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Wegen Coronavirus-Pandemie "Russisches Roulette": Sörgel warnt vor Spielen mit Fans

09.07.2020, 10:39

Berlin (dpa) - Der Pharmakologe Fritz Sörgel sieht aufgrund der Coronavirus-Pandemie Fußball-Spiele mit Fans ohne wissenschaftliche Rechtfertigung für eine Zuschauerhöchstzahl als unverantwortlich an.

Andernfalls drohten die Spiele im Herbst zum "russischen Roulette" zu werden, schrieb er in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung". "Was jetzt nötig ist, sind Studien in dem Labor, das wir im Alltag "Stadion" nennen, um so entscheidende Wissenslücken zu füllen", forderte Sörgel.

"So wie es für jedes Stadion ein Logbuch gibt, in dem alle Aspekte wie Sicherheit, Katastrophen- und Brandschutz niedergelegt sind und seit Mai auch der Hygieneplan, so muss eine Art "Tröpfchen- und Aerosolplan" entstehen", erklärte er. Das ließe sich in kurzer Zeit bei gesunden Probanden studieren.

Die Deutsche Fußball Liga dürfe niedrige Infektionsraten nicht als Einladung nehmen und die zahlreichen Spiele im August und September bei höheren Temperaturen nicht unterschätzen, um der Politik das schnelle Hochfahren der Zuschauerzahlen einzureden. "Stadien mit schon 50 Prozent gefüllt und ein paar wenige Superspreader - das Ergebnis kann man sich ausmalen", meinte Sörgel.

Der Fußball sei wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen, aber nicht im soziologischen Sinne, sondern in dem der Volksgesundheit. "Er ist Teil davon, kann durch die Corona-Krise Betroffener sein, gleichzeitig aber auch Verursacher eines Hotspots werden, im schlimmsten Fall Serientäter", so Sörgel. Fans aus allen Teilen der Republik würden zu Spielen anreisen. "50 Infizierte aus bekanntermaßen großen Einzugsgebieten der erfolgreichen Clubs, die über die Republik verstreut sind, reichen schon, um eine Katastrophe auszulösen", befürchtet er.

© dpa-infocom, dpa:200709-99-729478/2

FAZ-Artikel