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Champions League Chronik des "angekündigten Todes": Messi und Barça zerstört

Ein Verein auf dem Boden, am Ende. Zertrümmert vom FC Bayern. Nach der "Schande" von Lissabon steht Trainer Setién vor dem Rausschmiss. Dabei dürfte es nicht bleiben. Selbst Ikonen bieten den Abgang vom FC Barcelona an. Einer aber schweigt. Noch.

Von Jens Marx, Jan-Uwe Ronneburger und Florian Lütticke, dpa 15.08.2020, 12:03

Lissabon (dpa) - Lionel Messi blieb fast schon apathisch auf der Kabinenbank sitzen, Marc-André ter Stegen lehnte fassungslos am Türrahmen. Doch da war die Nacht der "Schande" ("Marca") noch längst nicht ausgestanden für den argentinischen Fußball-Superstar und den deutschen Nationalkeeper.

"Das war kein Spiel, das war kaltblütiger Mord", schrieb "Goal" am Tag nach einer der größten Demütigungen für den FC Barcelona martialisch. "Als Chronik eines angekündigten Todes schlug Bayern München Barça auf vernichtende Weise."

Messi, ter Stegen - die gesamte Mannschaft der Katalanen ziellos, hilflos, machtlos beim 2:8 gegen den deutschen Rekordmeister im K.o.-Viertelfinale von Lissabon. Was sich über Monate andeutete, wird nun Gewissheit. Der Verein steht vor einem schweren Umbruch. "Keiner ist sicher, ich bin der Erste, der sagt, er geht, wenn neues Blut kommt", betonte Gerard Piqué, 33 Jahre alt, auch eine Vereinsikone.

Doch von der ruhmreichen Vergangenheit mit vier Champions-League-Titeln seit 2006 kann der FC Barcelona nicht mal mehr die Gegenwart überleben. "Bayern beerdigt den FC Barcelona", schrieb "La Vanguardia" aus Barcelona. "Die Spieler, die diesem Verein den größten Ruhm gebracht haben, boten ein unwürdiges Bild für einen hundertjährigen Verein wie Barça", meinte "El Mundo Deportivo".

Zweifel am Ende der kurzen Ära von Trainer Quique Setien gibt es keine. Kandidaten für die Nachfolge gibt es - reichlich sogar. Neben dem Argentinier Mauricio Pochettino werden die ehemaligen Barça-Profis Xavi und Patrick Kluivert sowie auch Ronald Koeman genannt. "Es gibt einige Entscheidungen, die wir bereits getroffen haben und andere, die wir die nächsten Tage treffen werden", sagte Vereins-Boss Josep Maria Bartomeu und kündigte Mitteilungen in der kommenden Woche an. Bei den Fans und den Vereinsmitgliedern entschuldigte sich der 57-Jährige.

"Ich mache mir keine Sorgen um meine Zukunft, ich weiß ja, welchen Beruf ich gewählt habe", sagte Setién und sprach von einer "schrecklich schmerzlichen" Niederlage. Seit Januar ist der 61-Jährige erst im Amt. An kam er nie. Messi kritisierte öffentlich nach dem ebenfalls verpassten Meistertitel in der Primera Division im ewig jungen Duell mit Erzrivale Real Madrid in aller Öffentlichkeit die Spielweise - und damit den Trainer. Nach der Schmach von Lissabon schwieg der 33 Jahre alte Argentinier zunächst.

"Messi ist verantwortlich und Opfer", schrieb Argentiniens Sportzeitung "Olé". Die Macht des Ausnahmespielers im Verein ist bekannt, in den vergangenen Monaten taten sich aber immer größere Risse auf. Es gipfelte in einer öffentlichen Erklärung Messis zum Thema Gehaltsverzicht in der Corona-Zeit, in der er auch Vorwürfe erhob, dass Personen innerhalb des Vereins falsche Informationen an die Medien weiterleiten würden.

Seit längerem wird wieder intensiver darüber spekuliert, ob Messi den Verein, zu dem er vor 20 Jahren gewechselt war, verlassen könnte. Lange unvorstellbar, nun erst recht zumindest denkbar. Messis Vertrag endet im kommenden Jahr. Viel, wenn nicht alles, wird von den nun anstehenden Entscheidungen abhängen. Auch die Zukunft der Vereinsführung wird durch das Aus nun beeinflusst. "Mundo Deportivo" berichtete, dass Clubchef Bartomeu die Präsidentschaftswahlen auf März statt Juni kommenden Jahres vorziehen könnte.

Das Ende einer zuvor schon sportlich desaströsen Saison für den FC Barcelona war eine fußballerische Offenbarung. Der Glaube an eine Zukunft mit dieser Mannschaft, die zum Teil einfach auch in die Jahre gekommen ist, ist dahin. Dass der an den FC Bayern ausgeliehene Philippe Coutinho (28) zwei Treffer für die Münchner erzielte, der ehemalige Bayern-Profi Arturo Vidal (33) beim FC Barcelona nur durch große Sprüche vor dem Spiel auf sich aufmerksam machte, passte ins Bild.

Bayern setzt auf Personal mit Zukunft, Barcelona bediente sich in der Vergangenheit. Das Geld sitzt nun aber auch bei den Katalanen nicht mehr so locker wie einst und der Marktwert der aktuellen Mannschaft dürfte wahrlich nicht zugenommen haben. Kurzum: "Wir sind am Tiefpunkt angekommen", meinte Verteidiger Piqué.

© dpa-infocom, dpa:200815-99-177544/4

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