The Queen

90 Jahre in 90 Minuten: Arte bringt zum runden Geburtstag von Königin Elizabeth II. eine Dokumentation ins Fernsehen, die zwar nicht viel Neues bietet - für Queen-Fans aber trotzdem unterhaltsam ist.

Von Britta Schultejans, dpa 01.04.2016, 23:01

London (dpa) - Im Februar 1952 stieg eine junge Frau die Leiter zum Baumhaus in der damals einzigen Safari-Lodge der Welt in Kenia hinauf.

Als sie wieder herunterkletterte, war sie Königin von England - ohne es zu wissen. Denn die Nachricht vom Tod ihres Vaters George VI. erreichte Elizabeth, die mit ihrem Mann Philip auf Staatsbesuch in Kenia weilte, viel später als den Großteil ihrer Nation.

In London werfen die Zeitungen Sonderausgaben auf den Markt, doch in Kenia kommt die Botschaft nicht an, sagt der Historiker Hugo Vickers - so beginnt eine Arte-Dokumentation über die Frau, die sogar Queen Victoria überholt hat, als am längsten regierende Monarchin in die Geschichte Großbritanniens eingegangen ist - und am 21. April 90 Jahre alt wird.

In 90 Minuten hat die Dokumentation mit dem schlichten Titel The Queen diese 90 Jahre gepackt. Arte zeigt sie an diesem Samstag (2. April) um 20.15 Uhr. Chronologisch erzählt sie die Geschichte über eine Frau, die für Generationen das Gesicht Großbritanniens ist - und die doch eigentlich gar nicht Königin werden sollte. Als ihr Onkel, König Edward VIII., abdankte, weil er lieber mit der geschiedenen US-Amerikanerin Wallis Simpson zusammen sein wollte, als das Empire zu regieren, und damit Elizabeths Vater König George VI. wurde, wird das Drehbuch ihres Lebens neu geschrieben.

Die Doku erzählt von einer strengen, aber behüteten Kindheit, von der engen Beziehung Elizabeths zu ihrem Vater, den Entbehrungen der Kriegsjahre, die die Königsfamilie in London verbrachte, und dem Überschwang des sogenannten V-Days, als die damalige Prinzessin sich gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester unter das Volks mischte, das das Ende des Zweiten Weltkriegs und den Frieden feierte. Wir tanzten Conga hinein in das Ritz, erinnert sich die Cousine und frühere Hofdame der Queen, Margaret Rhodes, im Arte-Film an die legendäre Nacht. Rhodes sagt, sie habe heute noch immer eine Flasche eines bestimmten Likör zu Hause, den sie selber gar nicht möge - nur für die Queen. Die trinke ihn nämlich gerne mit einem Schuss Gin.

Im Film geht es um die Ehe zwischen Elizabeth und Philip, die inzwischen fast 70 Jahre verheiratet sind. Darum, dass es Liebe auf den ersten Blick gewesen sein soll - und dass er damit zu kämpfen hatte, dass seine Kinder den Namen seiner Frau tragen und nicht seinen. Ich fühle mich wie eine Amöbe soll er nach dem verlorenen Machtkampf mit den Windsors gesagt haben.

Ansonsten ist die Dokumentation eher arm an Anekdoten. Sie hangelt sich an der bekannten Geschichte des bewegten Lebens der Rekord-Monarchin entlang - Schicksalsschläge und Skandale inklusive. Vom Tod des Lieblingsonkels Lord Mountbatten durch eine Bombe der IRA über die Tampon-Affäre zwischen Charles und Camilla, die Abrechnung ihrer Ex-Schwiegertochter Diana mit der gesamten Königsfamilie bis hin zum Feuer auf Schloss Windsor. 1992 sollte als von Elizabeth selbst so bezeichnetes Annus horribilis, als ein schreckliches Jahr, in die Geschichte des englischen Königshauses eingehen. Als Diana 1997 in einem Pariser Tunnel verunglückte und starb, wurde es sogar noch schlimmer.

Nie zuvor in seiner Geschichte war das britische Königshaus so unbeliebt, heißt es in der Dokumentation - kaum zu glauben, denkt man heute an die Begeisterung von Millionen für den Queen-Enkel William, seine Frau Kate und ihre niedlichen Kinder George und Charlotte. Dass sich das Bild des Königshauses innerhalb von knapp 20 Jahren wieder so gewandelt hat, das sei der Queen selbst zu verdanken, sagt Ex-Premierminister Tony Blair. Sie ist tatsächlich schlau, begründet er das. Und Königsexperte Arthur Edwards sagt: Sie ist ein Fels in der Brandung.

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