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TV-Tipp So einfach stirbt man nicht

Michael Gwisdek spielt im Fernsehen inzwischen häufig den eigensinnigen Alten, der seiner Familie das Leben schwer macht. Das ist in "So einfach stirbt man nicht" wieder so. Trotzdem bleibt er sympathisch.

28.08.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Michael Gwisdek hat in mehr als einem halben Jahrhundert schon viele Rollen gespielt. Im Theater und in großartigen Filmen wie "Good Bye, Lenin!", "Boxhagener Platz" oder "Das schweigende Klassenzimmer".

Aber im Fernsehen ist der 77-jährige in Berlin geborene Schauspieler zuletzt oft in einer zu sehen: als grantiger Alter, manchmal geradezu mit Nervfaktor. Die ARD-Produktion "Mein Schwiegervater, der Stinkstiefel" (2015) verkündete das schon im Titel.

Im Februar zeigte ZDFneo ihn als gealterten Leichenbeschauer mit schwierigem Verhältnis zu seiner Tochter in der ungewöhnlichen Serie "Dead End". Im Ersten lief fast zeitgleich die TV-Komödie "Die Wöhlers auf Mallorca". Und was spielte er da? Einen anstrengenden Alten aus einer brandenburgischen Metzgerdynastie, der seinen Sohn ein Leben lang schikaniert hat und in dessen Familie keiner offen mit dem anderen reden mag. Nun zeigt das ZDF am Donnerstag (29. August, 20.15 Uhr) die prominent besetzte Tragikomödie "So einfach stirbt man nicht".

Sie spielt ebenfalls auf Mallorca, es geht wieder um eine Familie, in der man viele Geheimnisse voreinander hat. Und Gwisdek ist ein weiteres Mal der schwierige Alte, der mit Frau und Kindern nicht mehr zurechtkommt. In beiden Filmen fühlt er sich zu einer deutlich jüngeren Spanierin hingezogen, die tatsächlich jeweils Carla heißt und in "So einfach stirbt man nicht" von Natalia Wörner gespielt wird.

Gwisdek als Kurt Lehmann will ihr den Olivenhain der Familie abkaufen, um ihr finanziell unter die Arme zu greifen. Doch bevor es so weit ist, hat er einen schweren Herzinfarkt und landet im Krankenhaus. Während er dort im Koma liegt, sitzt seine Frau Renate (Michaela May) an seinem Bett und gesteht ihm, dass seine Lieblingstochter Rebecca (Sandra Borgmann) vielleicht sein Liebling, aber nicht seine Tochter ist. Dummerweise ist Kurt da schon nicht mehr so komatös, wie es scheint und hat alles gehört. Anders als von den Ärzten und der Familie erwartet, geht es ihm bald wieder besser.

Als Rebecca und ihre Schwestern Lotte (Ursula Karven) und Steffi (Anja Schiffel) anreisen, ist von seinem bevorstehenden Tod keine Rede mehr. Stattdessen geht der Streit los. Renate kündigt an, sich scheiden lassen zu wollen, Lotte räumt ein, dass ihre Ehe ebenfalls am Ende ist. Steffi kommt nicht mit ihrer pubertierenden Tochter Jule (Laetitia Adrian) klar. Und alle vier sind entsetzt, dass Kurt die eine Million Euro aus seinem Safe ohne Rücksicht auf die Familie in Carlas Olivenhain investiert hat.

Das Drehbuch von Maria von Heland, die auch Regie führt, hat noch die ein oder andere dramatische, wenn auch nicht immer ganz wahrscheinliche Wendung zu bieten. Dazu gehört, dass Kurt am Lenkrad seines Geländewagens den nächsten Herzinfarkt bekommt, während er seine Motorroller fahrende Enkeltochter überholt und dabei so abdrängt, dass sie einen Abhang herunterstürzt. Und auch, dass Rebecca sich ausgerechnet in Kurts Bankberater Daniel Fuentes (Max Hemmersdorfer) verguckt, der ihr Halbbruder ist, weil ihre Mutter Kurt mit dessen Vater betrogen hat.

Michael Gwisdek spielt den schwierigen, eigenwilligen Alten erneut graubärtig, routiniert und mit einer gewissen Lässigkeit. Und am Schluss auch irgendwie altersweise, was ihn zunehmend sympathischer macht. Als Stinkstiefel erscheint er da jedenfalls längst nicht mehr - auch wenn sich darüber streiten lässt, ob "So einfach stirbt man nicht" eigentlich ein Happy End hat oder nicht.

So einfach stirbt man nicht