1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. Wilsberg: Prognose Mord

TV-Tipp Wilsberg: Prognose Mord

Wenn die vermeintliche Täterin sich noch über den Toten beugt, sind Zweifel angebracht. Das Team um Privatdetektiv Georg Wilsberg schaut genau hin und gerät in eine verwirrende Geschichte um Eifersucht und Sozialbetrug auf dem Wohnungsmarkt.

Von Carsten Linnhoff, dpa 02.03.2018, 23:01
Wilsberg (Leonard Lansink, l) mit Kommissarin Anna Springer (Rita Russek, M) und Overbeck (Roland Jankowsky, r). Foto: Thomas Kost
Wilsberg (Leonard Lansink, l) mit Kommissarin Anna Springer (Rita Russek, M) und Overbeck (Roland Jankowsky, r). Foto: Thomas Kost ZDF

Münster (dpa) - Ekki hat schon richtig einen getankt. Sein Kollege und Steuerfahnder Matthias Lehnhoff feiert Geburtstag. Als Georg Wilsberg seinen betrunkenen Kumpel von der Feier abholen will, belauscht er zuerst einen Streit zwischen den Eheleuten. Wenig später liegt Lehnhoff erschossen auf der Straße. Und über ihm gebeugt mit Knarre in der Hand: seine Ehefrau Hanna.

Hier könnte der 59. Fall an diesem Samstag mit dem Titel "Prognose Mord" (ZDF, 20.15 Uhr) mit Buchhändler und Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) eigentlich schon abgeschlossen sein. Nicht nur für Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) ist die Faktenlage eindeutig. Ekki (Oliver Korittke) aber bekniet Wilsberg, sich um seine alte Liebe zu kümmern. Der Mann vom Finanzamt ist von der Unschuld der Betrogenen (Katrin Bühring) überzeugt.

Was folgt ist eine Krimikomödie, die von ihrem Charme und Dialogen an frühere Folgen anschließt. Spannung und Witz packen Eckehard Ziedrich (Buch) und Thomas Kronthaler (Regie) in ein gelungenes Gleichgewicht. Beim Finale kommt sogar Spannung auf. Das Team um Wilsberg, Ekki und Rechtsanwältin Alexandra Holtkamp (Ina Paule Klink) ermittelt im Bereich der Wohnungsmafia in Münster und muss gleich mehrmals überraschende Wenden in dem Mordfall verdauen.

Dass Springers Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) dabei in seiner Rolle eigentlich zu dämlich und überzogen rüberkommt - verziehen. Dass aber jetzt auch der Vorgesetzte von Overbeck und Springer dank der spinnerten Ideen des durchgeknallten Kommissars Karriere-Tagträume (Innenminister) bekommt, ist eigentlich des Schlechten zu viel.

Großartig dagegen, wie Holtkamp und Ekki verkleidet als neuzeitliche Maria und Josef aus Osteuropa auf Wohnungssuche gehen. Der Zuschauer sollte außerdem seinen Blick auf die Nebenrollen richten. Bereits bezaubernd spielt Liane Forestieri die Liebhaberin und Wohnungsmaklerin Sonja Venlo, extraklasse aber ist David C. Bunners als Leiter des Wohnungsamtes in Münster. Hier versteckt das ZDF in der zweiten Filmhälfte ein echtes Schauspiel-Juwel, denn Bunners ist - wer hätte es gewusst? - Oscar-Preisträger. 2009 bekam er als Mit-Produzent die Hollywood-Auszeichnung für den Kurzfilm "Spielzeugland". Schade, dass das Drehbuch ihm keinen längeren Auftritt gönnt.

Und was kommt zum kleinen Jubiläum, der 60. Wilsberg-Folge? Martin R. Neumann hat die Wilsberg-Bücher von Jürgen Kehrer vor über 20 Jahren für das ZDF entdeckt. Geplant sei nichts besonders, sagte Neumann der dpa. Wenn der Maßstab die 59. Folge ist, dürfen sich die Zuschauer freuen.