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TV-Tipp Passion for Planet - Leben als Tierfilmer

Natur- oder Tierfilme erfreuen sich hierzulande großer Beliebtheit. Wie es den Menschen hinter der Kamera, also den Filmemachern, dabei ergeht, zeigt nun eine TV-Dokumentation.

Von Klaus Braeuer, dpa 22.08.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Ist es gefährlich, wenn ein Tierfilmer einem Hai oder einer Schlange ganz nahe kommt, oder wenn er in einen Fluss voller Krokodile steigt?

Was fünf ausgewählte Kameramänner (Frauen sind in diesem Job eher selten) hinter der Kamera umtreibt, das will die Dokumentation "Passion for Planet - Leben als Tierfilmer" zeigen, die an diesem Mittwoch (22.45 Uhr) im Ersten zu sehen ist.

Sonnenaufgang an den Victoria Wasserfällen in Sambia: Hier filmt Michael Schlamberger ("Der Sambesi") einen Regenbogen über dem Wasserfall, von ein paar Affen beäugt, und sagt: "Was mich antreibt, ist die Gier, Bilder zu machen. Ohne meine Kamera bin ich völlig uninteressiert". Um dann noch hinzuzufügen: "Nur was der Mensch liebt, das beschützt und bewahrt er. Vielleicht können wir so mithelfen, dass etwas von unserer Natur erhalten wird." Auch seine Frau Rita, die ihm assistiert, spricht bei ihrer Liebe zu Afrika von einem Virus, gegen den man nichts unternehmen könne. Das Ehepaar hat auf eigene Kinder verzichtet, um sich ganz seiner Arbeit zu widmen.

Auf einem See in KwaZulu-Natal (Südafrika) rast der kanadische Filmemacher Rob Stewart ("Sharkwater") in einem Schnellboot dahin, um kurz darauf mit Haien zu tauchen. Er ist mit neun Jahren zum ersten Mal einem Hai begegnet, der Angst vor ihm hatte und das Weite suchte. Er findet Haie schön und absolut einzigartig, und er sorgt sich um die rasch zunehmende Dezimierung der weltweiten Bestände. "Mit Haien hatte ich noch nie Probleme, der Mensch ist wesentlich gefährlicher", sagt er im Film. Dass auch sein Job gefährlich war, wurde ihm zum Verhängnis: Bei einem Tauchgang im Januar 2017 in Florida kam der 37-jährige Stewart ums Leben.

Weiter geht es nach Mecklenburg-Vorpommern, wo Jan Haft (50, "Wildes Deutschland") an einem recht frühen Samstagmorgen wie ein Bergsteiger auf einen ziemlich hohen Baum klettert, um von dort nach Adlern Ausschau zu halten. "Ich habe einen Naturknall und Naturdrall seit frühester Kindheit. In meinen Filmen kann ich ausleben, was mich schon als Kind interessiert hat: Irgendwo reinschlüpfen und kleine Welten entdecken." Im Adlerhorst entdeckt er ein Adlerjunges und baut in der Baumkrone gegenüber seine beträchtliche Ausstattung samt Zelt auf. Mit seinem kleinen Sohn baut er eigene Biotope.

Derweil filmt Rita Banerji in Odisha (Indien) Wasserschildkröten, die nächtens zu Hunderten zur Eiablage aus dem Meer krabbeln. Nach 45 Tagen schlüpft der Nachwuchs, um sofort gewildert zu werden. Mark Shelley (60) will aufklären über bedrohte Seeotter in Kalifornien und ist mittlerweile aus dem teilweise zynischen Filmgeschäft ausgestiegen - auch, weil er mit seinen umweltkritischen Filmen auf den Widerstand bei Fernsehsendern und sogar bei Kollegen gestoßen ist. Banerji und Shelley arbeiten inzwischen mit Kindern in Zukunftsprojekten.

Der Freiburger Kameramann Werner Schuessler (56) hat sieben Jahre lang an seinem ersten eigenen Film gearbeitet, mit dem er sein Debüt als Autor, Regisseur und Produzent gibt. In der faszinierenden Kinokoproduktion enthält er sich jeglichen Kommentars, sondern lässt nur die einzigartigen Bilder und die teilweise ziemlich erschöpften und ernüchterten Kameraleute selber sprechen. Sie nehmen wirklich entbehrungsreiche, teils auch riskante Strapazen auf sich - und sie müssen sich immer wieder den teilweise unsinnigen Anforderungen ihrer Auftraggeber stellen, die meist nur Idyllen jenseits der Realität sehen wollen. Die hier dargestellten Beispiele zeigen, wie wichtig die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind. Damit sind diese Reporter mit ihren Filmwerken weit entfernt vom verklärenden Unterhaltungsimage, das vielen Tierfilmen anhaftet.

Passion for Planet - Leben als Tierfilmer