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Hilfe, wohin mit unserem Kind?

Deutschland hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Doch wenn jemand tatsächlich mal Nachwuchs in die Welt setzt, stößt er mit den Kindern nur auf Schwierigkeiten.

12.10.2015, 23:01

Berlin (dpa) - Der Balanceakt zwischen Familie und Beruf stellt viele junge Familien in Deutschland vor eine Zerreißprobe. Wenn beide Elternteile arbeiten wollen, brauchen sie eine Betreuung für das Kind oder die Kinder. Doch daran hapert es in Deutschland.

Da nützt auch der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem Alter von einem Jahr nicht viel. Die ZDF-Reportage Hilfe, wohin mit unserem Kind? von Meike Materne an diesem Dienstag (22.15 Uhr) schildert am Beispiel dreier Familien, welche Schwierigkeiten der Aufbau des kleinen Glücks mit sich bringen kann.

Da wären zum Beispiel Yvonne und Christian, die sich in Wangen (Allgäu) angesiedelt haben. Der Papa hat sich in seiner Elternzeit um die kleine Anna, die jetzt 14 Monate alt ist, gekümmert. In der Zeit konnte Yvonne als Lehrerin weiter tätig sein. Nun will Christian auch wieder arbeiten. Und was passiert? Christian bringt es auf den Punkt: Gar kein Problem mit Kitaplätzen hier bei uns, dachten wir. Wir werden hier bei uns im Allgäu einen bekommen. Da sind uns aber die Augen auf gegangen. Denn Yvonne ist gekommen und hat gesagt, wir bekommen keinen Kitaplatz, es gibt nirgends einen Platz, gar nichts.

Wer keinen Kindergartenplatz ergattern kann, dem bringt auch der Rechtsanspruch nicht viel, denn die Betreuung muss umgehend gefunden werden. Einige Telefonate später finden die beiden ab September eine Tagesmutter. Doch bis dahin springen ihre Eltern ein. Yvonnes Vater hat seinen Jahresurlaub genommen und die Mutter, eine selbstständige Geschäftsfrau, hat eine zusätzliche Arbeitskraft eingestellt.

Hier auf dem Land schwirrt in den Köpfen, dass die Mutter mindestens drei Jahre zu Hause bleiben soll, sagt die 35-jährige Yvonne. Die haben oft noch die Ansicht: "Ich heirate einen Mann, der muss einigermaßen gut verdienen, und ich bin Mutter und bleibe zu Hause."

Nach 37 Grad-Angaben werden derzeit 660 000 Kinder im Alter unter drei Jahren in Deutschland in Kindertagesstätten untergebracht. Doch der Bedarf ist damit lange nicht gedeckt. Auch Kerstin (32) und Adam (39) sind diesen Stress gewohnt. In den letzten vier Jahren mussten sie dreimal umziehen - Adam ist Berufssoldat. Nun steht wieder ein Umzug an, von Rodgau in Hessen nach Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen. Die vierjährige Sophie braucht einen Kitaplatz, auch der zweijährige Jasper. Doch die Architektin will auch zurück in ihren Beruf. Ich habe wirklich lange für die Kinder zurückgesteckt, sagt sie. Und ich finde das Studium und die Zeit, die man investiert hat in seine Ausbildung, soll auch nicht umsonst gewesen sein.

Beispiel Nummer drei: Tosca und Timo, die an der Schweizer Grenze wohnen. Er arbeitet als Fliesenleger in der Schweiz, die 27-jährige Tosca, Maler- und Tapezierergesellin, hat einen Halbtagsjob bei einem Bauunternehmen ergattert. Für die beiden Kinder hat sie zu Hause vier Jahre verbracht. Jetzt ist Schluss. Wir möchten einfach versuchen, unser Arbeitsleben zu haben, weil ohne Arbeit - ganz ehrlich - ist das Leben nicht ausgefüllt, sagt Timo. Und Tosca fügt hinzu: Wir sind doch keine Rabeneltern, nur weil auch ich wieder arbeiten gehen möchte. Tosca absolviert täglich extrem viele Kilometer zwischen Beruf, Kita und Tagesmutter - eine Menge Stress und eine hohe Belastung für die kleine Familie.

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