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Handball Ein Wettstreit ohne Gewinner

Der HC Salzland sorgt mit dem Plan, in der kommenden Saison mit männlichen Teams an den Start zu gehen, für großen Unmut beim HV Rot-Weiss.

Von Dennis Uhlemann 29.05.2018, 23:01

Staßfurt l Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Dieses Sprichwort gilt in diesen Tagen im Staßfurter Handballsport mehr denn je zuvor. Denn seit einiger Zeit knistert es gewaltig. Der HC Salzland 06 hatte den Plan geschmiedet, eine männliche Handballabteilung zu eröffnen. Und stieß damit auf großen Unmut auf Seiten des HV Rot-Weiss Staßfurt. „Damit wird die langjährige Handschlag-Übereinkunft zwischen den beiden Vereinen, welche noch auf die Ära des Gründungspräsidenten Horst Braunisch zurückging, aufgelöst“, beschreibt es der Verein in einer Pressemitteillung.

Der Hintergrund: Der HC Salzland gründete sich damals aus dem Verein Concordia Staßfurt und übernahm die dort ansässige weibliche Handballabteilung. Jahrelang entwickelten beide Vereine, der HV Rot-Weiss und der HCS, den Handball weiter, der eine Verein im weiblichen, der andere im männlichen Bereich. „Von dieser Regelung profitierten beide Vereine“, schrieben die Rot-Weissen weiter. „Jetzt wurde diese Vereinbarung einseitig vom HC Salzland aufgekündigt.“ Konkret sah das so aus, dass die 06er beim Handball-Verband Sachen-Anhalt (HVSA) drei männliche Teams für die kommende Spielzeit meldeten: eine A-Jugend, eine C-Jugend und ein Herrenteam in der Bezirksliga. Das löste in Patrick Schliwa, dem Präsidenten des HV Rot-Weiss Staßfurt, großen Ärger aus. „Es gibt ein Riesenproblem zwischen beiden Vereinen“, berichtete er noch in der Vorwoche. „So etwas geht gar nicht. In Staßfurt gibt es keinen Platz für zwei männliche Vereine.“

Und so erinnerte sich auch Schliwa an das Sprichwort mit den sprechenden Menschen und suchte das Gespräch mit Beatrix Nahrendorf aus dem Vorstand des HCS. „Ich habe sie gebeten, das nicht zu machen mit den männlichen Mannschaften.“ Und das schien, in Rücksprache mit dem Vorstand, wohl gefruchtet zu haben. Am Montag haben die Salzländer zwei der drei männlichen Teams nach nur wenigen Tagen wieder zurückgezogen. Nur die männliche E-Jugend wird an den Start gehen. „Es sind Personen an uns herangetreten, die hier drei männliche Teams aufbauen wollten“, berichte Sylvia Breitenstein aus dem Vorstand des HC Salzland. „Wir haben uns gemeinsam dazu entschieden, die E-Junioren zu unterstützen. Es wurde niemand abgeworben. Die Kleinen hätten sonst ohne Verein dagestanden.“

Natürlich muss es für den folgenreichen Entschluss des HC Salzland Gründe geben. Dass die vergangene Saison beim HV Rot-Weiss Staßfurt nicht leicht war, räumen die Staßfurter auch in ihrer Pressemitteilung ein: „Im Männerbereich lief es nicht rund. Im Nachwuchs entstand sehr viel Unruhe und Eltern waren zurecht verärgert.“ Es entstanden zahlreiche Reibereien, vor allem im zwischenmenschlichen Bereich. Und das führte letztlich auch dazu, dass drei ehemalige Funktionäre des HV Rot-Weiss ihr Amt niederlegten und nun beim HC Salzland tätig sind. Und mit ihnen nun auch einige E-Junioren. Aber auch nur Spieler dieser Altersklasse. Bei der C- und A-Jugend kam es, nach Aussagen des HV Rot-Weiss, zu einem „aggressiven Abwerben“. Vor allem an den A-Jugendlichen wurde „sehr gebaggert“, so Schliwa. Für das geplante Bezirksliga-Team sollten sie gewonnen werden. Doch der HCS biss auf Granit.

„Es ist dann doch noch einigermaßen positiv verlaufen“, so Schliwa. „Trotzdem bedauern wir es sehr, dass es immer noch ein männliches Team beim HC Salzland gibt.“ Denn der Präsident stellte klar: „Auch wir haben schon oft Anfragen gehabt, ein weibliches Team beim HV Rot-Weiss ins Leben zu rufen, haben das aber immer sofort abgelehnt.“

Weil der HC Salzland, Stand jetzt, immer noch mit einem männlichen Team in die kommende Saison starten wird, bleibt aber ein Riss zwischen den beiden Staßfurter Vereinen bestehen. Die langjährige Übereinkunft wurde gebrochen. Und das tut keinem in der Stadt gut. „Bei diesem Wettstreit kann es keine Gewinner geben“, formuliert es der HV Rot-Weiss passend in der Pressemitteilung. „Leidtragend sind die Kinder, die durch die persönlichen Befindlichkeiten von Erwachsenen hin und her gerissen werden.“ Denn egal, ob nun beim HV Rot-Weiss oder beim HC Salzland. Die Kleinen sollen Spaß am Handball haben und nicht die Gefechte der Erwachsenen austragen.

In Anbetracht dieses Gesichtspunkts sollten sich die Vorstände beider Vereine doch lieber nochmal zusammensetzen. Und miteinander sprechen. Für die Stadt. Für den Frieden zwischen den Vereinen. Vor allem aber für die Kinder.