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Umfrage Depressionen bei älteren Menschen oft unterschätzt

Wenn Senioren sich zurückziehen und alles schwarz sehen, wird das schnell auf ihr Alter geschoben. Hinter solchen Anzeichen kann aber auch eine Depression stecken. Zu wenige Menschen wissen das, ergab eine Umfrage.

26.11.2019, 11:35

Berlin (dpa) - Depressionen bei älteren Menschen werden nach einer Umfrage in Deutschland massiv unterschätzt. So glaubt eine große Mehrheit der Bevölkerung (83 Prozent), dass die Krankheit vor allem im jungen und mittleren Lebensalter auftritt, teilte die Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit.

Steigende Suizidraten als Folge

Zu häufig würden Anzeichen von Depressionen bei Senioren deshalb bagatellisiert und als Bitternis des Alters abgetan. Das Unwissen trage mit dazu bei, dass die Krankheit im Alter häufig gar nicht oder falsch behandelt werde, sagte Psychiater Ulrich Hegerl, Vorstandschef der Stiftung. Dies führe mit zu den drastisch erhöhten Suizidraten im Alter.

"Depressions-Barometer"

Die Online-Umfrage für das dritte "Depressions-Barometer" fand unter 5350 Bundesbürgern zwischen 18 und 79 Jahren im Juli 2019 statt. Der Schwerpunkt lag darauf, was sie über Depression bei älteren Menschen wissen und denken. Jeder sechste Befragte sprach sich zum Beispiel dafür aus, Geld für die Behandlung von Depressionen lieber für jüngere Patienten auszugeben.

In der Realität gehören Depressionen neben dementiellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Leiden im höheren Lebensalter und können nach Studien in Deutschland rund sechs Prozent der älteren Menschen treffen. Senioren würden sich laut Umfrage in der Mehrzahl gegen eine Depression behandeln lassen.

Das können Angehörige tun

Wenn ältere Verwandte depressiv werden, ist das für Angehörige eine schwierige Situation. Viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Diese drei Ratschläge geben Experten:

- Nehmen Sie die Krankheit ernst: Depressive Stimmungen sollten Angehörige keinesfalls verharmlosen. Wie bei allen schweren Krankheiten sollte man umgehend ärztlichen Rat einholen, empfiehlt die Deutsche Depressionshilfe. Weil es für depressive Menschen oft schwer ist, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen, können Angehörige dabei helfen, den Termin auszumachen oder mit in die Praxis kommen.

- Bleiben Sie geduldig und geben keine Ratschläge: Zuhören ist wichtig. Auch wenn sich depressive Menschen immer wieder beklagen, sollten Angehörige geduldig sein, positiv bleiben und sich nicht abwenden. Die Deutsche Depressionshilfe empfiehlt zudem, keine gut gemeinten Ratschläge zu erteilen. Oftmals seien sie nicht hilfreich. Stattdessen sollten Verwandte die Eigeninitiative des Depressiven unterstützen.

- Rufen Sie im Zweifel den Notarzt: Haben Angehörige den Verdacht, dass jemand in Gefahr ist, sich das Leben zu nehmen, sollten sie ihn darauf ansprechen. Das rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Keinesfalls sollten Verwandte aber versuchen, selbst professionelle Hilfe zu leisten, sondern einen Arzt oder Psychologen zurate ziehen. Wenn ein Mensch unmittelbar suizidgefährdet und in großer Gefahr ist, sich aber keine Hilfe holt, sollten Angehörige sofort den Notarzt unter der Nummer 112 rufen.