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Champions-League-Viertelfinale Guardiola mit Man City gegen Lyon unter Druck

Vor vier Jahren übernahm Pep Guardiola das Traineramt bei Manchester City. Seitdem gewann er zwar alle nationalen Titel in England, doch in der Champions League scheiterte City regelmäßig. Im Viertelfinale gegen Lyon steht der Starcoach unter mächtigem Erfolgsdruck.

Von Philip Dethlefs, dpa 14.08.2020, 17:22

Lissabon (dpa) - Von einer Favoritenrolle für Manchester City will Ilkay Gündogan vor dem Champions-League-Viertelfinale gegen Olympique Lyon nichts wissen.

"Es interessiert uns überhaupt nicht", stellte der City-Mittelfeldspieler vor dem Duell am Samstag (21.00 Uhr/Sky) klar. "Juventus war auch der große Favorit", mahnte der 29-Jährige im Interview der City-Website, "aber Lyon hat ihnen in zwei Spielen gezeigt, was sie drauf haben."

Ein solches Schicksal will nicht nur Gündogan mit City unbedingt vermeiden. Der Gewinn der Königsklasse steht bei den Titelsammlern aus Manchester ganz oben auf der Wunschliste - auch bei Pep Guardiola. Zum bislang letzten Mal gewann der frühere Bayern-Coach die Königsklasse vor neun Jahren noch mit dem FC Barcelona. "Wir müssen Fehler vermeiden, die werden sofort bestraft. Der Druck ist immer da", sagte der Startrainer. "Jedes Spiel ist ein Finale."

Bedingt durch die Coronavirus-Krise gilt ein anderer Turniermodus - das Viertelfinale im Estádio José Alvalade XXI wird in nur einem K.o.-Spiel entschieden. "Lyon wird hochmotiviert sein", warnte Gündogan. "Es ist eine riesige Chance für sie, in nur 90 Minuten das Halbfinale zu erreichen. Sie haben nichts zu verlieren." Hingegen steht für Man City viel auf dem Spiel, da sind sich Medien, Fans und selbst die Spieler einig.

Der Club brauche den Champions-League-Triumph, "um das nächste Level zu erreichen", meint Defensivspieler Kyle Walker. "Das ist der eine (Titel), den ich will, und ich glaube, da kann ich für die gesamte Mannschaft und für Manchester City sprechen", bekräftige er auf der Clubwebsite. Nur einmal in der Vereinsgeschichte triumphierte City in Europa. Vor mittlerweile 50 Jahren, in der Saison 1969/70, gewannen die Citizens den damaligen Europapokal der Pokalsieger.

Seit die reichen Eigentümer aus Abu Dhabi den Club mit ihrem Geld zu einem Spitzenteam aufgepäppelt haben, sammelt City auf nationaler Ebene zwar Trophäen und Pokale. Auf der europäischen Fußball-Bühne scheitert die Mannschaft aber immer wieder spektakulär. 2017 war wegen der Auswärtstorregel im Achtelfinale gegen die AS Monaco (5:3/1:3) Schluss. 2018 verloren die Citizens im Viertelfinale klar gegen Liverpool (0:3/1:2). Zuletzt scheiterte man im Viertelfinale gegen Tottenham Hotspur (0:1/4:3) wieder wegen der Auswärtstore.

Mit jedem Jahr wird der Druck größer - besonders auf Citys Starcoach Guardiola. "Er wurde von den Besitzern mit dem Ziel geholt, die Champions League zu gewinnen, ob es ihm gefällt oder nicht", sagte TV-Experte Rio Ferdinand, der mit dem Lokalrivalen Manchester United 2008 in der Königsklasse triumphiert hatte. "Die Premier League haben sie schon gewonnen, bevor Guardiola kam. Insofern hat er bei City bisher nichts erreicht, was nicht auch andere schon erreicht haben."

Wie sehr das Warten auf internationale Erfolge an dem ehrgeizigen Spitzentrainer nagt, konnte man im vergangenen Jahr sehen. Nach dem knappen Aus gegen die Spurs war Guardiola fassungslos auf die Knie gesunken und hatte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Als Trainer des FC Barcelona hatte er die Champions League zweimal gewonnen. Dass es ihm als Coach des FC Bayern nie gelang, gilt als Makel seiner dreijährigen Amtszeit in München. Gewinnt Guardiola mit Man City am Samstag gegen Lyon, könnte ihm im Halbfinale am Mittwoch ausgerechnet einer seiner beiden Ex-Clubs das Leben schwer machen.

"Ich denke noch nicht an ein mögliches Halbfinale", versicherte Gündogan, "und es ist auch wirklich nicht abzusehen, was in den anderen Spielen passiert." Allerdings träumt der deutsche Nationalspieler von einem erneuten Champions-League-Finale. 2013 hatte er mit Borussia Dortmund das Endspiel gegen die Bayern verloren. "Ich denke sehr oft an diese Saison zurück und werde mein Bestes geben, um noch einmal ins Finale zu kommen", sagte er.

"Aber dafür braucht man auch ein bisschen Glück", so Gündogan, "das hatten wir zum Beispiel in der letzten Saison gegen die Spurs nicht." Immerhin: Wegen des geänderten Turniermodus kann Manchester City in diesem Jahr zumindest nicht mehr aufgrund von Auswärtstoren scheitern.

© dpa-infocom, dpa:200814-99-168539/3

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