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TV-Tipp Lotte Jäger und die Tote im Dorf

Sie steht vor einer Mauer des Schweigens: Bei Ermittlungen zu einem alten Mordfall in einem Dorf in Brandenburg kommt Lotte Jäger an ihre Grenzen. Ein packender, psychologisch fein austarierter TV-Krimi.

Von Johannes von der Gathen, dpa 02.09.2018, 23:01

Berlin (dpa) - Sie ist die Spezialistin für lange zurückliegende, unaufgeklärte Mordfälle: Oberkommissarin Lotte Jäger (Silke Bodenbender) kümmert sich um Verbrechen, die vielleicht nach vielen Jahren doch noch mit Hilfe von moderner Technik und DNA-Verfahren aufgeklärt werden könnten.

Es gilt, hartnäckig zu bleiben und die Vergangenheit eben nicht ruhen zu lassen. Bei den Zuschauern kam diese Art von Krimi gut an. Vor zwei Jahren verfolgten 5,11 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 18 Prozent) die Premiere der ZDF-Reihe. An diesem Montag (03. September) läuft um 20.15 Uhr der neue, sehenswerte Fall mit dem Titel "Lotte Jäger und die Tote im Dorf".

Diesmal verschlägt es die Potsdamer Ermittlerin in ein Dorf in Brandenburg, wo im Jahr 2001 nach einer Aufstiegsfeier des örtlichen Fußballvereins ein junges Mädchen ermordet wurde. Täter und Tatwaffe wurden nie gefunden, Nachbarn verdächtigten sich gegenseitig, das Misstrauen wuchs, und irgendwann wollte niemand mehr über die alte, schreckliche Geschichte sprechen. Als ein lange vermisstes Video aus der Tatnacht auftaucht, machen sich Lotte Jäger und ihr Kollege Kurt Schaake (Sebastian Hülk) erneut auf Spurensuche.

Eine heikle Mission: Die eigentlich lebensfrohe Lotte Jäger leidet seit einiger Zeit an Angststörungen, fährt aber allein in das winzige Kaff Großlühne und mietet sich im Gasthof des mürrischen Witwers Kurt Holler (Alexander Hörbe) ein. Überall stößt die Polizistin aus der Landeshauptstadt auf eine Mauer des Schweigens, nur ganz allmählich kommen Bruchstücke aus der Mordnacht ans Licht. Fast alle Personen, mit denen Lotte Jäger spricht, scheinen etwas zu verbergen. Die Ermittlerin wird angefeindet, verbal bedroht. Dann erleidet sie eine Panikattacke, die Grenzen zwischen Einbildung und Realität verschwimmen.

Die Regisseurin Franziska Meletzky und der renommierte Drehbuchautor Rolf Basedow ("Im Angesicht des Verbrechens") legen einen subtilen, psychologisch gut austarierten Dorfkrimi vor, der dem Zuschauer ein gutes Dutzend Verdächtige präsentiert. Wer tatsächlich der Mörder war, scheint fast zur Nebensache zu werden.

Die Befindlichkeiten dieser traurigen Figuren in einer strukturschwachen ostdeutschen Region sind das eigentlich Interessante an diesem gut gespielten Drama: Die ehemals jungen Fußballer haben ihren Elan längst im alltäglichen Konkurrenzkampf verloren. Die Frauen sind müde, abgearbeitet und eifersüchtig, die alten Leute haben schweigend resigniert. Kein einziger im Dorf hofft noch auf ein besseres Leben. Wie ein Fluch liegt der ungesühnte Mord über ihnen.

Auch die hartnäckige, aber labile Lotte Jäger scheint in den Bann dieses Verbrechens zu geraten. Einmal überwindet sie beherzt ihre Angst, steigt in ein Sportflugzeug und hebt ab. Von oben sieht die Landschaft hinreißend aus, das triste Dorf nur noch ein pittoresker Fleck, und die Ängste scheinen wie weggeflogen.

Lotte Jäger und die Tote im Dorf