TV-Tipp So weit das Meer

"So weit das Meer" ist kein üblicher Krimi. Sondern eher das psychologisch vielschichtige Drama zweier Familien. Und das mit starken Darstellern wie Uwe Kockisch, Suzanne von Borsody und Katharina Schüttler.

Von Ulrike Cordes, dpa 14.04.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Wasser gilt als ein Ursymbol - für alles Leben, aber auch für den Tod. Es steht für Neugeburt, Vergänglichkeit und Ewigkeit. Über starke Anziehungskräfte verfügt das nasse Element - und es ist nur schwer auslotbar.

Entsprechend vielschichtig und tiefgründig präsentiert sich ein psychologisches Kriminaldrama mit dem Titel "So weit das Meer". Als "Fernsehfilm der Woche" ist die doppelte Familientragödie am Montag (15. April) um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen. Herausragende Schauspieler wie Uwe Kockisch, Suzanne von Borsody, Katharina Schüttler und Imogen Kogge verleihen der Geschichte besondere Glaubwürdigkeit.

Der auf der Ostseeinsel Fehmarn gedrehte TV-Film inszenierte Regisseur Axel Barth ("Der Ranger - Paradies Heimat") nach dem Drehbuch von Paul J. Milbers und Sabine Radebold ohne übliche Spannungsverstärker wie suggestiv peitschende Musik. Dafür in eindringlichen, oft diesigen Bildern. Und im Hintergrund schimmert immer wieder das Meer.

Es beginnt mit einer Haftentlassung. Kapitän Wolf Harms (Kockisch, "Donna Leon", "Weißensee") hat vor 15 Jahren den Vergewaltiger seiner Tochter umgebracht. So steht es in den Akten der Justiz - und so glaubt er es auch selbst.

Als er in sein früheres Zuhause zurückgekehrt, hat sich die Welt weitergedreht. Seine enttäuschte Ehefrau Agnes (Kogge) hat sich ihm entfremdet. Tochter Jette schaffte es, die Vergangenheit abzuschütteln. Sie ist verheiratet und liebt ihren Teenagersohn Nils (Junis Marlon), der aus der Vergewaltigung hervorgegangen ist. Harms lehnt den Enkel ab. Doch dann beweist ein Blutprobentest für eine Stammzellenspende, den die leidgeprüfte Mutter (von Borsody) des getöteten Jan Carstens angestrengt hat, um ihrer leukämiekranken Tochter zu helfen, dass ihr Sohn gar nicht der Vater von Nils gewesen sein kann.

Also hat Harms den Falschen getötet. Ohne Unterstützung durch seine Familie und die Polizei, begibt sich Harms auf die Suche nach der Wahrheit. Und die ist noch furchtbarer, als man denken sollte. Zu intensiven Momenten werden gerade Harms' Begegnungen mit der verbitterten, doch stets diszipliniert auftretenden Mutter des Halbwüchsigen, dem er einst das Leben genommen hat.

Wie gebannt dürften viele Zuschauer den alternden Seemann auf seinem Weg begleiten. Schaupielstar Kockisch vermag es, ohne viele Worte die existenziellen Vorgänge in seinem Inneren ahnen zu lassen. "Für mich liegt der große Reiz dieser Geschichte in ihrer Komplexität", sagte der Hauptdarsteller der Deutschen Presse-Agentur. "Alle Figuren haben eine Belastung, nicht allein der von mir gespielte Vater. Lügen, Betrügen, Bestechung - all das kommt erst langsam ans Tageslicht", so der 75-jährige Schauspieler.

Dabei habe der Vater seinen tödlichen Schuss ohnehin nicht vorsätzlich abgefeuert. Sondern im Zustand tiefen Schmerzes und ohnmächtiger Wut auf einen jungen Mann, den er für den Vergewaltiger seiner Tochter hält - während die örtliche Polizei den Fall bereits abgeschlossen hat.

So weit das Meer