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DFB-Spielführer Überraschter Gündogan trägt stolz die Kapitänsbinde

Rund um die verkorkste WM sorgen Fotos der Nationalspieler Özil und Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Erdogan für Wirbel. Zumindest für einen der Beiden nimmt das Thema eine bemerkenswerte Wendung.

Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa 21.03.2019, 09:50

Wolfsburg (dpa) - Dieses Bild von Ilkay Gündogan mit dem speziellen schwarz-rot-goldenen Blickfang schien nach dem Aufregerfoto des vergangenen deutschen WM-Sommers beinahe undenkbar.

Der 28 Jahre alte Deutsch-Türke führte die deutsche Nationalmannschaft beim 1:1 im Länderspiel gegen Serbien am Mittwochabend in der zweiten Spielhälfte erstmals auf dem Platz als Kapitän an. "Das ist eine kuriose Wende irgendwie nach dem, was in den letzten Monaten alles so passiert ist", sagte der Profi von Manchester City. "Ich war natürlich stolz!"

In der Pause sei der ausgewechselte Torhüter Manuel Neuer in der Kabine zu ihm gekommen und habe ihm das schwarz-rot-goldene Stück Stoff, das einen großen Symbolcharakter besitzt, überreicht, verriet Gündogan nach dem Spiel. Es war eine bemerkenswerte Geste an diesem Fußball-Abend in Wolfsburg. Joachim Löw ging auf die Thematik nicht speziell ein. "Auf jeden Fall ist er der erfahrenste Spieler auf dem Platz gewesen, nachdem Manuel Neuer raus ist", bemerkte der Bundestrainer.

"Ich war ein bisschen überrascht", gestand dafür Gündogan. "Ich habe die Kapitänsbinde voller Respekt angenommen von Manu. Das hat mir Stolz und Respekt gegeben. Zum ersten Mal die Binde zu tragen, war etwas Besonderes. Das zeigt, dass ich angesehen bin in der Truppe", sagte der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler.

Kurz vor der verkorksten WM in Russland hatten Bilder von Mesut Özil und Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für große Aufregung gesorgt. Der Deutsche Fußball-Bund versagte beim Umgang mit der Affäre. Özil und Gündogan wurden von deutschen Fans bei Länderspielen ausgepfiffen. Löw sah sich mit Forderungen nach einem Verzicht auf das Duo bei der Weltmeisterschaft konfrontiert.

Özil schwieg bis nach dem Turnier in Russland beharrlich. Gündogan unternahm damals wenigstens den Versuch einer Erklärung. "Es war nie ein Thema, ein politisches Statement zu setzen", sagte er damals der Deutschen Presse-Agentur.

Der 30-jährige Özil trat Wochen nach der WM aus der Nationalelf zurück. Er beklagte dabei "Rassismus und fehlenden Respekt", griff vor allem DFB-Präsident Reinhard Grindel öffentlich an. Löw suchte vergeblich das Gespräch mit einem seiner Lieblingsspieler.

Der wie Gündogan in Gelsenkirchen geborene Weltmeister von 2014 sorgte jüngst für neue Aufregung. Özil traf sich zusammen mit seiner Verlobten Amine Gulse in Istanbul mit Erdogan. Ein vom türkischen Präsidialbüro zur Verfügung gestelltes Foto zeigte das Paar, als es dem Präsidenten eine Einladungskarte für die geplante Hochzeit überreicht haben soll.

Gündogan bleibt derweil bemüht, die Vergangenheit abzuschütteln. Er spielt weiterhin mit Freude für Deutschland. Die Kapitänsbinde habe ihn nach dem 0:1-Rückstand gegen Serbien "motiviert, dann auch die zweite Halbzeit zurückzukommen in dieses Spiel und ein Stück weit mit Leistung voranzugehen", berichtete er nach seinem 30. Länderspiel. Gündogan hätte sogar beinahe ein Tor erzielt. Aber sein Schuss wurde kurz vor der Linie von einem serbischen Abwehrspieler geklärt.