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Nationaltorwart Neuers große WM-Zweifel

WM-Start offen. Kein Bayern-Comeback in dieser Bundesliga-Saison. Manuel Neuer weiß selbst nicht genau, ob es für Russland reicht. Es bleiben das Pokalfinale und Testländerspiele als Härtetest. Am Samstag ist er in einer "Doppelspitze" gefordert.

Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa 09.05.2018, 12:26

München (dpa) - Die Zweifel an Manuel Neuers WM-Teilnahme bleiben riesig - und werden vom Welttorhüter selbst sogar noch verstärkt.

"Ich denke wirklich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit und von Therapie zu Therapie", antwortete der DFB-Kapitän zurückhaltend auf die spannenden Fragen zu einem WM-Start in Russland und einem Comeback-Zeitpunkt: "Es gibt keine Prognose."

Die WM-Chancen sind offen beim Titelgaranten von 2014, der im Personaltableau von Bundestrainer Joachim Löw in normaler Verfassung unverzichtbar ist. "Wir haben uns immer ausgetauscht. Ich habe auch einen engen Draht zu Andreas Köpke. Sie sind bestens informiert", sagte der Torhüter des FC Bayern. Die DFB-Verantwortlichen dürften wissen, wie gesund Neuer nach seinem dritten Mittelfußbruch ist. Wie fit er ist und wie gut er wieder spielen kann, das werden aber selbst Bundestrainer Löw und Torwartcoach Köpke erst bei einer Teilnahme am Trainingslager herausfinden können. Dieses beginnt am 23. Mai in Südtirol.

Klar ist, dass Neuer beim FC Bayern in dieser Bundesliga-Spielzeit nicht mehr im Tor stehen wird. "Tatsache ist, dass Manuel am Samstag beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch nicht im Kader stehen wird. Für das Pokalfinale ist die Entscheidung hingegen noch offen", sagte Trainer Jupp Heynckes laut Vereinsmitteilung. Der Münchner Coach hatte zuletzt noch einen Neuer-Einsatz in dieser Saison angekündigt. Das Pokalfinale am 19. Mai gegen Eintracht Frankfurt ist die letzte Chance dafür.

Die vagen Aussagen Neuers bei der Trikotpräsentation des deutschen Fußball-Meisters lassen vermuten, dass der Torhüter selbst rätselt. Im fortgeschrittenen Profifußballeralter von 32 Jahren weiß Neuer, dass eine Fehleinschätzung zum Comeback-Zeitpunkt schwerwiegende Folgen für seinen linken Problemfuß haben könnte. Möglicherweise könnte eine neue Verletzung die Laufbahn verkürzen oder schlimmstenfalls vorzeitig beenden.

"Ich denke, dass der Austausch zwischen mir und den Ärzten sehr gut ist. Und ich denke, dass ich ihnen vertrauen kann. Ich kann dann auch nach den Absprachen meinem Körper sehr gut vertrauen. Das Wichtige für mich ist, dass es mich nicht aus der Ruhe bringt", erklärte der seit September verletzte Torwart. Er wolle die richtige Entscheidung treffen, "auch für die Fußball-Republik Deutschland". Im Unterton klang bei seinen Antworten eine gewisse Skepsis mit.

Den Zeitpunkt seiner Rückkehr in den Spielbetrieb stuft Neuer offiziell nicht als wichtig ein. Die letzte Chance vor Löws Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai in Dortmund ist mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart dahin. "Aber das ist jetzt auch für mich nicht ausschlaggebend", sagte Neuer vor der Bekanntgabe der Heynckes-Entscheidung. Am Dienstag hatte Neuer "Teile" des Mannschaftstraining absolviert.

Heynckes, der für Neuer ein wichtiger Austauschpartner ist, ging in der Saison kein Risiko bei Rückkehrern nach Verletzungen ein. Der scheidende Coach, der heute 73 Jahre alt wurde, wird das auch bei Neuer nicht tun. "Grundsätzlich möchte ich natürlich in erster Linie fit sein. Und dann muss ich auch zufrieden sein mit meiner Leistung, mit dem, was ich dann auf den Platz bringe. Und dann wird man sehen", orakelte Neuer. "Das passiert natürlich in engem Austausch mit den Trainern. Da möchte ich jetzt nicht vorgreifen."

Für Löw ist ein Neuer-Comeback noch vor der Nominierung keine Bedingung für Neuers Berücksichtigung für das Turnier vom 14. Juni bis 15. Juli in Russland. "Dass er spielen muss, da gibt es keine Deadline", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.

Am 2. Juni könnte Neuer im vorletzten Testspiel vor der WM in Klagenfurt gegen Österreich ein Comeback im DFB-Tor feiern. Sechs Tage später steht eine Partie gegen Saudi-Arabien in Leverkusen an. Ohne Spielpraxis wäre aber auch für den Welttorhüter selbst ein WM-Kaltstart am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko kaum vorstellbar.

Löw könnte zunächst auch mit vier Torhütern ins WM-Trainingslager reisen. Neben Neuer sind der gesetzte Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) sowie Kevin Trapp (Paris Saint-Germain) und Bernd Leno (Bayer Leverkusen) die Kandidaten. Eine WM-Rolle als Nummer 2 schloss Neuer nicht aus, auch wenn sie schwer vollstellbar scheint.

Trotz der offenen Heynckes-Entscheidung - im DFB-Pokalfinale wird Sven Ulreich im Bayern-Tor erwartet. "Ich bin wirklich stolz auf Ulle. Er hat es perfekt gemacht. Ich glaube, die wenigsten haben damit gerechnet, dass er so ein Jahr hinlegt", lobte Neuer seinen Stellvertreter. Heynckes hatte erst vor wenigen Tagen betont, dass der Neuer-Vertreter "der Stammtorwart" sei.

Einen großen Auftritt hat Neuer am Samstag trotzdem: Nach dem Stuttgart-Spiel nimmt er zusammen mit Thomas Müller die Meisterschale in Empfang. "Die Doppelspitze Neuer/Müller wird da zur Tat schreiten", witzelte Kapitäns-Vertreter Müller.

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