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TV-Tipp Rentnerglück am Goldstrand

Wohin im Alter, wenn die Rente für ein würdevolles Leben anscheinend nicht ausreicht? Die ZDF-Reihe "37 Grad" hat vier Ruheständler begleitet, die Deutschland den Rücken gekehrt haben.

Von Iris Auding, dpa 21.08.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Waldemar und Hildegard sind vor acht Jahren nach Bulgarien gezogen. Zusammen hat das Ehepaar eine Rente von weniger als 1500 Euro. Als zu groß empfanden die beiden die Einschränkungen, wären sie in Deutschland geblieben.

Maria bekommt eine Frührente von 816 Euro, sie ging vor drei Jahren in das osteuropäische EU-Land. Peet ist vor kurzem umgesiedelt, er lebt nun in einer Wohnung, die fünf Minuten vom Meer entfernt liegt.

Für ihre Dokumentation in der ZDF-Reihe "37°" hat sich Sibylle Smolka vier Protagonisten ausgesucht, die ihren Lebensabend fern der Heimat verbringen. Zu sehen ist "Rentnerglück am Goldstrand - Im Alter nach Bulgarien" an diesem Dienstag um 22.15 Uhr.

Immer wieder sprechen die vier Rentner davon, wie wichtig es ihnen ist, ein würdevolles Dasein zu führen. Der 75 Jahre alte Waldemar sagt: "Für mich ist Heimat dort, wo ich leben kann." Maria erzählt, dass für sie allein wirtschaftliche Gründe den Ausschlag gegeben hätten. Von ihrer Rente seien ihr in Deutschland nach Abzug aller Kosten nur 120 Euro zum Leben geblieben. Die 61-Jährige ist wegen einer Erkrankung Frührentnerin, lange hat Maria im Ausland gearbeitet und nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Peet bekommt monatlich 710 Euro, in der DDR war er in einem Kulturhaus beschäftigt, dann in Hamburg als Fernfahrer, am Ende schlug er sich mit Jobs durch.

Waldemar war Schlosser und Metzger, Hildegard arbeitete in einer Reinigungsfirma und fuhr Taxi. In Bulgarien haben die beiden von ihren Ersparnissen für 20 000 Euro ein Haus gekauft und renoviert, sie haben sich eingerichtet. Sie gehen wieder gern einkaufen, im Vergleich zu Deutschland koste fast alles die Hälfte. Mit der Sprache tun sie sich noch immer schwer. Und zumindest die 70 Jahre alte Hildegard scheint die Familie zu vermissen, die den Umzug anscheinend nicht versteht und nicht zu Besuch kommen will.

Auch Maria beschäftigt, dass sie trotz aller Kontakte niemanden hat in Bulgarien, der ihr wirklich nahe steht. Peet sieht das nach einigen Monaten im Land optimistischer, er habe bereits viele Menschen kennengelernt, und der 63-Jährige glaubt, dass die "im Fall der Fälle" für ihn da sein werden. Waldemar und Hildegard besichtigen schon einmal ein Altersheim, falls es in einigen Jahren allein nicht mehr gehen sollte. Auch die Frage der medizinischen Versorgung wird gestreift, eine Ärztin erzählt, dass viele ihrer Kollegen nach Deutschland gegangen seien.

"Rentnerglück am Goldstrand" greift ein Thema auf, von dem immer wieder zu lesen ist: Armut im Alter. Rentner gelten heute als armutsgefährdet, wenn ihr Netto-Einkommen unter 958 Euro liegt. Derzeit gibt es etwa 21 Millionen Rentner in Deutschland. Die Doku bewertet und beurteilt nicht, sie beobachtet und hört zu.

Auch einige Zahlen und Fakten streut der Film ein: Bulgarien ist demzufolge eines der ärmsten Länder Europas, die Lebenshaltungskosten seien halb so hoch wie in Deutschland. Offiziell lebten mehr als 500 deutsche Rentner dort, inoffiziell viel mehr.

Manche Sätze wirken etwas platt: Deutsche Rentner fänden meist schnell Anschluss, wenn sie offen dafür seien. Es gebe auch welche, die zurückgingen, wer hier leben wolle, müsse sich auf das Land einlassen. Vieles wird angerissen (Sprache, Familie, Gesundheit, Kontakte), aber nicht vertieft, was bei 30 Minuten auch eher schwierig ist.

Ob das "Rentnerglück am Goldstrand" sich als Wahrheit oder als Trugschluss erweist, werden die vier wohl erst in einigen Jahren wissen. Am Ende des Films zumindest ist Maria sich sicher: "Bulgarien hat mir mein Lächeln wieder geschenkt."