aus für Vogelliebhaber. Und mit ihnen für die menschliche Bevölkerung. Denn der schwindende Vogelbestand hat auch mit dem Rückgang der Insekten zu tun. Schon lange ist bekannt, dass mit der vollständigen Auslöschung der Biene das Ökosystem der Erde zusammenbrechen würde. Schließlich ist das flauschige Insekt hauptverantwortlich für die Bestäubung von Blumen und Pflanzen.

Es ist ein Teufelskreis: Durch das Bestreben, landwirtschaftliche Güter wie Getreide und Gemüse vor Schädlingen zu beschützen, greifen Bauern zu Chemiekeulen. Doch die Mittel wirken nicht nur gegen Schädlinge, sondern auch gegen harmlose Insekten. Und die wiederum fallen als Nahrungsquelle für Wildvögel weg. Doch gerade im städtischen Raum haben sich Vögel den sich stetig verändernden Lebensumständen angepasst. Sperlinge und Krähen nehmen Abfälle und Essensreste des Menschen dankend an. Es heißt, der Sperling folge dem Menschen daher schon seit vielen hundert Jahren. Das macht Hoffnung.

"Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Vögel" ist eine dieser typischen Jaenicke-Naturdokus, die Missstände aufzeigt und trotzdem Hoffnung macht. So macht der 1960 in Frankfurt am Main geborene Schauspieler ("Sardsch") früh deutlich, dass es noch längst nicht zu spät ist, um die gefiederten Gesellen zu retten. An der Seite von Vogelforscher Prof. Peter Berthold geht er den Gründen für den fortschreitenden Rückgang der Vogelpopulationen auf den Grund, zeigt aber auch auf, wie jeder von uns seinen Teil zum Vogelschutz beitragen kann.

In Bertholds Garten lassen sich die beiden Männer zum Interview nieder. Hier blühen Pflanzen wild, es wuchert, kreucht und fleucht. Berthold animiert zum Bau von Nistkästen und zur Fütterung nicht nur im Winter. Demgegenüber stehen moderne Stadtgärten mit Steinmauern statt grünen Hecken, exotischen Blüten statt heimischen Sträuchern und Rasenflächen, die so radikal kurz sind, als habe sie jemand mit der Nagelschere bearbeitet. Hier fühlt sich kein Vogel wohl.

Darüber hinaus besucht Hannes Jaenicke eine Mauerseglerklinik in Frankfurt am Main, tauscht sich mit diversen Naturschützern aus - auch darüber, wie sich Arten- und Umweltschutz bisweilen gegenseitig im Weg stehen - und beendet seine Reise im Auftrag der Vögel auf Zypern. Hier streift er einige Tage mit Vogelschützern der deutschen Stiftung "Pro Artenvielfalt" und dem "Komitee gegen Vogelmord" durch die freie Natur und erlebt hautnah, wie Zugvögel riesigen Fangnetzen und klebrigen Leimruten zum Opfer fallen. Das Befreien der Tiere sei "befriedigend", die Vogeljagd aus Traditionsgründen "pervers".

Der Anblick von gerupften und gekochten Singvögeln schmerzt und hinterfragt einmal mehr die Zurechnungsfähigkeit des Menschen. Und am Ende der Sendung möchte man am liebsten selbst sofort Vögel retten. Vielleicht fängt man mit dem Bau eines Vogelhauses an.

Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Vögel