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DFB-Zentrum in Frankfurt Akademiechef Haupt hat große Fußball-Ziele

Tobias Haupt ist ein Fußballverrückter. Er analysiert Systeme, studiert Spiele und denkt den ganzen Tag darüber nach. Mit diesem Enthusiasmus soll er auch die Ausbildung des DFB voranbringen.

Von Patrick Reichardt, dpa 15.04.2019, 13:15

Frankfurt/Main (dpa) - Als Aktiver war Tobias Haupt kein Vorreiter des fortschrittlichen Fußballs. "Ich war ein Alte-Schule-Torwart, da hat man das Tor noch verteidigt. Der moderne Torhüter hat sich erst nach mir entwickelt", sagt der Fußballverrückte mit einem breiten Grinsen. 

Doch so wenig der 35-Jährige das Spiel auf dem Rasen revolutioniert hat, so sehr soll er als Akademie-Leiter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) künftig Aus- und Weiterbildung vorantreiben. Und zu einer Art Kompass und Lexikon in dem Fußballland werden, das neue Entwicklungen in den vergangenen Jahren und Monaten gerne mal zu verschlafen drohte.

Knapp zehn Monate nach dem blamablen Vorrunden-Aus der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland steht in dieser Woche auch kein deutscher Club im Viertelfinale der Champions League. Frankreichs Nationalteam überragt, dazu prägen die englischen und spanischen Top-Vereine die europäischen Wettbewerbe. Doch mit dem 150 Millionen Euro teuren Neubau der Akademie in Frankfurt am Main und einer inhaltlichen Neuausrichtung soll alles besser werden. "Es ist eine gewisse Aufbruchstimmung zu erkennen. Die Trainer und viele weitere Experten aus der Praxis haben Lust, da mitzuwirken", sagt Haupt. Der Spatenstich für den Bau erfolgt am 3. Mai.

Der 35-Jährige aus Niederbayern hat sich akribisch in die Abläufe des Millionengeschäfts eingearbeitet. Haupt hat Sport-Management studiert, arbeitete bei Hannover 96, schrieb seine Doktorarbeit dort im Verein und baute danach das Internationale  Fußball-Institut in Ismaning über Jahre mit auf. Nun will er mit ganz viel Input von Trainern, Spielern und Vereinen beim DFB neue Strukturen schaffen - und den Verband moderner werden lassen.

Als Oliver Bierhoff bei ihm anrief, war er sofort begeistert. Der Posten des Akademie-Leiters beim DFB sei einer von nur drei Jobs, für die er bereit gewesen sei, seine frühere Tätigkeit und das Umfeld im Raum München aufzugeben. Was die anderen beiden Jobs gewesen wären, verrät Haupt nicht.

"Wir lagen ab der ersten Sekunde auf einer Wellenlänge. Es ist eine Riesenherausforderung und eine hochspannende Aufgabe" sagt Haupt, der inhaltlich unter anderem die Trainerausbildung an die modernen Bedürfnisse angleicht, eine Mentorenausbildung für junge Spieler vorantreibt und versucht, mehr Fachwissen von erfolgreichen Ex-Profis in den Verband zu holen. Als der frühere DFB-Kapitän Michael Ballack jüngst harsche Kritik am Verband übte, antwortete Haupt sachlich und lösungsorientiert: "Für Anregungen von Ex-Nationalspielern sind wir immer offen. Er kann sich mit Verbesserungsvorschlägen jederzeit an uns wenden und wird Gehör finden", sagte er im Interview mit "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten".

DFB-Direktor Bierhoff ist von Haupt begeistert und geht fest davon aus, dass der ehrgeizige und umtriebige "Professor" den deutschen Fußball mit seinen Ideen und seiner Akribie wieder näher an die Spitze bringen wird. "Er wird uns helfen, das viele bereits vorhandene Wissen im DFB noch effektiver in die Ausbildung einzubringen und innovative Wege zu gehen", sagt Bierhoff. Dafür nimmt der Wahl-Frankfurter Haupt auch einen kleinen Kulturwechsel in Kauf, der ihm gar nicht schwer gefallen ist: "Ich habe die Hessen sehr tolerant erlebt, dass sie einen Migranten aus Bayern so herzlich aufnehmen."

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