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Wilsberg - Tod im Supermarkt

So viele Krimis im Fernsehen - Da kann man schon mal genug bekommen. Aber es gibt ein paar Formate, die man nicht mehr missen möchte.

Von Klaus Braeuer, dpa 01.01.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Einige TV-Krimi-Reihen bringen es auf beachtliche Folgen und viele Jahre - zum Beispiel Derrick (ZDF) mit 281 Folgen in 24 Jahren oder Ein Fall für zwei (ZDF) mit bislang 308 Folgen in 34 Jahren, und natürlich der Tatort (ARD) mit bislang 966 Folgen in 45 Jahren.

Nun gibt es den 50. Fall aus der Reihe Wilsberg, die seit 1995 auf Sendung ist und deren Jubiläumsfolge Tod im Supermarkt am kommenden Samstag (20.15 Uhr) im ZDF zu sehen ist.

Ekki (Oliver Korittke) rutscht im Supermarkt auf einem ausgelaufenem Joghurtbecher, den viele Kunden zuvor gekonnt umschifft haben, aus und zieht sich einen schmerzhaften Bänderriss zu. Er nimmt Alexandra (Ina Paule Klink) als Anwältin und zieht gegen die Discounterkette vor Gericht. Doch dort wird sein ohnehin blasses Gesicht noch bleicher, bezichtigt ihn die gegnerische Anwältin doch des schweren Alkoholkonsums, was sie anhand seiner Bonuskarte des Supermarktes beweisen will - die natürlich gefälscht ist.

Dann wird auch noch der Filialleiter (Sönke Möhring) erschlagen, und Ekki gerät unter Mordverdacht. Dummerweise kann ihm Kommissarin Springer (Rita Russek) da nicht helfen, denn sie tritt - ausgelaugt und übellaunig - von ihrem Posten zurück. Natürlich steht sofort ihr Stellvertreter Overbeck (Roland Jankowsky) parat, der Ekki zu gerne des Mordes überführen möchte. Also muss Georg Wilsberg (Leonard Lansink) ran, der - als etwas unbeholfene Aushilfe getarnt - undercover im Supermarkt zu ermitteln beginnt.

Auch die 50. Folge erlaubt es dem Zuschauer wieder, richtig mitzuraten und sich an den Kabbeleien der Figuren zu erfreuen. Wilsberg ist so gemütlich und old-fashioned wie sein Antiquariat, er hat nach wie vor weder ein Auto noch ein Handy oder gar eine Waffe - wenn man mal von der Kraft des Wortes als Waffe absieht. Ekki verzweifelt noch immer über die grundgute Gutmütigkeit seines Freundes, während sich die toughe Kommissarin und ihr tumber Kollege nach wie vor auf das Schönste miteinander fetzen.

Mit anderen Worten: Der Charme des bewährten Ensembles ist ungebrochen. Die meist humorvollen Fälle sind dabei nicht immer spannend aufgebaut - in diesem hier geht es um den sorglosen Umgang mit dem Datenschutz und um eine autistische Figur, die eine Schlüsselrolle einnimmt -, aber sie sind meist mit vielen skurrilen Einfällen durchsetzt. So kann es durchaus sein, dass Wilsberg das passende Einbruchswerkzeug mit sich führt, mit etwas Knetmasse einen Schlüssel nachmacht oder mit dem Rad einen Täter verfolgt - und stellt.

Leonard Lansink wird am 7. Januar 60 Jahre alt: Ich bin selber überrascht über die 50. Folge, sagte er in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das war ja nur als einmaliges TV-Spiel des Monats am Montag geplant. Und Wilsberg ist noch immer ein altmodischer Mann, der obendrein noch vor alten und verstaubten Büchern sitzt und sich resistent gegenüber der modernen Technik zeigt - so hat er ein Telefon mit Kabel und Wählscheibe. Wovon lebt er? Er nimmt nie Geld und verdient auch nix. Vielleicht hat er noch irgendwo Erspartes in einem Schließfach am Bahnhof.

In der ersten Folge (1995) hat noch Joachim Kròl den Wilsberg (als Briefmarkenhändler) gespielt, ehe Leonard Lansink drei Jahre später den schrulligen Part übernahm. Bis zur 15. Folge war der Bauamtsbeamte Manni Hoch (Heinrich Schafmeister) sein treuer Freund mit dem roten Volvo-Kombi, ehe er von Oliver Korittke als Ekki (mit rotem Alfa Romeo) abgelöst wurde.

Die Buchvorlage der Reihe stammt vom Autor Jürgen Kehrer, der zwei Wochen nach Lansink 60 wird und der auch das Skript zu ersten Folge schrieb. Seine Buchreihe setzt er erfolgreich fort - Der 19. Fall, Ein bisschen Mord muss sein, ist jüngst erschienen.

Wilsberg - Tod im Supermarkt