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Legendäres 5:1 20 Jahre Fjörtoft-Übersteiger: Teil der Eintracht-Geschichte

29. Mai 1999, Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern, 89. Minute. Jan Aage Fjörtoft trifft mit einem Übersteiger-Tor zum 5:1 und rettet die Eintracht vor dem Abstieg. Fjörtoft wird zum Helden, das Tor ist seit 20 Jahren legendär.

Von Nicklas Wolf, dpa 27.05.2019, 09:28

Frankfurt/Main (dpa) - Jan Aage Fjörtoft hat schon oft über das wohl wichtigste Tor seiner Karriere gesprochen. Wird das nicht langsam nervig?

"Absolut nicht, ich war als Spieler ein kleiner Teil der Geschichte des Vereins. Es ist gut, dass man sich erinnert und ich dieses Erlebnis mit so vielen Leuten geteilt habe", sagt Fjörtoft in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der norwegische Stürmer hat sich mit seinem Übersteiger-Tor zum 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern unsterblich gemacht.

Rückblende: Die Ausgangslage im Abstiegskampf 1999 ist kritisch. Vor dem letzten Spieltag stehen die Frankfurter auf einem direkten Abstiegsplatz. "Wir waren fertig, in den Wochen zuvor hatte uns keiner auf der Rechnung", schildert Fjörtoft. Ein Sieg gegen den FCK muss her, aber "in allen Stadien Deutschlands ist alles gegen uns gegangen", erzählt der heutige Sky-Experte.

Als die Eintracht schon 4:1 führt, schreit die ganze Eintracht-Bank aufs Spielfeld: "Wir brauchen noch ein Tor, wir brauchen noch ein Tor!" Und Fjörtoft macht es. In der vorletzten Minute trickst er FCK- Torwart Andreas Reinke mit einem lässigen Übersteiger aus und schiebt den Ball ein. Frankfurt ist gerettet, der 1. FC Nürnberg steigt ab.

Während die Frankfurter jubeln, bricht in Nürnberg eine Fußball-Welt zusammen. Das 1:2 gegen den SC Freiburg bedeutet den Abstieg, und das obwohl der "Club" als Tabellenzwölfter mit der komfortabelsten Ausgangslage in das Saisonfinish gegangen war. Der FCN hatte seine Mitglieder sogar schon über die Ticketpreise für die nächste Saison in der Bundesliga informiert. "Das ist wie bei einem Sterbefall", sagt Mittelfeldspieler Knut Reinhardt damals direkt nach dem Spiel. "Wir waren fast gesund und sind plötzlich verschieden."

Fjörtoft übermannen die Gefühle mit Verspätung. Erst zu Hause begreift er die Dramatik, als er sich die anderen Spiele im Fernseher anschaut. "Da ist mir richtig übel geworden, da habe ich erst verstanden, was wir geschafft haben und wie eng es war", sagt er.

Das Übersteiger-Tor wird für die Eintracht immer etwas Besonderes bleiben. "Alle Tore waren wunderschön, mein 5:1 ist nur das Symbol für das Spiel", sagt Fjörtoft. Ein Symbol dafür, dass alles möglich ist. Der frühere Eintracht-Trainer Niko Kovac hat seine Mannschaft im Abstiegskampf 2016 mit Videos von der Aufholjagd 1999 motiviert. Kovac hat sich damals auch mit Fjörtoft, der heute als internationaler Markenbotschafter für die Hessen arbeitet, ausgetauscht.

Für Fjörtoft war die Art, wie er den Treffer erzielte, nicht außergewöhnlich. Er hat diese Finte in seiner Karriere mehrmals erfolgreich vollbracht, hat die Technik schon in der Jugend trainiert. In seiner Heimat spricht man daher vom "Fjörtoft-Trick". Schon 1993 macht er als Nationalspieler mit einem Übersteiger-Tor gegen Polen die erste WM-Teilnahme für Norwegen nach 56 Jahren perfekt. Als Fjörtoft das Tor später dem damaligen Eintracht-Trainer Jörg Berger zeigt, reagiert der fassungslos: "Das gibt's nicht, das kann man nicht zweimal machen, das glaube ich nicht."

Gegen den FCK wendet Fjörtoft den Trick instinktiv an. "Ich habe das gemacht, weil es das Einzige in meinem Kopf war, das war das beste Werkzeug", schildert er die Szene. Seine Mitspieler erklären ihn später dagegen für verrückt. In diesem Jahr hat der Übersteiger in Frankfurt übrigens ein Comeback gefeiert - Sebastien Haller traf auf diese Weise in der Europa League gegen Schachtjor Donezk. Fjörtoft findet das cool: "Mein Erbe in Frankfurt geht weiter."