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Handball Abwehr als Erfolgsgarant

Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek bilden bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft das Abwehrbollwerk. Mit dem Prädikat „weltklasse“.

Von Anne Toss 23.01.2019, 00:01

Köln l Wer Patrick Wiencek auf einer Pressekonferenz trifft, der erkennt ihn kaum wieder. Mit einer Seelenruhe beantwortet er alle Fragen, erklärt taktische Umstellungen, gibt Einblicke ins Hotelleben. Seine Selbsteinschätzung – „Ich bin neben dem Spielfeld eher ein ruhiger Vertreter“ – stimmt also tatsächlich. Auf der Platte packt er dagegen gnadenlos zu – erst recht bei der Handball-Weltmeisterschaft. Szenenapplaus gibt es für den zwei Meter großen und rund 110 Kilogramm schweren Abwehrspezialisten des Öfteren: Zum Beispiel, als er den Isländer Gisli Kristjansson per „Umarmung“ bis zur Seitenauslinie beförderte oder die Würfe des Kroaten Domagoj Duvnjak herunterpflückte.

„Wir stehen alle unseren Mann“, wiegelt der 29-jährige Wiencek ab, „als Abwehrspieler muss man mit Herz dabei sein. Und das sind wir.“ Das belegen auch die nackten Zahlen, die Wiencek schon ein bisschen stolz machen. Die meisten Gegentore kassierte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bislang gegen Frankreich, nämlich 25. Im Vergleich mit den Hauptrunden-Teilnehmern erzielt das DHB-Team mit durchschnittlich nur 21,6 Gegentoren den Spitzenwert. Die Defensive ist das Prunkstück des DHB-Teams – oder wie Bob Hanning sagt: „Wir können die weltbeste Abwehr stellen.“

Und daran hat auch Hendrik Pekeler einen großen Anteil. Seit der 27-Jährige im vergangenen Sommer zum THW Kiel wechselte und somit Vereinskollege von Wiencek wurde, haben sich die beiden noch mehr aufeinander abgestimmt. „Das ist ein Vorteil. Wir verstehen uns blind und spielen hier ja annährend dasselbe System wie in Kiel“, meint Wiencek.

Während sich Letzterer momentan voll auf die Abwehr konzentrieren kann, ist Pekeler auch im Angriff gefragt. Beim 22:21 (11:11)-Erfolg am Montagabend gegen Kroatien steuerte er gleich drei Tore zum Sieg und dem vorzeitigen Halbfinaleinzug bei – einen davon zum unheimlich wichtigen 21:20-Führungstreffer in der 59. Minute. Während es bei Pekeler also auch im Angriff läuft, hakt es dort jedoch ab und an bei seinen Mitspielern.

Für Pekeler ist das aber nicht überraschend. „Je länger ein Turnier dauert, desto schwächer wird die Offensive“, meint er. „Das haben wir bei anderen Turnieren schon erlebt. Anscheinend ist es in der Abwehr einfacher, sich zu motivieren, als sich im Angriff durchzusetzen. Warum das so ist? Wahrscheinlich liegt es am Kräfteverschleiß“, mutmaßt Pekeler.

Am heutigen Mittwoch gegen Spanien (20.30 Uhr, ARD) will Bundestrainer Christian Prokop seinen Stammkräften deshalb etwas Ruhe gönnen. „Wir wollen uns aus Köln gut verabschieden – und die Mannschaft will siegen, das steht fest“, bekräftigt Prokop. „Aber ob wir das bis zum bitteren Ende durchziehen, sei dahingestellt.“ Er wolle, wie bereits in der Vorrunde gegen Serbien, die Einsatzzeiten verteilen. Somit könnten Matthias Musche oder auch Finn Lemke zum Zuge kommen.

Die Belastung nach sieben Spielen macht sich auch in den Abwehrreihen bemerkbar. „So frisch wie am ersten Tag ist man auf jeden Fall nicht mehr“, sagt Wiencek und grinst. Allerdings: „Der erste Gang morgens zur Toilette ist immer am schwersten. Wenn man dann einmal in Fahrt ist, geht es wieder“, scherzt er. Und auch Pekeler lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass das Abwehrbollwerk weiterhin funktionieren wird. Auf die Frage, ob er erneut zu einer solchen Top-Leistung fähig sei, antwortet er einfach mit: „Ja.“