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TV-Tipp Solo für Weiss: Für immer Schweigen

Das winterlich nasskalte Schleswig-Holstein und die extrem coole LKA-Zielfahnderin Nora Weiss - passen sie zusammen? Wohl ja, wenn es nach den ZDF-Zuschauern geht.

Von Carsten Rave, dpa 24.11.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Dieses Kunststück muss Anna Maria erst mal jemand nachmachen. Drei Krimis präsentierte das ZDF seinem Publikum in der Reihe "Solo für Weiss" mit Mühe als LKA-Zielfahnderin Nora Weiss seit 2016.

Den ersten Krimi sahen im Herbst des ersten Jahres mehr als fünf Millionen Zuschauer, den zweiten kurz danach mehr als sechs und den dritten im März 2018 7,25 Millionen Zuschauer, was sogar für den immer recht quotenträchtigen Montagsfilm sehr beachtlich ist. Schafft es das ZDF, mit Mühe jetzt im vierten Fall der Reihe, "Für immer Schweigen" an diesem Montag (20.15 Uhr), etwa noch die Acht- Millionen-Marke zu überwinden? Ganz auszuschließen ist das nicht, auch wenn aller Anfang im Krimi recht holprig ist.

Denn die kühle Blonde aus dem Landeskriminalamt Kiel jagt auf einer Lübecker Baustelle einen Triebtäter fast in den Tod, bevor sich der eigentliche Fall, der im Mittelpunkt steht, ereignet. Der Mann wird nach dem Sturz von einem Gerüst verletzt und kommt einen Tag in die Intensivstation.

Wie cool die fast nie lächelnde Ermittlerin ist, zeigt sich in dem kurzen Dialog mit dem gesuchten Gangster. "Hilf mir", fleht der fallende Sexualstraftäter die Polizistin an. "Den Frauen, die Sie vergewaltigt haben, hat auch keiner geholfen", entfährt es Noras Weiss, und schon liegt der Verbrecher ein paar Meter tiefer auf dem Boden. Dieser Fall könnte hier beendet sein, wenn der Verletzte nicht in das Krankenhaus gebracht worden wäre, in dem sich kurz danach das Unfassbare ereignet.

Ein aus Syrien stammender Arzt wird beim Besteigen seines Autos spät am Abend durch ein Bombe in den Tod gerissen. Weiss und ihr Kollege Simon Brandt (Jan Krauter) stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein Überwachungsvideo, das den syrischen Arzt bei einer kurzen Auseinandersetzung mit einem jungen Mann zeigt. Hannes Brendner (David Korbmann) ist der ältere Bruder von Paul, der nach einer harmlosen Mandeloperation zu früh entlassen wurde und starb.

Der syrische Arzt war für die OP verantwortlich. Sein Chef, der ärztliche Leiter Dr. Roland Petri (Hanns Zischler), hatte aber zuvor wohl aus Kostengründen auf die frühzeitige Entlassung Pauls gedrungen, wie sich im Laufe der Recherchen herausstellt. Was lief da zwischen Petri und dem Syrer? Und warum flüchtet Kevin Brendner, als ihn die Polizisten zur Rede stellen wollen? Hat er die Bombe gelegt, weil er sich bei der Bundeswehr Zugang zu Waffen verschafft hat?

Wer die ersten drei Krimis mit der Berlinerin Anna Maria Mühe (34), der Tochter der Schauspieler Jenny Gröllmann und Hans Ulrich Mühe, verfolgt hat, ahnt, dass Nora Weiss ihren Weg konsequent zu Ende geht und dabei auch noch ganz nebenbei im Schlussakkord den Triebtäter, der ihr nachstellt, zur Strecke bringt.

Konsequent bleibt auch Drehbuchautor Mathias Klaschka, der Nora Weiss keinen Funken Humor zugesteht. Kollege Simon Brandt fragt seine eiskalte Kollegin beim bedauernswert anfängerhaften Versuch einer privaten Unterhaltung einmal, ob sie am Abend einen trinken gehen wollten. "Also ich ein Bier und Sie eine Ingwer-Bärlauchlimonade?" Noras einsilbige und völlig spaßfreie Antwort ist: "Sehr witzig." Eigentlich kein Wunder.

Sollte die Solistin Nora Weiss, die aber ohne Simon Brandts tatkräftige Hilfe dann doch nicht so ganz allein zurechtkommt, mit diesem Krimi nicht die Acht-Millionen-Hürde überwinden, bleibt ihr dennoch eine weitere Gelegenheit. Der fünfte Film in der Reihe mit dem Arbeitstitel "Schlaflos" steht in der Warteschleife.

Solo für Weiss: Für immer Schweigen