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Die große Plage im Garten Tipps gegen Schnecken im Faktencheck

Schnecken - kaum ein Gartenbesitzer hat kein Problem mit ihnen. So gibt es zahlreiche Tipps und Ratschläge, die Tiere zu bekämpfen, abzuschrecken und zu vertreiben. Was aber hilft wirklich?

Von Von Simone Andrea Mayer, dpa 07.06.2018, 03:42
Die Weinbergschnecke hilft beim Kampf gegen Schadschnecken, sie frisst die Tiere anderer Gattungen. Foto: Andrea Warnecke
Die Weinbergschnecke hilft beim Kampf gegen Schadschnecken, sie frisst die Tiere anderer Gattungen. Foto: Andrea Warnecke dpa-tmn

Berlin (dpa/tmn) - Jeder Garten hat sie, und wer Salat anbaut, sieht auch die Folgen: Schnecken sind für viele Hobbygärtner eine Plage. Was bekämpft sie am besten? Experten geben Antwort und bewerten die gängigsten Tipps:

Hilft eine Bierfalle?

Die Schnecken kriechen hinein und ertrinken. "Bierfallen empfehlen wir nicht, da sie nicht nur für die Schnecken schlecht sind, sondern auch andere Tiere darin ertrinken können", erklärt Marja Rottleb, Gartenexpertin vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Und der Nutzen ist umstritten: Laut Rottleb besteht der Verdacht, dass die Schnecken vom Biergeruch erst in den Garten gelockt werden.

Ich werfe die Schnecken einfach über den Zaun - bringt das was?

"Die Schnecken auf das benachbarte Feld zu werfen, ist keine schlechte Methode, man sollte jedoch weit werfen, da die Schnecken noch weit mehr als 20 Meter zurückkriechen können", erläutert Anne Staeves vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BLZ). Ob sie das tun, hänge davon ab, ob das benachbarte Feld oder der Garten die attraktiveren Futterpflanzen bietet.

Allerdings plädiert die Expertin dafür, an den Landwirt zu denken: "Auch in Ackerbaukulturen können Schnecken erheblichen Schaden anrichten. Besser ist es, die Schnecken zu sammeln und in weiterer Entfernung in freier Natur wieder auszusetzen." Das ist sowieso viel tierfreundlicher als das Werfen, denn dabei könnten die Schnecken verletzt oder gar getötet werden.

Für das Einsammeln im eigenen Garten gibt es ein paar gute Tipps: Am besten findet man Schnecken am späten Abend oder nach einem warmen Regen ganz früh am Morgen. Manche Pflanzen dienen auch als Lockmittel, gut eignen sich Tagetes, Salat-, Kohl- und Rhabarberblätter. Rottleb vom Nabu rät zum Auslegen von Holzbrettern um die Beete. "Die Schnecken sammeln sich morgens darunter und können dann eingesammelt und weggebracht werden. Zum Beispiel in ein Wäldchen oder ins Gebüsch auf dem Weg zur Arbeit."

Kann Kaffee die Plage beenden?

Ja, laut BLZ kann Kaffee Schnecken je nach Konzentration des Koffeins töten oder abschrecken. Aber zugleich kann es an Salatblättern Verbrennungen hinterlassen. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Kosten: Kaffee ist doch verhältnismäßig teuer.

Was bringen Schutzstreifen ums Beet?

Streifen aus Gesteinsmehl, Sand, Sägemehl oder Gerstenspreu bilden eine raue Oberfläche, und sie entfeuchten den Boden - beides meiden Schnecken. Somit werden die Streifen zur Barriere. Aber: Wenn es regnet, ist die Wirkung dahin. Man muss ihn also jedes Mal erneuern, und das Beet trotzdem auf die Tiere kontrollieren. Außerdem nimmt die Methode Platz weg: Rund 30 bis 50 Zentimeter breit sind die Streifen laut den Experten. Branntkalk ist in dem Zusammenhang zudem umstritten, da er die Sohle der Weichtiere verätzt.

Sind Schneckenzäune besser?

Die BLZ-Experten zählen die kleinen Barrieren, die am oberen Rand nach außen gebogen sind, zu den zuverlässigsten, aber auch teuersten Maßnahmen gegen Schnecken. Sie sollten nicht zu nah an Pflanzen stehen, da diese sonst zur Kletterhilfe für die Tiere werden können. Was man gerne vergisst: Hier wie auch bei den Schutzstreifen ist es wichtig, nach deren Aufbau die Tiere aus der innere Zone abzusammeln.

Können Pflanzen Schnecken in die Flucht treiben?

Zum Beispiel Lavendel, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei und Thymian wird eine abschreckende Wirkung nachgesagt. Rottleb vom Nabu empfiehlt Bohnenkraut. Ein Tipp ist aber auch das Setzen von Pflanzen, die die Schnecken besonders gerne mögen - und zwar als Ablenkungsfütterung in einer gesonderten Gartenecke fernab der eigentlichen Beete.

Was ist eine Schneckenjauche?

Abgesammelte Schnecken werden durch ein Messer oder einen Guss kochenden Wassers abgetötet und mit frischem Wasser zu einem Sud angesetzt. Nach gelegentlichem Umrühren und zehn Tage Wartezeit wird diese Brühe an einzelnen Stellen im Garten ausgeschüttet und soll Schnecken fernhalten. Aber Pflanzen sollte damit nicht begossen werden. Wer nicht extra Schnecken töten will, um deren Kameraden zu vertreiben, kann auch die Pflanzen mit Extrakten wie aus Farnkraut, Lebermoos oder Kompost besprühen, sie gelten laut BLZ als schneckenfeindlich. Bei Regen all diese Mittel erneut ausbringen.

Kann ich Weinbergschnecken auch einfach sammeln und zubereiten?

Nein, die zur Zubereitung genutzten Arten - die Gewöhnliche Weinbergschnecke (Helix pomatia) und die Gefleckte Weinbergschnecke (Helix aspera) - unterliegen in Deutschland dem Naturschutz, erläutert das Bundesamt für Naturschutz. Wildlebende Exemplare dürfen daher nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Es kann aber abweichende Regelungen der Bundesländer geben.

Soll ich Schnecken überhaupt töten?

Naturschützer sagen natürlich nein, verzweifelte Gartenbesitzer greifen trotzdem gerne zu tödlichen Mitteln. Ein paar Anhaltspunkte erleichtern aber vielleicht die Entscheidung: Nicht jede Schneckenart schadet dem Garten, ganz im Gegenteil. Die ja sowieso unter Naturschutz stehende Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist ein Verbündeter im Kampf um die ungeliebten Nacktschnecken, sie frisst deren Eigelege und ansonsten nur totes Pflanzenmaterial. Und die meisten Gehäuseschnecken sind laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) ebenfalls harmlos, da sie überwiegend vom toten Pflanzenmaterial leben.

Haben Schnecken Feinde?

Igel, Kröten, Spitzmäuse, Zauneidechsen, Blindschleichen sowie diverse Vögel schnappen sich die Tiere. Rottleb vom Nabu sagt daher: "Am tierfreundlichsten ist es, Nützlinge wie den Igel zu fördern." Das gelingt im Garten durch die Anlage eines Laubhaufens, der als Unterschlupf dient. "Der Gartenzaun sollte natürlich durchgängig sein, damit die Tiere in den Garten kommen." Rottleb ergänzt: "Auch andere Nützlinge wie der Laufkäfer bekämpfen Schnecken." Sie leben in dunklen Gartenecken, in denen auch mal etwas Laub oder Holz liegen bleiben kann. "Nachts machen sie sich dann auf die Jagd."

Mein Schneckenproblem ist nicht wirklich groß. Was kann ich ohne Mühe tun, um es noch weiter einzugrenzen?

Mit Bedacht gießen. Die nachtaktiven Tiere brauchen Feuchtigkeit, um sich gut zu bewegen. Daher sollte man besser morgens statt abends gießen und und nicht flächendeckend, sondern gezielt direkt an den Pflanzen. Dann finden Schnecken keine feuchten Wege zum leckeren Grün. Deswegen sollte man die Beete besser auch nicht mulchen.

Überblick der Schnecken der Gartenakademie Rheinland-Pfalz

Tipps gegen Schnecken des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft

Harmlos im Garten: Die Bänderschnecke frisst vor allem Algen und Moos. Foto: Andrea Warnecke
Harmlos im Garten: Die Bänderschnecke frisst vor allem Algen und Moos. Foto: Andrea Warnecke
dpa-tmn