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Arte am Frauentag Tatort Häusliche Gewalt

Eine Frau wird von ihrem Mann schwer misshandelt. Wieder und wieder. Dennoch schafft sie es lange Zeit nicht, ihn zu verlassen. Für die Arte-Dokumentation "Tatort Häusliche Gewalt" bricht die Amerikanerin ihr Schweigen.

07.03.2017, 23:01

München (dpa) - In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 100 000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt. Diese Bilanz zog das Bundeskriminalamt Ende 2016.

Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sprach von "schockierenden Zahlen" und appellierte an Betroffene, die Taten anzuzeigen. Wie schwierig das für Frauen oft ist, zeigt die Dokumentation "Tatort Häusliche Gewalt", die am Mittwoch (8. März) um 22.05 Uhr auf Arte zu sehen ist. 

Der deutsch-französische Kultursender strahlt den Beitrag zum Internationalen Weltfrauentag aus. Unter dem Motto "Der Kampf geht weiter" rückt Arte einen Tag lang Porträts starker Frauen in den Fokus und zeigt in mehreren Dokumentationen, mit welchen Problemen Frauen immer noch zu kämpfen haben.

Die Filmemacherin Cynthia Hill begleitet für ihre eindringliche Doku eine misshandelte Mutter und deren Anwältin, die früher selbst häusliche Gewalt erlitten hat. Die Frauen gewähren Einblicke in eine brutale Welt hinter ansonsten verschlossenen Türen. Der Fall spielt in den USA, wo die juristischen Möglichkeiten, sich zu wehren, für die Opfer entscheidend davon mitbestimmt werden, in welchem Bundesstaat sie leben.

Der Ehemann von Deanna Walters wurde schon mehrmals gewalttätig. An Halloween entführt er seine Frau und die gemeinsame Tochter Martina. Er sperrt sie in einen Truck und fährt quer durch die USA. Der Mann ist rasend eifersüchtig und glaubt, dass ihn seine Frau betrügt. Mit psychischem Druck - etwa der Drohung, der Tochter etwas anzutun - zwingt er seine Frau dazu, Dinge zuzugeben, die sie nicht getan hat. Vier Tage lang ist Walters in der Fahrerkabine seinen Schlägen ausgesetzt und wird vor den Augen der Tochter beinahe mit einem Kissen erstickt.

Angst um das Leben ihrer Tochter verhindert, dass Walters die Flucht wagt. Die Dokumentation macht deutlich, wie wichtig in solchen Fällen das Umfeld ist. Dass Menschen hinschauen, aufmerksam werden und im richtigen Moment das Richtige tun: Hilfe holen. Walters hat Glück. Ihr wird geholfen, und sie überlebt die Tortur.

Im Krankenhaus stellen Ärzte bei der Frau schwerste Misshandlungen fest. Walters Körper ist mit Blutergüssen und Schwellungen übersät, die Augen blutunterlaufen. Die Verletzungen werden jedoch lediglich als "oberflächlich" eingestuft. Die Anwältin Kit Gruelle war ebenfalls mit einem gewalttätigen Mann verheiratet. Sie setzt sich seither für Opfer von häuslicher Gewalt ein - und weiß, dass die meisten Frauen ihren Partner nicht verlassen können. Viele Frauen müssen nach einer Trennung fürchten, vom verlassenen Partner bedroht, verletzt oder sogar ermordet zu werden.

Sich zu wehren, ist schon deshalb nicht selbstverständlich. Mit Gruelle an ihrer Seite wagt es Walters schließlich, ihren Peiniger zu verklagen.

Weltfrauentag bei Arte