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Handball Vom Torjäger zum Ortschaftsrat

Der frühere SCM-Rückraumspieler Günther Dreibrodt feiert am Dienstag seinen 65. Geburtstag.

Von Jörg Aberger 25.07.2016, 23:01

Dessau-Roßlau (dpa) l Handball spielt die frühere SCM-Ikone Günther Dreibrodt inzwischen nicht mehr, dafür ist er ein eifriger Spieler des Zahlenlegespiels „Rummikub“. Und dabei legt der Gewinner von olympischem Handball-Gold bei den Spielen in Moskau 1980 ebenso viel Ehrgeiz an den Tag wie auf dem Hallenparkett. „Verlieren kann er nur sehr schwer“, sagt Ehefrau Waltraud augenzwinkernd, die ihrem Mann häufig am Spieltisch gegenüber sitzt. Am heutigen Dienstag feiert er seinen 65. Geburtstag.

Der Ehrgeiz hat Günther Dreibrodt in seiner langen Handballer-Karriere zahlreiche Titel eingebracht: Sieben DDR-Meistertitel gewann er mit dem SC Magdeburg, drei Mal holte er mit dem Team den FDGB-Pokal, 1978 und 1981 gewannen die Magdeburger mit Dreibrodt den Europacup. 186 Länderspiele absolvierte er für die DDR, warf dabei 691 Tore, sicherte sich mit seinen Mannschaftskameraden 1978 die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Dänemark.

Sein Einstieg in die Handballwelt war eigentlich gar nicht wirklich geplant. „‘Geh doch mal zum Training‘, riet mir mein Cousin, und da bin ich dann dabei geblieben“, erinnert sich Dreibrodt an die Anfänge in seiner Heimatstadt bei der BSG Motor Schiffswerft Roßlau. Nach einer Zwischenstation bei ZAB Dessau, wo er als 17-Jähriger sein erstes Oberliga-Tor gegen den SC DHfK Leipzig einnetzte, kam er zum SC Magdeburg. Bis zu seinem Abschied aus Magdeburg brachte er es dann insgesamt auf sagenhafte 2097 Treffer.

Er hat sogar das Kunststück fertig gebracht, in einem Europacupspiel gegen die spanische Mannschaft Club Balonmano Granollers 18 Tore zu erzielen, ein bis heute unerreichter SCM-Rekord. In der Oberliga-Saison 1976/77 trug er sich mit 204 Treffern als erfolgreichster Torschütze ein.

„Am 25. März 1973 habe ich in Brest gegen Frankreich mein erstes Spiel in der Nationalmannschaft gemacht und auch gleich mein erstes Tor im Nationaltrikot erzielt“, berichtet der Jubilar. Mehr als 200 Wimpel von internationalen Begegnungen hebt er in seinem Haus in Dessau-Roßlau nach wie vor auf. „Davon und von den vielen Trikots wird er sich mit Sicherheit auch nicht trennen“, sagt Waltraud, mit der Günther Dreibrodt zwei Töchter und zwei Söhne hat. Das Paar kennt sich schon seit frühester Kindheit, auch Waltraud spielte eine Zeit lang Handball.

Die Staatsführung der DDR zeichnete den Handballer 1980 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber aus, 1984 folgte der in Gold. Berührungsängste mit den Orden und Medaillen hat Dreibrodt nicht: „Ich bin ja schließlich für sportliche Leistungen ausgezeichnet worden und nicht für irgendwelche politischen Aktivitäten.“

Nach dem Ende der DDR baute er ein Zaun- und Carportcenter in Dessau-Roßlau auf. Heutzutage ist er als Kursleiter in der Gesundheitsprävention tätig und bietet Kurse in Aquafitness an. Außerdem ist er im Ortschaftsrat Roßlau politisch aktiv. „Ich will bei der Gestaltung des Gemeinschaftslebens teilhaben und mit meiner Stimme diejenigen vertreten, die mich gewählt haben“, sagt der parteilose Lokalpolitiker.

Zur Feier heute erwarten die Dreibrodts ein relativ volles Haus. „30 bis 35 Leute werden wir dann wohl sein“, schätzt Waltraud. Das sei allein schon dem Umstand geschuldet, dass die Familie ja ziemlich groß ist.

Die Liebe zum Handball hat der Jubilar schon längst auf die nächsten Generationen übertragen. Sohn Christian spielte zuletzt beim HSV Magdeburg, ist dort nach zahlreichen gesundheitlichen Problemen im „Stand by“-Status. Enkel Til machte es seinem Vater Christian nach, spielte ebenfalls für den HSV Magdeburg, wechselte aber inzwischen die Seiten und steht bei der U 11 des FCM im Tor.