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Schneepflugeltern Muss man das Kind vor jedem Fehler schützen?

Oft geschieht es unbewusst: Eltern wollen ihrem Kind das blöde Gefühl ersparen, das einen nach einem Fehler oder einem Versäumnis überkommt - und räumen das Problem schon vorher weg. Keine gute Idee.

14.02.2020, 03:46

München (dpa/tmn) - Das Kind ist im besten Teenager-Alter und dennoch wird es jeden Morgen von den Eltern geweckt. Sie treiben den Sprössling an, damit er ja nicht den Bus verpasst und zu spät zur Schule kommt. Geht das schief, rödeln sie weiter, um notfalls sogar noch irgendwie ein Attest vom Arzt aufzutreiben...

Solche Situationen kommen Ihnen bekannt vor? Dann kennen Sie vielleicht die Spezies der Schneepflugeltern. Sie schieben wie ein Schneeräumer alle Probleme und Schwierigkeiten von ihren Kindern weg. "Der Gedanke dahinter ist vielleicht liebevoll. Damit hilft man dem Kind aber nicht weiter", warnt Kira Liebmann, die als Pubertäts-Überlebenstrainerin Eltern coacht.

Sie erlebt es oft im Alltag, dass Eltern ihre Kinder vor Fehlern beschützen wollen. Damit schützen sie sich im Grunde aber selber, weil sie es nur schwer ertragen, wenn das eigene Kind traurig oder frustriert ist. "Doch Eltern sollten aufhören, ihre Kinder vor jedem Fehler, Scheitern oder Nichtgelingen zu schützen", rät die Motivationstrainerin aus München.

Stattdessen sollten Eltern lernen, es auszuhalten, dass ihr Kind auch mal etwas nicht schafft - etwa wenn es eine schlechte Note oder anderen Ärger bekommt. Fehler zu machen und daraus zu lernen, gehört zum Leben und ist für Liebmann ein wichtiger Entwicklungsschritt: "Erst wenn ein Kind Fehler macht, trainiert es seine Lösungskompetenz, Eigenverantwortung oder Anpassungsfähigkeit. Aber auch die Fähigkeit, nach Rückschlägen schnell wieder auf die Beine zu kommen."

Es sei nicht die Aufgabe von Eltern, ihre Kinder vor jedem Fehler zu bewahren. "Es ist vielmehr ihre Aufgabe, da zu sein, wenn ein Fehler passiert ist", sagt die Expertin. Dann sollte man aber auf keinen Fall mit dem Satz "Das habe ich dir ja gleich gesagt!" reagieren. Wichtiger sei es, dann gemeinsam zu beraten, was das Kind tun könne, um den Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Blog von Kira Liebmann