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Flutmaßnahmen Häkchen hinter immer mehr Projekten

Im Jahr 4 nach dem Deichbruch werden mehr und mehr Schäden beseitigt, die das Wasser angerichtet hat.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 27.02.2017, 15:11

Wust-Fischbeck l Über die Abarbeitung der Schäden, über Pläne und Wünsche hat Anke Schleusner-Reinfeldt mit dem Bürgermeister BodoLadwig gesprochen. Er hat gerade seine vierte Amtszeit angetreten.

 

Volksstimme: Auch wenn wegen des Winters die Baustellen momentan ruhen, ist von der Liste der Hochwasserschäden doch schon vieles abgearbeitet. Läuft alles nach Wunsch und sind Sie zufrieden?

Bodo Ladwig: Menschen sind ja nie zufrieden, es könnte immer besser sein. Aber wir haben doch schon einen ganz großen Schritt getan. Die 15 Millionen Euro für die Schadensbeseitigung allein in der Gemeinde Wust-Fischbeck sind eine enorme Summe, die erst einmal umgesetzt werden muss. Vor allem im Außenbereich gibt es noch viel zu tun, aber die größten Projekte in den Orten sind abgeschlossen beziehungsweise in Gange. Wichtig ist auch, dass der Deichbau im Plan liegt. Sobald das Wetter stabiler wird, geht es auch wieder los mit den Bauarbeiten beispielsweise in der Darre und am Mühlenweg in Fischbeck. Auf der nächsten offiziellen Ratssitzung wird uns die Projektsteuerung eine Übersicht über alle erfolgten, laufenden und noch anstehenden Bauarbeiten vorlegen.

Sie empfangen mich hier in Ihrem neuen Büro im sanierten Bürgerhaus. Das ist ansonsten noch leer. Wann zieht der Jugendklub wieder ein?

Demnächst. Wir haben alle Voraussetzungen geschaffen, um das Haus wieder mit Leben zu füllen. Es ist wirklich schön geworden. Mein Zimmer hier ist allerdings noch nicht abschließend eingerichtet, aber das wird auch noch. Schön, dass die Möbel allesamt Spenden sind.

Und das Rinderzuchtmuseum?

Auch das ist in Vorbereitung. Klaus Wittmüß ist hier aktiv. Bis zur Gründungsversammlung eines entsprechenden Vereins wird es nicht mehr lange dauern.

Die Jugendarbeit in Fischbeck ruht seit der Flut. Und auch am Wuster Jugendklub werden gerade die Feuchtigkeitsschäden beseitigt. Wie wird die Betreuung der Jugendlichen in beiden Klubs realisiert?

So wie bisher mit einer eigenen Kraft nicht mehr, da müssen wir Abstriche machen. Wir konnten zwar eine qualitativ hochwertige Jugendbetreuung sicherstellen, aber das können wir uns leider nicht mehr leisten. Ich stehe aber in Kontakt mit dem Kreis-Kinder- und Jugendring, damit mit der Wiedereröffnung vernünftige Angebote unterbreitet werden können.

In Wust muss der Bauhof nach der Flut komplett neu gebaut werden. Ist schon entschieden, ob das Gerätehaus der Feuerwehr hier integriert wird?

Am Mittwochabend findet dazu eine außerordentliche Ratssitzung mit Vor-Ort-Begehung statt. Denn es wäre auch möglich, statt auf dem Bauhof auf dem Gelände des Jugendklubs die neue Fahrzeughalle für die Feuerwehr zu bauen und den Jugendklub zum Gerätehaus umzufunktionieren. Die Verbandsgemeinde will ja in Wust in diesem Jahr investieren. Ich persönlich bin für den Standort am Jugendklub. Aber es ist eine Entscheidung des Rates, die nun auch umgehend getroffen werden muss. Sollte die Entscheidung für den Standort am Jugendklub fallen, finden wir für die Jugendlichen andere Räumlichkeiten im Ort. Auf jeden Fall müssen wir uns jetzt sputen. Denn es bleibt nicht mehr viel Zeit. Die vom Land in Aussicht gestellten Fördermittel, die die Verbandsgemeinde für das neue Gerätehaus beantragen will, müssen bis allerspätestens Februar 2018 ausgegeben werden – ein sehr sportliches Ziel. Ich kann nicht nachvollziehen, warum das Land hier so einen Druck macht.

Wenn die Feuerwehr umgezogen ist – was passiert mit dem dann leerstehenden Haus?

Das werden wir sehen. Auf jeden Fall finden wir eine Nutzung. Möglich wäre beispielsweise, hier den Jugendklub unterzubringen, wenn wir den jetzigen Jugendklub zum Gerätehaus machen.

In Wust geht es bald weiter mit dem letzten Abschnitt des Ausbaus der Ortsdurchfahrt. Wie lange wird die Straße dann noch einmal gesperrt sein?

Das kann ich gar nicht sagen, dafür ist der Landkreis zuständig. Es wird wohl bald losgehen und dann noch einmal ein paar Monate in Anspruch nehmen. Die Anlieger werden rechtzeitig informiert. Am bereits fertigen Abschnitt sind auch noch Nacharbeiten nötig.

Es stehen 2017 nicht nur Flutmaßnahmen auf dem Plan. Die Baracke auf dem Wuster Sportplatz wird saniert. Es müsste ja bald losgehen, damit bis zur Sommerschule alles fertig ist.

Geht es. Bis zum 10. März sollen wir Baufreiheit schaffen. Bis zur Sommerschule soll der größte Teil der Arbeiten, die ja vor allem die Hülle und die Elektrik betreffen, abgeschlossen sein, restliche Dinge können danach erledigt werden.

Die Eigenmittel kann die Gemeinde aufbringen? Denn die Finanzlage wird ja auch in Wust-Fischbeck in Anbetracht der steigenden Umlagen nicht besser.

Die Eigenmittel hatten wir ja bereits für letztes Jahr eingeplant, sie liegen bereit. Die finanzielle Ausstattung der Kommunen durch das Land ist miserabel, die Entwicklung der Zulagen in den letzten zehn Jahren ist erschreckend. Das Geld ist lange nicht ausreichend, um die Kommunen am Leben zu erhalten. Unsere Einnahmen, die wir durch den Windpark haben, helfen, die Situation erträglicher zu machen. Natürlich tut uns die höhere Umlage und auch die höhere Investitionsumlage, die wir der Verbandsgemeinde zahlen müssen, weh. Aber es hilft ja nichts – die Verbandsgemeinde muss ja in Großprojekte investieren.

Könnte es passieren, dass zur Steigerung der Einnahmen die Steuern erhöht werden müssen?

Es könnte nicht nur, es wird! Wir haben bereits im vergangenen Jahr mit dem Haushalt festgelegt, dass wir die Steuern ab 2017 anheben müssen. Denn Wust-Fischbeck hat die niedrigsten Steuern in der Verbandsgemeinde und daran in den zurückliegenden rund zehn Jahren auch nicht gerüttelt. Nun kommen wir nicht drum herum. Aber die Erhöhung ist moderat und längst nicht so hoch wie der Landesdurchschnitt und wie vom Land empfohlen.

Sportler, Karnevalisten, Sommerschule, Kirche, Angler... – es gibt ein aktives Vereinsleben. Wie kann die Gemeinde das überhaupt noch fördern?

Wir werden auch 2017 wieder etwas Geld einplanen und je nach Antrag der Vereine entscheiden, ob und in welcher Höhe ein Zuschuss gezahlt werden kann. Bei Gemeinden in Konsolidierung fordert das Land für Ausgleichszahlungen ja freiwillige Leistungen in Höhe von maximal zwei Prozent des Haushaltes, aktuell haben wir sechs Prozent, was in meinen Augen schon wenig ist. Jedenfalls bin ich froh über das aktive Vereinsleben. So haben unsere Jugendlichen auch viele Möglichkeiten, sich sinnvoll zu beschäftigen.

Wie in anderen Gemeinden auch gibt es bei den Wohnungen in Wust-Fischbeck, die die Kommune vermietet, einen erheblichen Sanierungsstau. Wie soll der aufgelöst werden?

Wir haben bisher ja nur das Allernötigste gemacht, weil mehr nicht drin war. Vor allem in Wust sind die Wohnungen in sehr schlechtem Zustand und ohne Modernisierung gar nicht vermietbar. Wir werden sehen, wie wir nach und nach vorankommen. Ärgerlich ist, dass wir die vom Land zugewiesene Investitionspauschale nicht für Modernisierungen nutzen dürfen. Wir haben in den letzten Jahren zusammengespart rund 350 000 Euro auf dem Konto zu liegen, die aber nur für Neubauten und nicht für Modernisierungen verwendet werden dürfen – das kann ich einfach nicht begreifen. Wir sollten doch selbst entscheiden können, was wir damit machen.

Im Verbandsrat soll darüber diskutiert werden, die Nutzungsentgelte, die die Verbandsgemeinde an die Kommunen für die Nutzung der gemeindeeigenen Objekte wie in Ihrer Gemeinde die Gerätehäuser, die Wuster Schule und den Kindergarten betreffend, zu streichen. Was halten Sie davon?

Ich begrüße das. Als die Verbandsgemeinde 2010 gegründet wurde, waren die Voraussetzungen ja ganz anders. Die Gebäude, die damals bewertet wurden, sind inzwischen wie beispielsweise der Wuster Kindergarten saniert oder wie das Fischbecker Gerätehaus neu gebaut. Das mit der Nutzungspauschale ist so und so nur ein Hin- und Hergeschiebe zwischen Gemeinde und Verbandsgemeinde. Ich werde in unserem Gemeinderat dafür plädieren, dass der im Verbandsgemeinderat angeregten Streichung dieser Pauschale zugestimmt wird.

Die Pläne für die Gestaltung des Wuster Parkes sind vielversprechend. Aber bedingt durch den Denkmalschutz können auch nicht alle Wünsche berücksichtigt werden?

Erst einmal begrüße ich das Konzept sehr. Die Belange der Bürger werden berücksichtigt, wenn man wegen des Denkmalschutzes auch nicht allem gerecht werden kann, auch den Standort des Rodelberges betreffend. Wir haben jetzt die einmalige Chance, den Park gestalten zu lassen, das müssen wir nutzen. Damit wird auch Wust weiter aufgewertet.

Was ist mit dem Solarpark im Fischbecker Gewerbegebiet?

Eine unendliche Geschichte. Eigentlich sollte es ja dieses Jahr losgehen, wir haben auch alle Verpflichtungen erfüllt. Nun liegt es am Investor. Er hat aber beim Landkreis eine Aussetzung der Baugenehmigung bis Ende 2018 beantragt, also wird nicht vor 2019 gebaut. Ich hoffe, dass dann aber wirklich investiert wird. Denn wir brauchen die Pachtsumme.

Wie steht es um die Einrichtung des Flutmuseums?

Im Moment sind andere Dinge wichtig. Aber wir werden auf jeden Fall so ein Museum zur Erinnerung einrichten, entsprechende Gegenstände sind sicher eingelagert. Hin und wieder gibt es auch Anfragen von Besuchergruppen, die sich über die Ereignisse im Juni 2013 berichten lassen wollen.

Sie haben gerade Ihre vierte Amtszeit angetreten und werden in den kommenden sieben Jahren die Geschicke der Gemeinde leiten. Die letzte Amtszeit war bedingt durch die Flut schwer – wird es langsam leichter?

Auf die Flut bezogen wird es jetzt tatsächlich leichter, weil mehr und mehr Dinge abgearbeitet werden und wir dadurch eine Aufwertung der Orte erleben. Dafür bin ich dem Land und der EU auch dankbar, dass die Schadensbeseitigung zu 100 Prozent gefördert wird. Dank auch unserem Bauamt für die zusätzliche Arbeit, die gestemmt wird. Aber auch unabhängig von den Flutschäden haben wir doch einiges erreicht. Die finanzielle Lage ist alles andere als rosig und ich kann mir nicht vorstellen, dass es besser wird. Wir müssen das Beste daraus machen. Ich bin froh, dass der Gemeinderat in den sieben Jahren seit der Zusammenlegung von Wust und Fischbeck sehr gut zusammen arbeitet. Es sind auch in kommender Zeit weitreichende Entscheidungen zu treffen. Allen recht machen kann man es nie, aber wir entscheiden immer im Sinne der Gemeinde – solange wir selbst Einfluss darauf haben und uns nichts vom Land aufdiktiert wird.