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Grundschule Goethe-Eltern machen sich Sorgen

Für die Sanierung der Diesterweg-Grundschule Halberstadt sollen die Kinder in der Goethe-Schule untergebracht werden. Das sorgt für Kritik.

Von Dennis Lotzmann 26.10.2017, 01:01

Halberstadt l Nachdem der Kampf um Erhalt und Sanierung der Diesterweg-Grundschule in der Sargstedter Siedlung in Halberstadt von Erfolg gekrönt ist, geht nun das Tauziehen um Details weiter. Zwar scheinen mittlerweile alle Weichen dafür gestellt, dass die marode Einrichtung ab Sommer 2018 von Grund auf für rund 5,5 Millionen Euro saniert werden kann. Allerdings haben sich die Verantwortlichen im Rathaus mittlerweile von der Idee verabschiedet, diese auf 18 Monate veranschlagte Totalsanierung bei laufendem Schulbetrieb zu realisierten. Stattdessen sollen die Schüler dann in die Goethe-Grundschule wechseln. Und das wiederum ruft die dortigen Elternvertreter auf den Plan. Ein Punkt, der bei der Vorstellung der Sanierungspläne in der heutigen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses für Zündstoff sorgen könnte.

Die Schulelternratsvorsitzende Nadine Splittgerber nennt im Gespräch eine ganze Reihe von Punkten, die aus ihrer Sicht Konfliktpotenzial beinhalten und die Qualität des Unterrichts beeinträchtigen dürften. Sie fordert die Verwaltung auf, alternative Varianten zu prüfen.

„Dreh- und Angelpunkt ist die Zahl der Kinder und der zur Verfügung stehende Platz in der Goethe-Schule“, bringt es die Mutter auf den Punkt. Konkret geht es laut Verwaltung darum, ab dem Schuljahr 2018/19 neben den regulär 285 Goethe-Schülern weitere 121 Mädchen und Jungen aus der Diesterweg-Schule unterzubringen. Und dieser rechnerische Aufwuchs um 42 Prozent sorgt nun die Eltern.

„Wir sehen die Gefahr, dass Räume, die bislang für die gezielte Lern- und Begabtenförderung genutzt werden, zu normalen Klassenräumen umfunktioniert werden und dadurch die Aberkennung des Status‘ als Begabten- und Lernförderschule droht“, skizziert Nadine Splittgerber ein Szenario. Ihre Forderung: Die Stadt sollte über alternative Ausweichstandorte nachdenken, beispielsweise über die seit Jahren geschlossene frühere Grundschule am Paulsplan.

Peter Kuschel, im Rathaus zuständiger Fachbereichsleiter für Schulen und Kindertagesstätten, räumt den logistischen Aufwand, der mit dem Umzug der Diesterweg-Kinder verbunden sei, ein. „Alle Fachbehörden – darunter Jugendamt und Landesschulamt – haben uns dies aber zwingend empfohlen.“ Und: Neben der Goetheschule seien alle übrigen Grundschulen im Stadtgebiet voll belegt.

Deshalb scheide auch die diskutierte Variante, die Diesterweg-Kinder jahrgangsweise auf verschiedene Schulen aufzuteilen, aus. „Sowohl Lundner- als auch Anne-Frank-Grundschule sind voll. Und in der Spiegel-Grundschule soll ab Februar 2019 ebenfalls die Totalsanierung samt Komplettumzug starten. Die Frage nach dem Wohin für diese Kinder ist für uns ein sportlicher Auftrag“, so Kuschel. Daher bleibe nur die Variante Goethe-Schule. „Was natürlich für alle Beteiligten ein Kompromiss ist“, wie Thomas Fahldieck als zuständiger Abteilungsleiter einräumt.

Und was ist mit der Variante Paulsplan-Schule? Hier findet Beate Grebe als Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft HaWoGe und Gebäudeeigentümerin klare Worte: „Die Schule steht seit Jahren leer, ist von allen Ver- und Entsorgungsmedien abgeklemmt und hat erhebliche Vandalismusschäden. Sie für eine Übergangszeit wieder nutzbar zu machen, wäre mit einem wirtschaftlich unvertretbar hohem Aufwand verbunden.“ Was Peter Kuschel bestätigt: „Der finanzielle Aufwand läge im siebenstelligen Bereich, allein für Brandschutzauflagen wären 500.000 Euro nötig.“

Und was ist mit anderen Alternativen? Beispielsweise mit dem Umzug der Diesterweg-Kinder in eine Container-Schule auf Zeit? „Das würde ebenfalls im sechsstelligen Bereich liegen und ist mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten der Stadt unrealistisch“, so Kuschel.

Bleibt also wirklich nur die Variante Goethe-Schule? Aus Sicht der Stadt gibt es dazu keine Alternative. Gleichwohl werde versucht, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, betont Thomas Fahldieck. So sollen zwar Bibliothek und Förderräume zu Klassenräumen auf Zeit werden – „die Bücherei wird aber innerhalb der Schule umziehen und nutzbar bleiben. Ebenso bleibt ein Förderraum erhalten“, versichert er.

Einschränkungen werde es auch beim Mittagessen geben. Aktuell gebe es einen großen und einen kleinen Speiseraum im Keller. „Möglich ist ein Durchbruch, um mehr Platz zu schaffen. Weil so aber der Lärmpegel steigen würde, ist die Entscheidung hier noch nicht gefallen. In jedem Fall werden wir nicht umhin kommen, in Etappen zu essen.“ Dies sei vom Gesundheitsamt abgesegnet.

„Und was ist mit Feuchtigkeit und Schimmelbefall in einigen Kellerräumen“, hält Nadine Splittgerber entgegen. Feuchtigkeitsprobleme gebe es, aber keinen Schimmel, so Kuschel. Was eine Sprecherin der Kreisverwaltung bestätigt: „Es gibt Ausblühungen im Mauerwerk, aber keinen Schimmel.“

Die Feuchtigkeit in Teilen des Kellers soll nach der Sanierung der Diesterweg-Schule angegangen werden. „Wir planen 2020/21 für rund 600.000 Euro die Trockenlegung und wollen dann im Keller Horträume einrichten“, kündigt Peter Kuschel an. Apropos Hort: Für die Diesterweg-Kinder würden für die Übergangszeit in der Goethe-Schule Horträume eingerichtet, die Goethe-Hortkinder blieben bis zum Abschluss der Kellersanierung in der Kita Kinderland.

Thomas Fahldieck sieht die Probleme, wenn statt 285 gut 400 Kinder die Schule besuchen. Aber: Als Sekundarschule war das Haus für 600 Schüler ausgelegt. „Wir alle müssen mit Kompromissen leben, sind aber offen für Alternativvorschläge.“