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Sicherheit für Senioren Notrufsysteme: Roter Knopf, Handy oder Lautsprecher?

Ein Sturz im Bad, an Aufstehen ist nicht zu denken. Jetzt kann ein Hausnotruf helfen. Doch reicht nicht auch ein Handy mit Notrufknopf? Oder wären Sprachassistenten die idealen Retter in der Not?

Von Bernadette Winter, dpa 28.02.2020, 03:56

Bonn (dpa/tmn) - Viele Senioren leben allein und wollen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden wohnen. Im Notfall kann da jede Minute wertvoll sein. "Für Alleinstehende hat ein Notrufsystem eine ganz andere Relevanz als für Senioren, deren Familie mit im Haus wohnt", sagt Frank Leyhausen.

Auch der Gesundheitszustand und die Mobilität seien als Kriterien wichtig, so der Sprecher der Deutschen Seniorenliga. Für Personen, die sturzgefährdet sind oder die bereits einen Herzinfarkt beziehungsweise Schlaganfall hatten, kann ein solches Gerät sinnvoll sein. "Wichtig ist, dass es den Bedürfnissen des Nutzers entspricht", sagt Leyhausen.

Gemeinnützige Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz, ASB, Johanniter, Malteser oder Volkssolidarität bieten einen solchen Hausnotruf an. Dazu kommen einige private Anbieter. Den Alarmknopf trägt man in Form eines Funkfingers wie eine Armbanduhr am Handgelenk oder als Kette um den Hals.

Drückt man den Knopf, wird ein Alarm ausgelöst. Die Zentrale meldet sich und informiert nach Rücksprache mit dem Notrufenden einen Angehörigen oder den Pflegedienst. Im Notfall mache sich ein Rettungsdienst auf den Weg, wie Katrin Andruschow von der Stiftung Warentest erklärt. Gratis ist der Service allerdings nicht: Nach Angaben der Verbraucherzentralen werden für die Basistarife der Anbieter um die 20 Euro pro Monat fällig.

Schmuck mit Funktion

In einer Untersuchung, die Andruschow für die Stiftung Warentest 2018 geleitet hat, schneiden die meisten Anbieter zwar in ihrer Kernkompetenz - der Notrufbearbeitung - gut und befriedigend ab. Mängel zeigen sich jedoch vielfach bei den Geschäftsbedingungen und Verträgen. "Auch bei der Art und Weise der Kommunikation wünschen wir uns noch Verbesserungen", sagt Andruschow.

Andere private Anbieter, die sich bereits am Markt etabliert haben, verkaufen Armbänder auf Mobilfunkbasis. Diese können auch außerhalb des Hauses eingesetzt werden. "Beim Test ergaben sich allerdings noch deutliche Mängel, so dass hier an der technischen Umsetzung und der Sprachqualität gearbeitet werden muss", sagt Andruschow.

Handy als Alternative

Auf speziellen Seniorenhandys lasse sich ein ähnlicher Rettungsalarm einrichten, erläutert Rainer Schuldt von der "Computer Bild". Hinter einer Notfalltaste werden dann die Telefonnummern von Angehörigen oder eines Rettungs- beziehungsweise Pflegeservices hinterlegt. Manche Geräte wählen automatisch die 110.

Für Senioren, die viel unterwegs sind und ohnehin ihr Handy bei sich tragen, ist das eine mögliche Alternative. Andruschow hält jedoch zumindest für den Hausgebrauch die Funkfinger des Hausnotrufes für die bessere Lösung. "Nicht jeder trägt ständig das Handy mit sich herum, wenn er nur mal kurz ins Bad geht."

Anders ist das mit modernen Smartwatches. "Manche besitzen einen Fallsensor", erklärt Schuldt. "Bemerkt die Uhr, dass der Träger unvermittelt stürzt und dabei hart aufprallt, reagiert sie mit dem Absetzen eines Notrufs."

Hilfe per Sprachbefehl

Smarte Lautsprecher könnten eine weitere Alternative sein. Diese reagieren auf Sprachbefehle und können so gerade älteren Menschen mit körperlichen Einschränkungen helfen. "So lassen sich per Sprachkommando etwa die Jalousien betätigen oder das Licht einschalten", führt Schuldt aus.

Für Notfälle gebe es bereits erste Apps, die sich zum Beispiel für Amazon Alexa oder den Google Assistant installieren lassen und die aufgrund eines vorher definierten Sprachbefehls einen Notruf absetzen - allerdings meist nur an vorher festgelegte Kontakte. Etablierte Hausnotrufdienste und Notrufzentralen arbeiten Andruschow zufolge noch nicht mit diesen Anbietern zusammen. Bei den Johannitern etwa wird nach Angaben der Unfallhilfe derzeit geprüft, welche Möglichkeiten sich hier in Zukunft bieten.

Stiftung Warentest

Katharina Rose
Katharina Rose
Computer Bild
Sandra Kühnapfel
Sandra Kühnapfel
Stiftung Warentest
Ressel
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dpa-tmn