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Champions League Aus dem Urlaub in die Königsklasse - Clubs vor Gratwanderung

Die Bundesligisten blicken auf die Höhepunkte im Europapokal voraus. Die Vorbereitung wird außergewöhnlich - und fordernd. Vor allem, weil die Terminhatz im Anschluss nahtlos weitergeht.

Von Jan Mies, Florian Lütticke und Arne Richter, dpa 18.06.2020, 20:07

Nyon (dpa) - Erst einmal Urlaub. Die außergewöhnliche Vorbereitung von Meister FC Bayern, RB Leipzig und Co. auf die Highlight-Spiele im europäischen Fußball beginnt mit freien Tagen.

Zwischen dem Saisonschluss in der Bundesliga und dem Start der Blitzturniere in der Champions League und Europa League liegen fast sechs Wochen, die Bayern und Bayer Leverkusen haben nach dem DFB-Pokal-Finale am 4. Juli etwas weniger Spielraum. Die Trainer müssen deshalb eine Gratwanderung meistern, zwischen Erholung und perfekter Vorbereitung - und dem großen Spannungsabfall nach der Corona-Krise.

"Die Champions League kann man nicht planen. Es wird immer nur ein Spiel sein. Da müssen wir auf den Punkt topfit sein", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick nach dem Meistertriumph der Münchner in dieser Woche. Bestenfalls als Pokalsieger will er seine Spieler vom 5. Juli an zwei Wochen in den Urlaub schicken, ehe die Vorbereitung auf das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea beginnt.

Dieses ist für den 7. oder 8. August terminiert, das Viertelfinale beim Finalturnier in Lissabon beginnt am 12. August. RB Leipzig ist schon qualifiziert. "Grundsätzlich ist es gut, dass wir zu Ende spielen können", sagte RB-Sportdirektor Markus Krösche. "Der Zeitpunkt ist nicht so glücklich, aber das können wir nicht ändern. Die anderen Ligen sind später gestartet und sind deshalb vielleicht ein wenig im Vorteil, weil sie ein wenig im Rhythmus sind."

Die spanische La Liga spielt noch bis zum 19. Juli, die gerade erst gestartete englische Premier League bis zum 26. Juli. In der Serie A, die am Wochenende aus der Corona-Pause kommt, ist erst am 2. August Schluss. Der direkte Übergang in den Europapokal könnte allerdings auch ein großer Nachteil sein. Viele Bundesligisten klagen derzeit über erschöpfte Spieler - die belastende Zwangspause ab März war kein Sommerurlaub und hat Spuren hinterlassen.

"Wir müssen einfach schauen, dass wir das Beste aus der Situation machen", hatte Flick gesagt. In der aktuellen Form wären die Bayern mindestens Mitfavorit auf den Königsklassen-Titel. Gespielt wird im Viertel- und Halbfinale in jeweils nur einem Entscheidungsspiel pro Paarung. Ein Format, das der ehemalige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw nur zu gut kennt. Auch Krösche merkte an: "Es ist ein richtiges K.o.-Spiel, da wird es auf die Tagesform ankommen. Da kann ein Underdog mal einen Großen schlagen."

Die "Kleinen" in der Europa League, Leverkusen, Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg steigen am 5. und 6. August ins Achtelfinale ein. Bayer hat einen Hinspiel-Sieg bei den Glasgow Rangers im Rücken, die anderen beiden müssen Rückstände aufholen, um das Finalturnier in Gelsenkirchen, Duisburg, Düsseldorf und Köln zu erreichen. Das Finale steigt am 21., das Endspiel in der Champions League am 23. August.

Keine zwei Wochen später kehrt die Nationalmannschaft auf den Platz zurück. Am 3. September spielt das DFB-Team in der Nations League gegen Spanien und drei Tage später in der Schweiz. Dann mit möglichen Champions-League-Finalisten der Bayern?

"Ich halte es eigentlich für nicht gut, was da gerade diskutiert und hoffentlich noch nicht final beschlossen worden ist", sagte Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im ZDF-"Morgenmagazin". "Wenn eine Mannschaft, egal ob Leipzig, Bayern oder Leverkusen, weit im Wettbewerb kommt, muss man garantieren, dass die Spieler anschließend mindestens zwei Wochen Urlaub haben."

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin verteidigte die Ansetzung und argumentierte, der neue Terminplan sei mit allen Beteiligten abgestimmt. "Durch die Bewahrung des internationalen Fensters im September wird verhindert, dass der Nationalmannschaftsfußball weiteren Schaden erleidet", sagte der Slowene laut einer UEFA-Mitteilung. Den "Preis" dafür würde am Ende auch die Basis zahlen müssen. "Als Hüter des Spiels in ganz Europa können wir das nicht zulassen."

Die Länderspieltermine seien ein "wichtiges und langjähriges Element des internationalen Spielkalenders". Außerdem führte er an, dass sein Verband durch die Verschiebung der EM 2020 in das kommende Jahr zwar erhebliche Kosten zu tragen habe, den nationalen Ligen dafür aber den Platz verschafft habe, ihre Saisons abschließen zu können.

Die neue Spielzeit der Bundesliga könnte bereits am 11. September wieder beginnen - auch da ist wenig Zeit zur Regeneration für die Nationalspieler. Bis Weihnachten warten dann etliche englische Wochen mit DFB-Pokal und Europapokal, um die Corona-Pause wieder auszugleichen.