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Schwere Wahl Ehenamen: Den eigenen, den fremden oder lieber beides?

Der Nachname steht schwarz auf weiß in zahllosen amtlichen Dokumenten. Eine Änderung durch Heirat kann für manche einen Identitätsverlust bedeuten. Was spricht für den gemeinsamen Namen, was dagegen?

Von Bernadette Winter, dpa 01.01.2021, 03:53
Christin Klose
Christin Klose dpa-tmn

Wiesbaden (dpa/tmn) - Wer heiraten will, hat die Qual der Wahl. Nicht nur wegen des Partners oder der Partnerin - auch was den Nachnamen betrifft, gibt es einige Möglichkeiten, die das Paar vor Herausforderungen stellen können.

So ist es beispielsweise möglich, dass jeder seinen Namen behält. "Das ist immer noch die Ausnahme, wird aber deutlich mehr", sagt Katrin Zimmermann. Sie ist Fachanwältin für Familienrecht. Ein Kind des Paares könnte dann entweder den Nachnamen der Mutter oder den des Vaters erhalten.

In gut dreiviertel der Fälle nehme die Frau den Namen des Mannes an, obwohl die umgekehrte Variante ebenso möglich sei, sagt Frauke Rüdebusch von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden. "Meist begründen die Paare ihre Entscheidung mit der Tradition und der geltenden sozialen Norm."

Eigener Name nicht attraktiv genug

"Viele Frauen sagen, dass es ihnen sehr wichtig ist, so zu zeigen, dass sie verheiratet sind", erklärt Anne Rosar. Die Sprachwissenschaftlerin von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat festgestellt, dass es eine große Gruppe von Frauen zu geben scheint, die ihren eigenen Namen als nicht schön genug, den des Mannes dagegen als "hübsch" oder "gut klingend" empfindet.

Wer sich auf diese Diskussion nicht einlassen will, kann sich für einen Doppelnamen entscheiden, allerdings bisher nur einer der Partner, nicht beide. Und das sind meist die Frauen.

Zwischen Zugehörigkeit und Autonomie

Die Diskussion um Namen finde statt im Spannungsfeld von Zugehörigkeit und Autonomie, analysiert Valeska Riedel. "Nehme ich einen Namen an, bekenne ich mich nach außen sichtbar zur Zugehörigkeit", sagt die Familientherapeutin. Das spiele heute noch eine große Rolle und sei für manche mindestens ebenso wichtig wie die eigene Abstammung und Individualität.

Mit der Annahme eines fremden Namens sei immer ein Stück Identitätsverlust verbunden, meint Rüdebusch. "Man gibt ein Stück seiner Selbst weg, natürlich nur symbolisch, aber es ist trotzdem schmerzlich."

Doppelnamen seien ein guter Kompromiss, findet Riedel. "Auch wenn darüber oft Witze gemacht werden, drücken sie etwas Wunderbares aus: Das eine sind meine Wurzeln, da komme ich her, das andere ist meine neue Sippe." Allerdings spiele hier die Ästhetik eine Rolle. "Manche Kombinationen klingen sehr schön, andere sind eher ungünstig."

Rechtliches Für und Wider

Gibt es rechtlich gesehen Vor- oder Nachteile, wenn man sich beispielsweise dafür entscheidet, den eigenen Namen zu behalten? Wer alleine mit seinem Kind ins Nicht-EU-Ausland reist, sollte sich zuvor vom anderen Elternteil eine Vollmacht geben lassen. So vermeidet man laut Zimmermann Verwirrungen an der Grenze.

Bei einer Scheidung dürfen beide Eheleute wieder ihre Geburtsnamen annehmen, Kinder behalten aber den gemeinsamen Namen. Das zu ändern sei nicht einfach, dafür brauche es triftige Gründe, erläutert das Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht im Deutschen Anwaltsverein. Das Kindeswohl stehe hier im Vordergrund.

Weitere Optionen möglich

Die vielen Wahlmöglichkeiten passten in unsere Zeit, legt Riedel dar. "Wir wollen möglichst autonom bleiben, aber je mehr Auswahl es gibt, desto qualvoller wird es." Und bald könnte es noch mehr Optionen geben. Nach Einschätzung einer Expertenkommission der Bundesregierung sollten die Menschen in Deutschland mehr Freiheit bei der Wahl ihres Namens bekommen. Was daraus wird, entscheidet sich nach der Wahl im Herbst 2021.

© dpa-infocom, dpa:201229-99-844231/2

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