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TV-Tipp Von Erholung war nie die Rede

Platt oder Persiflage? Auch die zweite Verfilmung eines Romans von Andrea Sawatzki zeigt ein familiäres Desaster - und gerät zu eher seichter Abendunterhaltung. Man kann das aber auch anders sehen.

Von Marco Krefting, dpa 24.05.2017, 23:01

Mainz (dpa) - Es ist die Horrorvorstellung von einem Urlaub: Koffer vergessen, Schwiegereltern aber dabei. Beklaut, Baustelle am Hotel, Bett kaputt. Und dann schäkert der Ehemann auch noch mit der Frau von der Rezeption.

Für Gundula Bundschuh könnte es kaum schlimmer kommen. Und doch scheint Andrea Sawatzki in der Hauptrolle der neuen TV-Komödie "Von Erholung war nie die Rede" aufzublühen. Kein Wunder - schließlich hat die 54-Jährige sie sich gewissermaßen auf den Leib geschrieben. Das ZDF zeigt die Verfilmung des zweiten, gleichnamigen Sawatzki-Romans am Donnerstagabend (25. Mai, 20.15 Uhr).

Die Geschichte ist schnell erzählt. Eigentlich freut sich Gundula Bundschuh auf einen Familienurlaub: Spielen mit dem Sohn am Strand, mit der Tochter ins Museum und endlich wieder Zeit für den Mann. Doch die Schwiegermutter, die nach Mallorca geladen hat, will den Besuch für Bauarbeiten an ihrer neuen Boutique einspannen. Währenddessen muss Bundschuh sich um den dementen Vater kümmern. Zudem kommen noch ihr anstrengender Bruder samt schwäbelnder Schwägerin vorbei.

Was folgt, ist eine 90-minütige Aneinanderreihung von Urlaubs-Katastrophen mit kurzatmigem Schlagabtausch, flachen Witzen und Dialogen über Finanzbeamte, Demente, defekte Hotels mit mangelnder Wasserversorgung sowie den Berliner Flughafen-Neubau.

Teil eins ("Tief durchatmen, die Familie kommt") beleuchtete das familiäre Chaos bei den Bundschuhs zu Weihnachten. Das ZDF zeigte die Komödie im vorweihnachtlichen Abendprogramm 2015 - und landete damit einen Volltreffer: 6,54 Millionen Menschen schauten zu, ein Marktanteil von 20,3 Prozent. Die Konkurrenz abgeschlagen.

Ein Grund dafür könnte die prominente Besetzung sein: Mit Axel Milberg als Ehemann, Judy Winter als dessen Mutter und Uwe Ochsenknecht als Nachbar - der zufällig gerade auch auf der Insel weilt - seien nur drei der bekannten Darsteller genannt. Und wie beim ersten Mal sind mit Drehbuchautor Mathias Klaschka und Regisseurin Vivian Naefe wesentliche Teile des Stabs ebenfalls wieder dabei.

Doch auch wenn der Film auf den ersten Blick oberflächlich wirkt und als seichte Abendunterhaltung daherkommt - auf den zweiten ist es eine tatsächlich komische Satire auf Urlaube im Allgemeinen und Familienferien im Besonderen. "Sind meine Sandalen eingepackt?", fragt Ehemann Gerald Bundschuh. Gundula antwortet: "Natürlich. Und deine weißen Socken auch. Wir sind ja schließlich im Urlaub."

Wunderbar überzeichnet sind darüber hinaus die Mütter des Paares, die sich gegenseitig und gerne auch alle anderen angiften. Leider trägt das aber nicht durch die kompletten anderthalb Stunden.

Viel reißt da die Hauptverantwortliche und Hauptdarstellerin raus: Sawatzki verkörpert ihre Rolle zwischen der verzweifelten Familienmanagerin, die es allen recht machen will, und dem Naivchen, das mit XL-Sonnenhut "Hallo" flötend zum Pool huscht. Kaum eine andere Schauspielerin könnte wohl allein durch ihre Mimik das emotionale Auf und Ab der Reise so treffend zum Ausdruck bringen.

Und Fans der Reihe dürfen sich freuen: Mit "Ihr seid natürlich eingeladen" hat die Schauspielerin, Autorin, Sängerin, Hörbuchsprecherin und Mutter im Herbst bereits Band drei der Bundschuh-Romanreihe herausgebracht. Darin geht es - wenig überraschend - um Chaos. Diesmal rund um eine Hochzeit.

Von Erholung war nie die Rede