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Statistisches Bundesamt Acht von zehn Kindern wachsen mit Geschwistern auf

Egal, ob man sich ständig streitet, oder ob man ein Herz und eine Seele ist: Die Beziehung zu Geschwistern prägt das Leben. Eine laienpsychologische These scheint allerdings nicht haltbar.

09.04.2018, 14:53

Wiesbaden (dpa) - Die meisten Kinder wachsen mit Geschwistern auf. Im Jahr 2016 lebten 81 Prozent aller Zehnjährigen in Deutschland mit einem Bruder oder einer Schwester in einem Haushalt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Anlass ist der Tag der Geschwister an diesem Dienstag (10. April). Im Vergleich zu vor zehn Jahren blieb der Wert nahezu unverändert: 2006 lebten 82 Prozent der zehnjährigen Kinder mit Geschwistern zusammen.

Unterschiede gibt es vor allem zwischen Ost- und Westdeutschland: Während 2016 im Osten 75 Prozent der Zehnjährigen mit Bruder oder Schwester zusammenlebten, lag der Anteil im Westen bei 82 Prozent. Auch bei großen und kleinen Gemeinden ist nicht alles gleich: Während in kleinen Gemeinden bis 5000 Einwohner 83 Prozent der zehnjährigen Kinder mit Geschwistern lebten, lag dieser Wert in Gemeinden ab 500 000 Einwohnern bei 78 Prozent.

Die Ergebnisse basieren auf dem Mikrozensus, für den jährlich ein Prozent der Haushalte befragt wird.

Egal, ob man sich gut versteht oder viel streitet: Mit Geschwistern aufzuwachsen, prägt unseren Charakter. "Geschwisterbeziehungen stellen die längsten Beziehungen im Leben eines Menschen dar", schreibt die Salzburger Erziehungswissenschaftlerin Christine Schmid. "Die in Geschwisterbeziehungen erworbenen Fähigkeiten und Verhaltensweisen haben Auswirkungen auf das spätere Leben."

Was wir von Geschwistern lernen - darüber gibt es zahllose Artikel und Bücher. Die Autoren sind sich einig: Geschwister "bieten die Möglichkeiten bieten, Beziehungen zu trainieren", wie Jürg Frick es formuliert, Autor des Buchs "Ich mag dich - du nervst mich!" Wer Brüder oder Schwestern habe, lerne zu streiten, dich durchzusetzen und auch mit Gefühlen wie Liebe und Hass umzugehen.

Anders als die Küchentisch-Psychologie vermutet, hat es aber kaum Einfluss auf den Charakter, ob man Erstgeborener, Sandwichkind oder Nesthäkchen ist. Forscher aus Leipzig und Mainz haben für eine 2015 veröffentlichte Studie Untersuchungen mit mehr als 20 000 Teilnehmern aus den USA, Großbritannien und Deutschland ausgewertet. Das Ergebnis: Wie emotional, extrovertiert oder gewissenhaft ein Mensch sei, habe keinen Zusammenhang mit der Reihenfolge der Geburt.

Mitteilung Destatis