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Handball Die Rückkehr des Gereiften zum SCM

Philipp Weber kehrt zum Heimatverein SC Magdeburg zurück. Als lockerer, entspannter Leistungsträger, wie ihn die Fans sich wünschen.

Von Daniel Hübner 04.02.2021, 00:01

Magdeburg l Philipp Weber hat die vergangenen Tage genutzt, um mal ins Internet auf die Suche nach einer Wohnung in Magdeburg zu gehen. Positiv ist ihm dabei aufgefallen, dass der hiesige Markt seinen Ansprüchen entsprechend noch bezahlbare Bleiben zu bieten hat, in Leipzig herrscht doch ein etwas höheres Niveau auf der Mietenskala. Die Suche muss er allerdings nun erheblich reduzieren, am Dienstag dieser Woche hat erstmals die Mannschaft des SC DHfK gemeinsam mit allen WM-Rückkehrern trainiert. Am kommenden Sonntag geht es für sie in der Handball-Bundesliga wieder weiter. Re-Start in die Saison beim THW Kiel. „Nach einem Turnier wie der Weltmeisterschaft gibt es eigentlich keinen besseren Zeitpunkt, als gegen solch einen Gegner zu starten“, sagt Weber.

Nach der jüngsten WM, die für die deutsche Nationalmannschaft bereits in der Hauptrunde endete, hat sich Weber auch mal die Zeit genommen, über seine Zukunft nachzudenken. Nicht nur am Tage, auch nach Sonnenuntergang. Zwangsläufig. „Ich muss ehrlich sagen, die Entscheidung hat mir schlaflose Nächte bereitet“, gesteht der 28-Jährige. Sein Vertrag in Leipzig läuft zum Sommer aus, die Frage, die sich Weber stellte: Bleibe ich oder gehe ich? Letztlich schlug er das Angebot des SC DHfK aus, letztlich schlug er auch viele andere Angebote, die ins Haus flatterten, aus. Letztlich entschied sich Weber für die Heimat. Für Magdeburg. Für den SCM.

Und er sorgte für lauter freudige Gesichter an der Elbe. „Zu den Ersten, die mich angerufen haben, gehörten Bennet Wiegert, Marc Schmedt und Matthias Musche“, so Weber. Der Trainer, der Geschäftsführer, der Mitspieler, mit dem Weber schon zur Schule gegangen ist.

Die Resonanz war letztlich so überwältigend, „dass ich zwei Tage lang das Handy abschalten musste, um mal durchzuatmen“. Und um bei den Spaziergängen mit Labrador Malu abzuschalten, sich wieder auf das Wesentliche seines Sports zu fokussieren. Denn der Fokus liegt bis zum Sommer noch in Leipzig, und dort „wollen wir die beste Bundesliga-Saison seit dem Aufstieg spielen“, sagt Weber. Das beste Ergebnis war bislang ein achter Platz. Ab 1. Juli tritt der Kontrakt bei den Grün-Roten in Kraft – vorerst gültig bis 2024.

Weber ist vor acht Jahren als „Pipo“ gegangen, nun kehrt er als „Phlippi“ zurück. Aber nicht nur die Spitznamen haben sich seither verändert, auch der Spieler Weber ist nicht mehr jener von 2013. „Damals war ich ein Heißsporn, der sich über viele Dinge zu viele Gedanken gemacht hat“, sagt er. „Heute bin ich entspannter, lockerer, im Kopf viel klarer, was auch meinem Spiel zugute kommt.“ Dieses Spiel, das dieses Riesentalent zu Beginn der 2010er Dekade längst perfektioniert hat und das ihn „zu einem gestandenen Bundes- und Nationalspieler gemacht hat“, wie Weber selbst sagt, hatte auch viele Förderer gefunden.

Einen Christian Prokop, der ihn dankbar in sein damals noch Leipziger Zweitliga-Team aufgenommen und ihm die Chance gegeben hat, sich „überhaupt in der Bundesliga durchzusetzen, denn das war für mich lange nicht klar. Mit ihm hatte ich eine riesige Zeit“, berichtet Weber.

Einen Michael Biegler, „der auch mal andere Ansichten vom Spiel vertreten hat“. Einen André Haber, der „sehr akribisch mit dir an den Schwächen arbeitet“. Und nicht zuletzt einen Kai Wandschneider, „der vielleicht den größten Einfluss hatte, der mir extreme Freiheiten gegeben hat, was mir und meinem Spiel sehr gut getan hatte“, erklärt Weber mit Rückblick auf seine Saison 2016/17, als er für ein Jahr unter Wandschneider bei der HSG Wetzlar spielte, bester Schütze der Bundesliga (224 Tore) wurde – und Nationalspieler. Am 3. Januar 2017 hatte er seinen ersten Auftritt gegen Rumänien. Letztlich, sagt Weber, war es die Mischung aus allen vier Trainern, die ihn nach vorn gebracht hat.

Aber nun ist es Zeit für einen neuen Abschnitt, der ihn auch auf die internationale Vereinsbühne bringen soll. Die hat er in den vergangenen acht Jahren nämlich nicht gesehen. Seine Qualitäten sollen dem SCM zu Titeln verhelfen. Und „es ist mir letztlich egal, wo mich der Trainer aufstellt“, sagt Weber. Wenngleich die Mitte des Rückraums seine eher bevorzugte Position ist. Obwohl Positionen im Rückraum im Kombinationsspiel unter Wiegert eher relativ sind, weiß auch Weber.

Weber ist nicht mehr der Junge von damals, der als Teenager frech den Keeper ausgeguckt und dann geschmunzelt hat, dem aber auch schnell Unzufriedenheit anzusehen war. Weber ist nun der, auf den alle einst gehofft haben: ein Leistungsträger mit großen Ambitionen. Wie ihn sich die alten, neuenFans wünschen. Weber: „Ich hoffe, dass wir ab nächster Saison wieder vor Fans spielen können, denn die Atmosphäre in der Getec-Arena ist einmalig.“ Und die Getec-Arena wird nun wieder sein zweites Wohnzimmer. Das muss er auch nicht im Internet suchen, das findet er mit verbundenen Augen.