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Jugend-Königsklasse Youth League: Hoffenheims Nachwuchs träumt vom Coup

Der Stellenwert des deutschen Fußball-Nachwuchses lässt sich auch an den Erfolgen der Youth League messen. Einen deutschen Sieger gab es bisher nicht, jetzt kämpft die TSG 1899 Hoffenheim um den Einzug ins Finale.

Von Ulrike John und Miriam Schmidt, dpa 24.04.2019, 13:48
Findet die Youth League gut: DFB-Nachwuchs-Chef Meikel Schönweitz. Foto: Oliver Killig
Findet die Youth League gut: DFB-Nachwuchs-Chef Meikel Schönweitz. Foto: Oliver Killig ZB

Nyon (dpa) - Ein europäisches Fußball-Halbfinale mit dem FC Barcelona, FC Chelsea, FC Porto - und der TSG 1899 Hoffenheim. Die Youth League, die Jugend-Ausgabe der Champions League, macht es möglich.

Beim Bundesligisten aus dem Kraichgau sind sie derzeit mächtig stolz auf den Nachwuchs, der sogar die Talente von Real Madrid aus dem Wettbewerb geworfen hat. Der Wettbewerb an sich - 2013/2014 erstmals ausgetragen - ist jedoch weiter umstritten. Kritik gibt es vor all allem daran, dass die aufwendigen Reisen den ohnehin stressgeplagten Kickern viel Schulzeit rauben.

So hat DFB-Juniorentrainer Frank Kramer die Organisation als "höchst bedenklich" bezeichnet. Alleine durch Auswärtsspiele in der Gruppenphase, so der 46-jährige Coach der deutschen U18 im "Tagesspiegel", würden die Spieler dreimal bis zu drei Tage in der Schule fehlen. "Wir reden hier bei vielen Spielern vom Abiturjahrgang. Allein durch die Youth League entstehen unglaubliche Fehlzeiten", sagte Kramer.

Außerdem sei die zusätzliche körperliche Belastung für die Spieler aus der A-Jugend-Bundesliga sehr hoch: "Sie hätten im November, Dezember mal die Spieler sehen sollen, die in der Youth League am Start waren. Die Jungs gingen am Stock. Die waren komplett durch."

Hoffenheims Nachwuchs-Direktor Dirk Mack bezeichnet Spiele auf diesem Niveau als "unglaublich wertvolle Erfahrung". Mit Partnerschulen und dem Jugendsportförderungs-Projekt "Anpfiff ins Leben" gebe es individuelle Lernpläne für die Fußballer: In der Akademie der TSG geben über 20 Lehrer regelmäßig Nachhilfeunterricht. Im Team von Trainer Marcel Rapp hätten etwa ein halbes Dutzend Talente ihr Abitur schon in der Tasche, der Rest mache es in diesem Jahr - oder stehe in Einzelfällen in der Ausbildung oder im Studium.

Die Hoffenheimer treten am Freitag (14.00 Uhr/Sport 1 und DAZN) im Halbfinale in Nyon/Schweiz gegen den FC Porto an. Danach spielen die jeweils zweimaligen Youth-League-Sieger FC Barcelona und FC Chelsea um den Einzug ins Finale, das am gleichen Ort am Montag (18.00 Uhr) ausgetragen wird. Falls der Tabellenvierte der Junioren-Bundesliga am Ende überraschend triumphieren sollte, wird die Feier wohl nicht ausufern: Am Tag danach stehen für einige Spieler Abi-Prüfungen an.

In der Youth League können hochveranlagte Kicker schon mal den Duft der großen weiten Fußball-Welt schnuppern. So flog der TSG-Nachwuchs mit der Profi-Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann in der Gruppenphase der Champions Legaue durch Europa, um sich mit dem Nachwuchs des jeweiligen Gegners zu messen. Von der großen Karriere träumen praktisch alle. Nur eine einstellige Prozentzahl der Talente schaffen aber irgendwann den Sprung aus den deutschen Leistungszentren in eine europäische Topliga.

Weit über eine Milliarde Euro haben die Bundesligisten nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) seit 2002 in ihre Nachwuchsleistungszentren gesteckt. Einerseits stocken die Clubs damit ihre Profi-Kader auf, manche Talente aus dem eigenen Verein werden später sogar für viel Geld abgegeben.

Hoffenheims Mäzen und Milliardär Dietmar Hopp betont immer wieder, wie wichtig ihm die Nachwuchsarbeit ist. "Wir haben schon eine top Infrastruktur", sagte Nachwuchs-Chef Mack. "Aber die gibt es in München, Dortmund und Schalke genauso." Aus den vergangenen drei U19-Jahrgängen seines Clubs hätten bereits zehn Spieler Partien im Profibereich gemacht. Die A-Jugendlichen haben alle Förderverträge und erhalten mindestens die festgeschriebenen 250 Euro monatlich. Toptalente, die auf dem Sprung ins Profigeschäft sind, erhalten in Deutschland aber auch mal fünfstellige Beträge.

"Sportlich ist die UEFA Youth League ein Gewinn für alle Beteiligten", sagt Meikel Schönweitz, Cheftrainer der deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaften. "Die Begleiterscheinungen - zum Beispiel Anpassung des Trainingsrhythmus und Fehlzeiten in der Schule - zu kompensieren, ist sicherlich eine zusätzliche Herausforderung."

DFB-Text zum Hoffenheimer Sieg gegen Real

Infos der UEFA zur Youth League

Kader U19 Hoffenheim

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