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TV-Tipp Top of the Lake - China Girl

Als Regisseurin Jane Campion 2013 "Top of the Lake" drehte, gehörte sie zu den ersten Kinostars im Geschäft mit TV-Serien. Viele folgten dem Beispiel. Nun zeigt Arte, wie es mit Campions Heldin weitergeht.

Von Christof Bock, dpa 21.08.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Langsam, ganz langsam sinkt der fest verschlossene Rollkoffer zum Meeresgrund vor Sydney hinab. Riesige Luftblasen dringen hinaus und steigen sanft nach oben. Im Koffer scheint es einen verzweifelten Todeskampf zu geben.

Auch die neuen Folgen von Jane Campions australischer Serie "Top of the Lake" sind nichts für Zartbesaitete. Arte zeigt die zweite Staffel mit dem Untertitel "China Girl" am Donnerstag ab 21.00 Uhr in sechs Folgen am Stück. Wieder hat Elisabeth Moss ("Mad Men") als Detective Robin Griffin einen Fall von skrupellosen Sexgeschäften mit jungen Frauen zu lösen.

Jahre sind ins Land gegangen, seit Robin einen Pädophilen-Ring in Neuseeland aufgedeckt und auch ihren Vorgesetzten als Verbrecher überführt hat. Zurück in Sydney, sind ihre seelischen Wunden noch nicht verheilt, wie ihr Ausraster vor jungen Rekruten beweist. Aus Fürsorge stellt ihr neuer Chef ihr die nervige Polizistin Miranda als Partnerin zur Seite. Robin ist alles andere als angetan davon, dass Miranda nicht nur ein Fan von ihr ist, sondern auch neben ihr wohnt.

Derweil lernt der Zuschauer die seltsame Welt des schmierigen Intellektuellen Alexander kennen. Er ist ein verkrachter Geschichtsdozent aus Deutschland, der in einer Wohnung über einem Bordell lebt und thailändischen Prostituierten Englischunterricht gibt. Offenkundig ist er in das Geschäft verstrickt.

Was das mit Robin zu tun hat? Ihre Teenager-Tochter Mary, zu der sie seit 17 Jahren keinen Kontakt hat, hat sich ausgerechnet den deutlich älteren Tagedieb als Freund ausgesucht. Marys Verhältnis zu ihren Adoptiveltern ist völlig zerrüttet. Was ist von dem Brief der jungen Frau zu halten, wonach sie Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter sucht?

Auch in die Ansichten von Kunden des Freudenhauses gewinnt man unangenehm tiefe Einblicke. Sobald die eine hübsche Bedienung näherkommt, klappt die Gruppe von Losern ihre Laptops hektisch zu. Gesprächsthema Nummer eins in der Clique: Die Sexarbeiterin Cinnamon ist im Puff "Silk 41" plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Am nächsten Morgen wird ein Koffer am Strand angeschwemmt, aus dem langes schwarzes Haar quillt.

Kinotaugliche Kamerasequenzen, absurde Mikrokosmen, kauzige Figuren und überraschende Wendungen - mit der Handschrift hatte Jane Campion 2013 bei der ersten Staffel von "Top of the Lake" das TV-Publikum überrascht. Damals musste sich die Kino-Regisseurin ("Das Piano") in Interviews rechtfertigen, auf einmal für das Fernsehen zu arbeiten.

Sie war eine der ersten Hollywood-Größen, die die neuen Möglichkeiten kostspieliger Fernsehproduktionen auslotete. Damit läutete sie einen Trend in der Unterhaltungsindustrie ein. Inzwischen gelten TV-Serien für viele Branchenstars als beliebte Alternative zur großen Leinwand.

Elisabeth Moss war bei der ersten Staffel vor sechs Jahren nur wenigen Zuschauern ein Begriff. Im Jahr 2017, als Arte die zweite Staffel erstmals in Deutschland ausstrahlte, erhielt sie für ihre Leistung in "The Handmaid's Tale - Der Report der Magd" einen Emmy als beste Hauptdarstellerin einer Drama-Serie. Sie spielt an der Seite von Nicole Kidman, die im selben Jahr einen Emmy gewann - als beste Hauptdarstellerin einer Mini-Serie für "Big Little Lies". Die Rolle der zickigen 17-jährigen Mary übernimmt Alice Englert, Jane Campions Tochter.

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