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TV-Tipp Mossul nach der Schlacht

Wie kaum eine andere Stadt ist Mossul im Krieg gegen den sogenannten Islamischen Staat zerstört worden. Ganze Straßenzeilen wurden zerbombt, die Altstadt wurde zur Trümmerlandschaft. Ein Dokumentarfilm zeigt, wie es danach weiterging.

01.07.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Mossul ist eine Stadt, die die meisten Deutschen nur vom Hörensagen kennen. Aus den Schlagzeilen ist die Zweimillionen-Metropole im Norden des Irak wieder verschwunden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte dort symbolisch ihr Kalifat ausgerufen und Mossul drei Jahre lang unter Kontrolle.

Neun Monate lang wurde um die Stadt erbittert gekämpft, am 10. Juli 2017 war der IS dort besiegt. Aber zu einem hohen Preis: Weite Teile der Altstadt waren zerstört. Wie ging es danach weiter?

Die Regisseurin und Dokumentarfilmerin Anne Poiret hat sich diese Frage auch gestellt und ein Jahr lang im Irak nach Antworten gesucht. Das Ergebnis heißt "Mossul nach der Schlacht". Arte zeigt den eindrucksvollen einstündigen Dokumentarfilm am Dienstag (2. Juli) um 22.10 Uhr.

In der Anfangsszene ist ein Mann zu sehen, der auf einem Trümmerberg steht. Seine Frau und seine vier Kinder sind bei einem Bombenangriff getötet worden. "Dort liegen ihre Leichen", sagt er. "Das Haus hat sie unter sich begraben." Er erzählt von seiner jüngsten Tochter und wie sie ihm abends Tee gebracht hat: "Sie küsste mich und ging schlafen. Ihr Tod hat mich am Boden zerstört", sagt er. Und dann kommen ihm die Tränen.

Anne Poiret lässt viele Menschen aus Mossul zu Wort kommen. Und zeigt viele eindrückliche Szenen. Mal ist bei einer Kamerafahrt durch die Straßen eine Trümmerlandschaft zu sehen, bei der kein Stein mehr auf dem anderen steht, Trümmer, unter der noch immer Leichen liegen - falls die Menschen bei den Bombardements nicht pulverisiert wurden.

Mal zeigt sie Männer, die in der Steinwüste ein Fotoalbum finden, mit Bildern von Kindern, von denen niemand weiß, was aus ihnen geworden ist. "Das war mein Haus", sagt ein Mann vor einem Trümmerhaufen. "Jedes Mal, wenn ich hierher komme, macht es mich traurig." Mal erzählt ein Händler seiner Tochter von seinem Geschäft, das schon seinem Urgroßvater gehört hatte und durch die Bomben zerstört wurde.

Poiret hat die Versuche dokumentiert, die Stadt wieder aufzubauen. Sie begleitet Muzahim Al-Khyat, Präsident der Universität in Mossul, der Vorsitzender des Komitees für den Wiederaufbau wird. Aber neben der Sorge, ob die Zusagen für internationale Hilfe auch eingehalten werden, kommt die Angst vor Korruption: Ist allen zu trauen, die beim Wiederaufbau mitmischen wollen? Steckt der Gouverneur Geld in die eigene Tasche?

Und ist der IS wirklich besiegt - wo sind seine ehemaligen Kämpfer geblieben? Schließlich gab es in Mossul auch viele, die den Islamischen Staat unterstützt haben. "Was ich mir wünsche?", fragt eine verschleierte Frau. "Dass der IS wiederkommt!" Dagegen erzählt eine andere weinend, ihr einziger Wunsch sei, ihre beiden Söhne wiederzufinden, die seit den Kämpfen um die Stadt verschollen sind.

Am Ende des Films ist der Mann aus der Eingangsszene noch einmal zu sehen - auf einem Friedhof. Seine Frau und seine Kinder sind inzwischen hier begraben worden. Sein Schmerz ist geblieben: "Ich verstehe es nicht: warum Mossul?", fragt er am Grab seiner Lieblingstochter.

Mossul nach der Schlacht