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Serie A Mafia-Skandal: Juve-Präsident Agnelli ein Jahr gesperrt

Es hätte schlimmer kommen können. Doch die Sperre von Juve-Präsident Andrea Agnelli wirft kein gutes Licht auf Italiens Fußball-Rekordmeister. In dem Prozess vor dem Sportgericht ging es auch um Verstrickungen des Erfolgsclubs mit der Mafia.

25.09.2017, 20:13

Rom (dpa) - Wegen unerlaubter Kontakte zu Ultras, die mit der Mafia verbunden sind, hat das italienische Sportgericht Juventus Turins Präsident Andrea Agnelli ein Jahr gesperrt.

Außerdem müsse Italiens Fußball-Rekordmeister ein Bußgeld von 300 000 Euro zahlen, teilte der italienische Verband (FIGC) mit. Agnelli, der kürzlich zum Vorsitzenden der europäischen Clubvereinigung ECA gewählt wurde und im Exekutivkomitee der UEFA sitzt, muss 20 000 Euro Strafe zahlen. Juventus Turin und die Staatsanwaltschaft kündigten Revision an.

Deshalb wollte die UEFA am Abend auch nicht kommentieren, ob das Urteil Auswirkungen auf die Mitgliedschaft Agnellis in der Exekutive haben könne. Das Urteil sei noch von dem möglichen Einspruch abhängig und daher noch nicht rechtskräftig, teilte ein Sprecher auf dpa-Anfrage mit.

Agnelli musste sich mit drei weiteren Clubmanagern vor dem Gericht verantworten, darunter der Ticket-Verantwortliche und der Ex-Vertriebschef. Sie wurden ebenfalls gesperrt und bekamen Strafen von jeweils 20 000 Euro. Der Führungsriege des Serie-A-Clubs wurde vorgeworfen, zwischen 2011 und 2016 Hooligans Eintrittskarten verschafft zu haben, beziehungsweise dies nicht verhindert zu haben. Diese Hooligans wiederum werden in Verbindung gebracht mit der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta.

Nach Einschätzung des Gerichts sei Agnelli nicht darüber im Bilde gewesen, dass ein Sprecher einer Ultra-Gruppe Verbindungen zur Unterwelt gehabt habe, berichtete Ansa.

Juventus Turin "schließt jede Vermutung über Verbindungen zu Vertretern der organisierten Kriminalität zurück", teilte die Gesellschaft nach dem Urteil mit. Man habe die Entscheidung des Gerichts zur Kenntnis genommen, werde aber in Revision gehen.

Auch die Staatsanwaltschaft will das Urteil anfechten, sie hatte mit zweieinhalb Jahren Sperre für Agnelli eine deutlich höhere Strafe gefordert. "Ich bin ein Stück weit zufrieden, weil wir es geschafft haben, die Schuld aller zu beweisen", sagte Staatsanwalt Giuseppe Pecoraro der Nachrichtenagentur Ansa. "Aber die Tatsachen wiegen so schwer, dass sie meiner Meinung nach härter sanktioniert werden müssten."

Der Fall ist nicht nur brisant, weil Juventus Turin nach einem Wettskandal und einem darauffolgenden Zwangsabstieg in die Serie B im Jahr 2006 seit Jahren wieder das dominierende Team in der italienischen Liga. Agnelli ist ein Schwergewicht im italienischen Fußball - und in der Wirtschaft: Der 41-Jährige stammt aus der mächtigen italienischen Agnelli-Familie, die den Autokonzern Fiat aufgebaut hat. Agnelli sitzt auch im Vorstand von Fiat Chrysler Automobiles (FCA).

2010 wurde er Präsident des Clubs, bei dem auch die deutschen Fußball-Weltmeister Sami Khedira und Benedikt Höwedes spielen. In dem Prozess hatte er stets seine Unschuld beteuert. Der "Gazzetta dello Sport" zufolge hat das Urteil allerdings keine Auswirkungen auf den Posten bei der ECA.

UEFA zu Agnelli

Bericht Gazzetta dello Sport

FIGC-Mitteilung

Mitteilung Juventus