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Champions-League-Ausschluss Man Citys Europapokal-Bann und die Folgen: Klopp hat Mitleid

Bleibt Startrainer Pep Guardiola? Müssen die Bayern weniger für Leroy Sané bezahlen? Oder kippt der Cas das Urteil? Der Ausschluss aus der Champions League hat für Manchester City weitreichende Konsequenzen. Viele Fragen bleiben offen.

Von Tobias Brinkmann, dpa 16.02.2020, 12:46
Mike Egerton
Mike Egerton PA Wire

Manchester (dpa) - Auch Jürgen Klopp war "schockiert". Als der Trainer des FC Liverpool von der drastischen Strafe gegen den großen Rivalen erfuhr, fühlte er vor allem mit Pep Guardiola und dessen Spielern.

"Sie haben sicher nichts falsch gemacht", sagte Klopp. Für die Führungsebene von Manchester City gilt das nicht - wegen jahrelangen Finanzbetrugs darf der englische Meister zwei Spielzeiten nicht im Europapokal starten. Nun drohen mehrere Gerichtsprozesse, die Starspieler der Citizens werden sich umschauen. Darunter auch Ilkay Gündogan und Leroy Sané.

Die beiden deutschen Nationalspieler dürften wenig Lust auf zwei Saisons ohne die Champions League haben, Sané wird ohnehin seit Monaten mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Hält das am Freitag veröffentlichte Urteil der UEFA auch vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas stand, dürfte dem Wechsel des bis 2021 vertraglich an Manchester gebundenen 24-Jährigen im Sommer endgültig nichts mehr im Wege stehen. Dass die Citizens auch offiziell den Cas anrufen, wird alsbald erwartet. Die Frist beträgt englischen Medien zufolge zehn Tage.

Auch Star-Trainer Guardiola ist ohne Königsklasse kaum zu halten. Der Spanier wird bereits mit Juventus Turin in Verbindung gebracht. Leistungsträger wie Kevin De Bruyne oder Raheem Sterling spielen nicht nur wegen des hohen Gehalts in Manchester, sondern auch wegen der Aussicht auf den Triumph in der Königsklasse, dem Man City allerdings auch seit dem Einstieg von Scheich Mansour, dem steinreichen Eigentümer aus Abu Dhabi, vergeblich hinterherläuft. Das englische Boulevardblatt "The Sun" schrieb Sterling bereits in Richtung Real Madrid - dem City-Gegner im Achtelfinale der laufenden, vom Urteil unberührten, Champions-League-Saison.

Die Strafe beruht auf Erkenntnissen aus den Jahren 2012 bis 2016. Die Citizens sollen Sponsoreneinkünfte weit über Gebühr bewertet und damit bewusst getäuscht haben. Zu großen Teilen scheint das Geld nicht von den vorgeschobenen Sponsoren, sondern direkt vom Scheich gekommen zu sein. Laut den UEFA-Regeln für das Financial Fairplay dürfen Clubs, die in den Europapokal-Wettbewerben starten, nicht deutlich mehr ausgeben als sie einnehmen. Und Man City drohen noch weitere Strafen.

Auch die Premier League wird ihre Ermittlungen intensivieren. Zwar unterschiedet sich das Lizenzierungssystem von dem der UEFA, die Regularien könnten laut englischen Medien aber nahe genug beieinander liegen, um auch in der heimischen Liga Verstöße nachzuweisen. Die Internet-Zeitung "The Independent" berichtet sogar von möglichen Punktabzügen. Die finanziellen Einbußen für zwei Jahre ohne Königsklasse dürften sich auf rund 200 Millionen Euro belaufen.

Kampflos wird sich Manchester City deshalb nicht geschlagen geben. Eine Cas-Verhandlung könnte sogar nur der Anfang sein. Der Club hatte das UEFA-Verfahren schon am Freitag mit deutlichen Worten verurteilt und könnte gewillt sein, bei einem Scheitern vor dem Sportgerichtshof auch vor Ordentliche Gerichte in der Schweiz zu ziehen, um die UEFA und deren Grundsätze anzuklagen. Die Erfolgsaussichten sind kaum einzuschätzen. Der frühere italienische Meister AC Mailand war zuletzt mit einem Einspruch vor dem Cas gescheitert, im vergangenen Jahr ging es aber nur um die Europa League. Perfekt miteinander vergleichbar sind die Fälle selten.

Wolfsburgs Geschäftsführer Jörg Schmadtke hat aber eine Vorahnung. "Lass uns mal abwarten, ob es am Ende auch so kommt", sagte der VfL-Manager am Samstag, an dem aus der Bundesliga Lob für die UEFA kam. "Ich finde es super, wenn auch bei so großen Mannschaften die Regel eingehalten wird. Das ist eine drastische Strafe, es wird ein Präzedenzfall draus werden", sagte Gladbach-Sportdirektor Max Eberl dem TV-Sender Sky.