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Eine Nacht ins Kühle: Barbarazweige brauchen Kälteschock

Früher gab es zu Weihnachten keinen Baum. Man schnitt aber am 4. Dezember im Garten Zweige von Kirschbäumen ab und holte sie ins Haus. Dort erblühten sie bis zu den Feiertagen in einer Vase. Dieser Brauch der Barbarazweige ist heute auch noch verbreitet.

01.12.2015, 10:31

Bonn (dpa/tmn) - Barbarazweige werden am 4. Dezember, dem Gedenktag der Heiligen Barbara, geschnitten und in eine Vase ins Haus geholt. 20 Tage später, an Heiligabend, sollten sie erblüht sein - als Symbol für die Geburt Christi. Und die Blüten sollen Glück für das neue Jahr bringen.

Dafür brauchen die Zweige aber erst einmal einen Kälteschock in Form von einigen Malen Frost vor dem Schneiden. Aber das gab es in diesem Winter noch nicht in allen Regionen. Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz rät dann, die Zweige nach dem Schnitt für eine Nacht in die Gefriertruhe zu geben.

Danach - und natürlich falls die Zweige bereits den Winterschock im Garten hatten - kommen sie für ein paar Tage in ein kühles, aber frostfreies Zimmer. Erst danach folgt der Umzug in einen warmen Raum. Dort sollten die Knospen nach und nach erblühen. Beschleunigen lässt sich der Vorgang an der Heizung aber nicht. Dort vertrocknen die Zweige nur, betonen die Gartenexperten. Sie raten stattdessen, die Zweige nach dem Schnitt für mehrere Stunden in warmes Wasser zu stellen - und ihnen so den Frühlingsbeginn vorzugaukeln.

Klassischerweise nimmt man für den Barbara-Brauch Kirschzweige. Es eignen sich aber auch Zaubernuss, Winterjasmin, Kornellkirsche, Zierkirsche, Japanische Quitte, Goldregen, Ginster, Zierjohannisbeere sowie Schlehe, Zierpflaume, Mandelbaum, Forsythie, Weide und Hasel gut.

Hinter dem Brauch steht eine Legende: Die Kaufmannstochter Barbara musste ins Gefängnis. Auf dem Weg dorthin verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid, den Barbara in ihrer Zelle ins Wasser stellte. Am Tag ihrer Hinrichtung öffneten sich die Blüten, so die Überlieferung.

Belege für den Brauch, Barbarazweige zu schneiden, gab es bereits im 13. Jahrhundert. Damit sei diese Tradition älter als der Brauch, zu Weihnachten einen Nadelbaum im Haus aufzustellen und zu schmücken, erklärt Harald Seitz vom Verbraucherinformationsdienst aid. Dies sei erst seit rund 400 Jahren üblich. Zunächst wurden neben den Barbarazweigen auch Tannenzweige in den Zimmern als Weihnachtsschmuck verwendet, dann folgte der Baum.

In manchen Regionen gelten die Zweige sogar als Orakel: So soll man in Niederösterreich Zettelchen mit Namen darauf an Kirschzweige hängen. Der Name an dem Zweig, der zuerst erblüht, wird im kommenden Jahr besonders mit Glück rechnen können, so die Überlieferung.

Infos der Evangelischen Kirche

Infos der Gartenakademie Rheinland-Pfalz