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Sensibel und einfühlsam Todesfall oder Krankheit: Wie sage ich es meinem Kind?

Die Oma stirbt, der Onkel ist schwer erkrankt, Mama und Papa trennen sich: Es gibt Dinge, die würden Eltern ihren Kindern am liebsten verschweigen. Dass das nicht geht, ist klar. Aber wie bringt man Kindern traurige Nachrichten bei?

Von Olivia Konieczny, dpa 02.06.2017, 03:05

Berlin/Köln (dpa/tmn) - Viele Eltern würden am liebsten alles Schlimme von ihren Kindern fernhalten. Doch traurige Nachrichten zurückhalten ist keine Lösung. Wie also bringt man Kindern Todesfall, Krankheit oder Scheidung bei? Experten geben Antworten:

Wann muss ich meinem Kind etwas sagen?

"In dem Moment, in dem das Kind im Alltag von dem Ereignis betroffen ist, müssen Sie immer darüber reden", sagt Heidemarie Arnhold, Vorsitzende des Arbeitskreises Neue Erziehung (ANE) in Berlin. Das Kind bekomme ohnehin mit, dass etwas passiert ist. Doch auch wenn das Kind nicht direkt berührt ist, die Eltern ein Ereignis aber sehr mitnimmt, sollten sie die eigene Trauer erklären. Laut Stephanie Engelmann, Kinder- und Jugendtherapeutin bei der Familienberatung der Stadt Köln, muss man sich für so ein Gespräch Zeit nehmen.

Was sollte ich sagen und was verschweigen?

Arnhold empfiehlt, nicht zu wenig zu erklären, das Kind aber auch nicht mit Informationen zu überladen. "Erzählen Sie nicht die ganze Leidensgeschichte, nicht all' das, was Sie einem Erwachsenen sagen würden." Grundsätzlich raten Experten zur Wahrheit. "Sie sollten diese aber kindgerecht formulieren", sagt Ulric Ritzer-Sachs von der Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke).

Woher weiß ich, was mein Kind versteht?

Orientieren können Eltern sich an den Fragen, die das Kind stellt - oder eben nicht. "Wenn es nicht weiter interessiert ist, müssen Sie nicht noch mehr und mehr erzählen", erläutert Arnhold. Wenn Tochter oder Sohn aber konkret nachfragen, etwa was nach dem Tod kommt, sollte man darauf eingehen und das Kind nicht mit seinen Fragen zurückzulassen. Im Zweifel könne man ruhig zugeben, etwas selbst nicht zu wissen, sagt die Pädagogin.

Wie erkläre ich einen Todesfall?

Hier geht man am besten von den eigenen Vorstellungen aus. "Gläubige haben es an diesem Punkt sicherlich einfacher", sagt Ritzer-Sachs. Arnhold rät: "Man kann den Tod entweder religiös begründen: Oma ist gestorben und schaut uns jetzt vom Himmel aus zu. Oder: Sie ist weg, aber wenn wir sie bei uns haben wollen, denken wir an sie." Wichtig ist ein Abschied vom Verstorbenen: Das Kind kann ein Bild malen oder überlegen, welche Blume es ans Grab legen möchte. "Nehmen Sie das Kind auf jeden Fall mit zur Beerdigung, wenn es zu der Person einen Bezug hatte", rät Engelmann. Vorher sollte man erklären, was auf einer Beerdigung passiert.

Muss ich meine eigene Trauer verbergen?

Nein. Zwar sollte man das Kind nicht damit überschütten. Gefühle darf man aber zeigen. Daraus lernen Kinder: "Sie sehen, dass etwas Schlimmes passieren kann, das Leben aber weitergeht, Mama trotzdem das Frühstück macht", erklärt Engelmann.

Sollte ich Geschwister getrennt aufklären?

Am besten ist es, mit allen Familienmitgliedern gleichzeitig zu reden, auch wenn die Kinder im Alter auseinanderliegen. Das schafft eine Gemeinschaftssituation, die auch kleinere Kinder wahrnehmen. Ritzer-Sachs verweist auf den familiären Zusammenhalt: "Geschwister sind eine starke Unterstützung."

Wie vermeide ich Missverständnisse und Schuldgefühle?

Engelmann rät, sich seine Worte gut zu überlegen. Problematisch sei zum Beispiel der Satz: "Oma ist eingeschlafen". Kleine Kinder bekämen dadurch oft Angst vor dem Schlafen. "Wählen Sie lieber sachlich das Wort "gestorben". Ritzer-Sachs empfiehlt, dem Kind immer wieder das Gespräch anzubieten. "Kinder brauchen zudem die Botschaft: Das hat nichts mit dir zu tun, Du kannst nichts dafür!"

Webseite Arbeitskreis Neue Erziehung